"Manege frei" heißt es derzeit wieder in Kehl
Auf dem Flugplatzgelände in Sundheim spitzeln Zeltmasten in den blauen Himmel: Der Familienzirkus Kaiser hat dort für zehn Tage seine Zelte aufgeschlagen. Das zweistündige Programm ist gespickt mit Luft- und Bodenakrobatik-Nummern, Jonglage und Tierdressuren. Von Donnerstag bis Sonntag, 4. Juni, heißt es täglich ab 16 Uhr „Manege frei“. Samstags gibt es um 19 Uhr eine zweite Vorführung und sonntags startet die Vorführung bereits um 14 Uhr.
Das Schwierigste für so einen kleinen Zirkusbetrieb ist das Überleben. Ans Aufgeben verschwendet hier jedoch niemand einen Gedanken; dafür ist die Zirkusleidenschaft in der Familie viel zu groß: Alle zehn im Zirkus beschäftigten Personen sind Familienmitglieder. Mittlerweile wird dieser bereits in der neunten Familiengeneration geführt. Und wenn es dann heißt „Manege frei“, dürfen sich die Zuschauer auf ein rasantes, akrobatisches und spektakuläres Programm freuen.
40 Reifen kreisen
Den Auftakt macht Chanina mit einem Balanceakt auf einem zwölf Millimeter dicken Seil. Der Chef des Hauses, Edmund Kaiser, zeigt mit seinen Araber-Pferden, einem 50 Zentimeter kleinen Zwergpony „Mini“ und seinen Kamelen Tierdressur vom Feinsten. Hula-Hoop-Akrobatik gibt es mit Selina, die bis zu 40 Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüfte kreisen lässt, bevor Feuerkeulen durch die Luft wirbeln und Angelina am russischen Netz nervenaufreibende Kunststücke präsentiert. Schafft es der Junge mit der eisernen Kinnspitze fünf übereinander gestapelte Stühle freihändig auf seinem Kinn zu balancieren? Das Publikum staunt nicht schlecht; die Stühle wiegen immerhin stolze 60 Kilogramm.
Da der Zirkus keine staatliche Unterstützung erhält, wird in der 20-minütigen Pause zu einer Tierschau eingeladen. Der Eintritt hierfür wird ausschließlich zur Futterbeschaffung verwendet.
Nach der Pause sorgt Alex Kaiser mit seinem Handstand auf einem wackeligen Stuhl-Flaschenturm nochmals für Hochspannung in der Manege. Es ist mucksmäuschenstill, als er auf das Podest steigt, auf dem vier Sektflaschen stehen. Auf diesen stapelt der junge Mann sieben Stühle aufeinander, um anschließend vorsichtig an ihnen hinaufzuklettern. Ein Trommelwirbel ertönt, der Atem wird angehalten; dann folgt der verdiente Applaus. Der Handstand auf einer Stuhlpyramide in acht Metern Höhe ist geglückt und die Zuschauer können wieder aufatmen, bevor der Feuerschlucker Fabian seine Flammen wie ein Drachen hoch in die Zirkuskuppel spuckt.
Natürlich darf bei einem Zirkus der Clown nicht fehlen. Und Spaßmacher Bambino Marlon Kaiser versteht es, mit einem Steinesel, die Kleinen und Großen zum Lachen zu bringen.
Sie trägt noch Windeln, sieht in ihrem Glitzerbody aber so hinreißend aus, dass sie die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert: die zweieinhalbjährige Madison Summer, das jüngste Mitglied der Kaiser-Zirkusfamilie. Auch sie hat die ersten Gehversuche in der Manege längst absolviert und ist fester Bestandteil des Programms.
Zuletzt kommen noch einmal alle Künstler hinter dem Vorhang hervor, um sich zu verbeugen. „Wollt ihr noch eine Zugabe?“, ruft Alex Kaiser den Zuschauern zu. Und als er die kleine Madison Summer mit gestreckten Armen nach oben hält, gibt es kräftigen Applaus. Auf diesen Nachwuchs kann die Familie stolz sein.