Zerstören statt diskutieren

Robert Habecks Wahlplakat hing ganze acht Stunden an einem Mast in Obersasbach, dann lag es beschädigt am Boden. Anke Hofmann vom Sasbacher Ortsverband der Grünen schildert, wie die vierköpfige Wahlplakat-Gruppe es wieder geflickt und erneut aufgehängt hat – bevor es zum zweiten Mal noch stärker zerrissen am Boden lag.

„Wir bilanzieren in diesem Wahlkampf zwei verschwundene und vier zerstörte Plakate in Sasbach und haben das auch angezeigt“, sagt Hofmann. Im vergangenen Kommunalwahlkampf war nur eines beschädigt worden. Sie stellt also schlimmere Verhältnisse fest als zuletzt.

Karen Stürzel, Sprecherin des Polizeipräsidiums Offenburg, bestätigt den Eingang der Anzeigen. Von einer Zunahme dieser Diebstähle und Beschädigungen von Wahlplakaten (beides Straftaten) spricht sie aber mit Blick auf das Gesamtaufkommen nicht.

Probleme zu Beginn

„Wir hatten gleich zu Beginn Anfang Januar gerade in Oberachern nur einen Tag, nachdem wir aufgehängt hatten, Probleme mit zerstörten Plakaten“, sagt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Andreas Federle. Danach sei es aber normal wie in den vergangenen Wahlen auch gewesen: Immer mal wieder das eine oder andere zerstörte Plakat.

„Da wir fast alle aufgehängt haben, können wir nicht einfach nachhängen“, sagt Federle, „wenn es geht, lasse ich die zerstörten Plakate hängen, damit die Leute sehen, dass es auch in Achern Menschen gibt, die die Arbeit und das Eigentum anderer nicht achten“. Die Demokratie verteidige man laut Federle aber nicht mit Sachbeschädigungen. Um die beschädigten Großplakate kümmere sich die Kreisgeschäftsstelle. Für Federle ist es im Großen und Ganzen ein normaler Wahlkampf.

Johannes Baier, Kreisvorsitzender der FDP aus Renchen, kennt Berichte über einzelne verschmierte und gestohlene Plakate. „In Legelshurst wurden offenbar die Plakate aller Parteien feinst säuberlich abgehangen und entwendet. Bis auf dieses Extrembeispiel empfinden wir aber die Beschädigung nicht stärker oder anders als sonst“, sagt Baier.

Gestohlene oder abgerissene Wahlplakate sind Stadtrat Inan Yesilgül weder für die SPD Achern noch für die SPD Ortenau bekannt. Ausnahme sei die Verunstaltung der Großplakate in Richtung Sasbach. Der Stadt Achern sind keine Beschädigungen oder Zerstörungen gemeldet worden.

„Bei uns ist es immer so, dass Plakate zerstört werden“, sagt AfD-Wahlkreis-Kandidat Taras Maygutiak. Egal gegen welche Partei es sich richtet, Maygutiak sieht diese Zerstörungen als Angriff auf das Ehrenamt. Er wisse, wie viel Arbeit dahinter steckt.

Für Meinungsfreiheit

Sasbachs Bürgermeisterin Dijana Opitz verurteilt solche Vorfälle ausdrücklich, „da sie den demokratischen Wahlkampf beeinträchtigen. Wir appellieren an alle, die Meinungsfreiheit zu respektieren“.

Für wahlentscheidend hält Taras Maygutiak die Plakate übrigens nicht. Wichtiger sei, in den sozialen Medien präsent zu sein. Anke Hofmann glaubt, es würde auffallen, wenn von einer Partei so gar keine Plakate hängen würden. Die Sasbacherin macht in bestimmten Kreisen einen „Hass auf die Grünen“ aus, die als Projektionsfläche dienten, „für alles, was schiefläuft“.

Anke Hofmann fragt sich, weshalb Menschen überhaupt Wahlplakate zerstören. Offensichtlich aus Frust, vermutet sie. Gesellschaftlich scheint die Fähigkeit verloren zu gehen, sich gründlich auszutauschen. Es koste eben viel Kraft, darüber nachzudenken, was einen wirklich ärgert, sagt Hofmann. Nicht ohne Grund sei das Plakatteam in Sasbach stets zu viert unterwegs gewesen. Eigentlich sollte sich niemand unwohl fühlen müssen, wenn er allein Plakate aufhängt.