Sasbachwalden

Arbeit mit jedem einzelnen Flüchtling im »Bel Air«

Roland Spether
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16. February 2016
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(Bild 1/2) Die Flüchtlinge im »Bel Air« in Sasbachwalden werden neben der ehrenamtlichen Hilfe auch professionell betreut. ©Foto: Roland Spether

DRK und Caritas kümmern sich im »Bel Air« in Sasbachwalden um die Flüchtlinge. Sie sind für die Verfahrens- und Sozialbetreuung zuständig.
 

»Es gibt nicht die Flüchtlinge, es sind Menschen wie du und ich, mit Freuden, Sorgen und Hoffnungen«. Die Gesprächsrunde der  Mitarbeiter von Caritas, DRK und Regierungspräsidium in der »BEA« Bel Air war sich darin einig, dass Hilfe und Integration dort beginnt, wo nicht die anonyme Masse von Flüchtlingen gesehen wird, sondern jeder einzelne Mensch »ein Gesicht bekommt«. Unisono betonten die Verantwortlichen Sarah Jendrsczok und Christine Schmelzle (DRK) sowie Carmelo Scalisi (Caritas): »Wenn wir es schaffen, aus Flüchtlingen Menschen zu machen und Begegnung mit anderen zu ermöglichen, dann wird sich auch das Bild der Fremden in unserer Gesellschaft verändern«. 

Konkrete Hilfe

Seit Herbst 2015 nimmt der DRK-Kreisverband paritätisch mit dem Caritasverband Acher-Renchtal die »Unabhängige Verfahrens- und Sozialberatung« in der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Sasbachwalden wahr. Hierfür sind seitens des Caritasverbandes auch Anke Endreß und Isabelle Eisinger verantwortlich. Vorgesehen ist, dass nach dem Personalschlüssel 1:100 insgesamt sieben, vom Land finanzierte Vollzeitstellen für die Betreuung der Menschen auf der Flucht geschaffen werden, wie in der Gesprächsrunde im Beisein von Thomas Hosp und Susanne Flum-Arnold vom Regierungspräsidium Freiburg und Doris Schmith-Velten vom DRK-Kreisverband zu hören war.

»Unabhängige Verfahrens- und Sozialberatung« klingt etwas sperrig und amtlich, ist aber analog des Flüchtlingsaufnahmegesetzes und spätestens seit den großen Flüchtlingsströmen der Jahre 2014/15 eine konkrete Hilfe der staatlichen Willkommenskultur und ein wichtiger Markstein auf dem Weg hin zu einer gelingenden Integration. 

Dass daran im Bel Air die Mitarbeiter des Regierungspräsidiums und der Betreiberfirma Uni Care, die Ärzte und Krankenschwestern und die vielen ehrenamtlichen Helfer mitarbeiten, wurde von der Gesprächsrunde mehr als deutlich betont und sogar als »guter, familiärer Geist« beschrieben, der das Miteinander aller Verantwortlichen zum Wohle der Flüchtlinge vernetzt und Begegnungen, Initiativen und Veranstaltungen im Haus, in Sasbachwalden und darüber hinaus ermögliche. 

Die Beratung der Mitarbeiter von DRK und Caritas finde auf der Basis der aktuellen Gesetzgebung statt und sie umfasse die  vier Tätigkeitsfelder Sozialberatung, Verfahrensberatung, Sozialbetreuung und Ehrenamtsbegleitung. 

Klassische Sozialarbeit

Bei der Ankunft neuer Flüchtlinge im Bel Air gehöre es zur primären Aufgabe, besonders schutzbedürftige Personen zu identifizieren, sich um sie zu kümmern und die entsprechenden Hilfen und Begleitungen in die Wege zu ­leiten. 

Genannt wurden Betroffene wie schwangere Frauen, Menschen mit Behinderungen, Erkrankungen und Traumata oder Kinder und Jugendliche, die wie die Erwachsenen etwa aus den Kriegsgebieten in Syrien kommen und dort wie auf den lebensgefährlichen Fluchtwegen entlang der »Balkanroute« oder übers Mittelmeer kaum vorstellbare Erfahrungen machen mussten. Hier setze die klassische Sozialarbeit mit ganz unterschiedlichen Problembereichen und Anforderungen an, um individuell, fachlich und vor allem menschlich weiter zu helfen, das Leben zu stabilisieren und mit konkreten Hilfen zur Selbsthilfe wie spielerisch Deutsch lernen für Kinder, Angebote für Frauen oder Hilfen beim Asylverfahren eine Hoffnungsperspektive aufzuzeigen. 

Persönliche Dramen

Mit Tränen in den Augen würde oft von so manchem persönlichen Lebensdrama berichtet, unvorstellbar sei auch, welche Erfahrungen Kinder machen mussten und wie viel Kraft sie für die Flucht aufbrachten. »Wie geht es weiter, wo komme ich hin, wann bekomme ich Asyl?« Diese und viele andere Fragen gehören mit zum alltäglichen Tätigkeitsfeld der »Verfahrensberatung« und dem großen Wunsch der Flüchtlinge, nach der Registrierung weitere Schritte im Asylverfahren gehen zu können, anerkannt zu werden und mit Hilfe der Sozialarbeit in Deutschland eine neue Heimat zu finden.

Hintergrund

Verfahrens- und Sozialberatung

Die unabhängige Verfahrens- und Sozialberatung für neu ankommende, schutzsuchende Flüchtlinge hat das Land Baden-Württemberg auf freie, gemeinnützige Träger der Flüchtlingssozialarbeit übertragen, die wie Caritas und DRK der Liga der freien Wohlfahrtsverbände angehören. Diese haben auf der gesetzlichen Grundlage in Deutschland und gemäß den EU-Richtlinien eine entsprechende Rahmenkonzeption für Inhalte und Ziele der Verfahrens- und Sozialberatung ausgearbeitet, die zentrale menschenrechtliche Standards garantieren. 
Wichtig ist, dass sich die Flüchtlinge durch die Hilfen der Verfahren und Sozialberatung im Aufnahmeland zurechtzufinden. »Sie soll die Schutzsuchenden in die Lage versetzen, das Asylverfahren ausreichend zu verstehen, um möglichst sachgerecht und selbstverantwortlich handeln und entscheiden zu können«. 
Eine wesentliche Zielvorgabe ist auch die Unterstützung der Ehrenamtskoordination und die Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Engagierten, die mit einer erfolgreichen Gemeinwesenarbeit im Umfeld der Einrichtungsstandorte wesentlich zu einer Akzeptanz in der Bevölkerung beitrage. Dies hat sich bisher in Sasbachwalden bestens bewährt, so dass hier für die weitere Sozialarbeit von Caritas und DRK eine gute Basis vorhanden ist.

Info

Spenden

Die  Grundversorgung für die Flüchtlinge ist in der BEA zwar gesichert, doch gibt es besondere Einzelfälle, für die eine zusätzliche Hilfe erforderlich wird. Geld wird auch benötigt für inte­grative Aktivitäten, Materialien für Unterricht oder Bastel- und Freizeitangebote. 
Bankverbindung: Caritasverband Acher-Renchtal, Sparkasse Offenburg IBAN: DE39 6645 0050 0088 0495 59, BIC: SOLADES1OFG.
DRK-Kreisverband: Sparkasse Bühl, IBAN DE83 6625 1434 0000 0196 95, BIC SOLADES1BHL.

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