Kinder organisieren eigenes Rennen

Dynamisch und bestens organisiert ging es beim »Rebenlauf« zu. Im Bild: die »Bambini«. ©Regina Heilig
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist am Samstag in Zell-Weierbach ein Sportereignis über die Bühne gegangen: Beim »Rebenlauf« trat nicht nur der Nachwuchs gegeneinander an – sie organisierten sich auch komplett selbst!
Offenburg-Zell-Weierbach. Die Jugend von heute, ach! Will man den Klagen glauben, dann verkümmern sie alle schon in jungen Jahren vor iPads und Tablets, kennen Sport höchstens aus Computerspielen und bringen nichts allein auf die Beine. Von wegen! Die Eltern von Ludwig Tüncher, Magdalena Zentner, Jonathan Bessler, Louis Vollmer, Sergio Ittermann und Oliver Bieser brauchen sich solche Sorgen nicht zu machen. Eher wäre die Frage akut, ob der Filius nicht beim Ausdrucken von Siegerurkunden der Familiendrucker leert oder beim Investment in Medaillen und Pokale allzu viel Taschengeld riskiert.
Urkunden, Pokale? In der Tat: Nach dem Stadtlauf 2013, an dem sie teilgenommen hatten, fand sich das Orga-Team aus Zell-Weierbacher Kindern spontan zusammen, um in heimischen Gefilden ihre Freunde und Schulkameraden zum »Rebenlauf« zu bitten. »Da hatten wir noch nicht so viel Erfahrung, zum Beispiel hatten wir nicht bedacht, dass man nicht alle Altersklassen zusammen antreten lassen kann«, blickt Ludwig Tüncher, wie seine Mitstreiter um die zehn, elf Jahre alt, selbstkritisch zurück.
Beim »2. Rebenlauf«, der am Samstag im Weierbächle, »vor dem Haus vom Basler Klaus«, startete, ging es wesentlich professioneller zu: In fünf Gruppen, begleitet von Fahrrad-Boten, die per Ohrstöpsel und Walkie-Talkie mit der Rennleitung verbunden waren, traten 22 Kinder an. »Wir sind den Lauf im Geiste durchgegangen, haben überlegt, was kann wo passieren«, erklärte Ludwig Tüncher die Herangehensweise. »Sie haben alles selbst organisiert, die Urkunden, die Medaillen – sogar die Getränke selbst im Penny gekauft und mit dem Einkaufswagen bis hierher geschoben«, berichtete Maren Tüncher. Ihre Töchter Annie und Paula halfen hinter den Kulissen mit, Bruder Ludwig schmiss mit Jonathan Bessler Start und Ziel, die anderen sicherten die Strecke als Fahrradposten.
Schmunzelnde Nachbarn
Nicht nur stolze Eltern, auch Nachbarn standen schmunzelnd am Straßenrad, die Autofahrer warteten entspannt, bis die Fahrbahn frei war. »Das geht halt hier im Weierbächle,« betonte eine Anwohnerin, »hier sind auch die Kinder immer willkommen, kein Grundstück ist eingezäunt!«
Der jüngste Teilnehmer war übrigens Maurice Vollmer, nur wenige Tage vom dritten Geburtstag entfernt. Ihn führte beim »Bambini«-Lauf Bruder Louis an der Hand. Nicht etwa, weil der Jüngere nicht genauso schnell wetzen könnte wie die anderen, sondern weil ihm in seinem Alter das Konkurrenzdenken noch etwas fehlt: »Er bleibt halt zwischendurch einfach mal stehen!«