

Für Verifysoft steht zum Ende des Monats der Umzug ins neue Technologiezentrum „flow 1986“ „Am Mühlbach“ in Offenburg an. ©Verifysoft
Am neuen Standort kann das innovative Unternehmen weiter wachsen. Redakteurin Christine Marklewitz hat sich mit Geschäftsführer Klaus Lambertz über den Schritt unterhalten.
Herr Lambertz, wann und warum zieht Verifysoft an den Offenburger Mühlbach?
Klaus Lambertz: Wir haben uns am alten Standort, dem Technologiepark (TPO) im Industriegebiet West sehr wohlgefühlt. Das gesamte Gebäude wird zum Jahreswechsel von EDEKA übernommen und der Technologiepark zieht deshalb mit den meisten Firmen näher ans Stadtzentrum. Wir hatten auch andere Standorte im Visier, haben uns aber letztendlich bewusst für das Miteinander mit anderen Firmen und die Chancen im neuen „Hightech-Campus“ am Mühlbach entschieden. Anfang November wird es so weit sein.
2003 haben Sie Verifysoft aus kleinsten Anfängen heraus im TPO gegründet. Zwei Mitarbeiter, gebrauchte Möbel und ein Tapeziertisch als Chef-Schreibtisch. Was verbinden Sie persönlich mit dem TPO?
Lambertz: Rückblickend auf die vergangenen 22 Jahre ist es beachtlich, wie sich aus sehr kleinen Anfängen ein weltweit tätiges, erfolgreiches Unternehmen entwickelt hat. Dabei waren die ersten Jahre alles andere als einfach. Gründer sollten die Herausforderungen keinesfalls unterschätzen – eine Firmengründung ist nie ein Selbstläufer. Gerade am Anfang, wenn noch nicht alles „rund“ läuft, sind Gespräche mit Nachbarfirmen, die ähnliche Herausforderungen haben, sehr hilfreich. Das gilt auch für die späteren Phasen der Geschäftsentwicklung, in denen dann doch immer wieder die eine oder andere „Herausforderung“ zu meistern ist. Durch Gespräche mit anderen Unternehmen haben sich sehr oft gute Ideen ergeben. Hierfür hat uns der TPO eine hervorragende Plattform geboten. Ich halte es für unmöglich, im „stillen Kämmerchen“ und allein auf sich gestellt, erfolgreich zu sein. Der Technologiepark hat uns notwendige Voraussetzungen für unsere Entwicklung geboten.
Für Marketing, Videoproduktion oder Messebau haben wir in der Gründungsphase unsere Flurnachbarn im Technologiepark angesprochen. Was liegt näher, als mit Leuten zu arbeiten, die man kennt und denen man vertraut? Diese Geschäftsbeziehungen bestehen bis heute und funktionieren sehr gut, da die Leute „aus dem gleichen Holz geschnitzt sind“ und man auf Augenhöhe miteinander arbeitet. Jetzt überwiegt aber die Freude auf das Neue – in der Raumfahrt würde man sagen: Wir zünden jetzt die zweite Stufe!
Welche Meilensteine haben Sie in den TPO-Räumlichkeiten gefeiert?
Lambertz: Zunächst natürlich die Gründung 2003 als Distributor für die finnische Firma Testwell. Durch den Vertrieb komplementärer Testsoftware unter anderem aus den USA wurde unser Portfolio schnell erweitert. Ab 2008 haben wir dann in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Daniel Fischer von der Hochschule Offenburg Seminare zum Thema Softwarequalität im Technologiepark und im gesamten Bundesgebiet angeboten, wodurch unser Bekanntheitsgrad sehr gestiegen ist.
2013 hat uns unser finnischer Partner seine Testsoftware nach zehnjähriger Zusammenarbeit zum Kauf angeboten. Seitdem liegen die Eigentumsrechte der Software bei Verifysoft und deren Weiterentwicklung wurde von Finnland nach Offenburg verlagert. Im selben Jahr erfolgte der Aufbau eines weltweiten Partnernetzwerks.
Seit 2023 ist Testwell CTC++, unsere Software für die Messung der Vollständigkeit von Softwaretests, vom TÜV Süd zur Nutzung in sicherheitskritischen Projekten zertifiziert.
Dazu kommen die vielen „kleinen“ Schritte und Fortschritte, mit denen man im Team versucht, täglich etwas besser zu werden. Seit 22 Jahren ist dadurch eine Menge aufgebaut worden. Verifysoft ist heute über Deutschland und Europa hinaus ein wichtiger Partner für Softwarequalität und -sicherheit.
Wie verbessert der neue Standort die Möglichkeiten für das Team?
Lambertz: Die Räumlichkeiten am neuen Standort bieten noch mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Team und für die Begegnung und den Austausch mit Nachbarfirmen. Dies wird im neuen Gebäude durch großzügige Gemeinschaftsräume, wie eine für alle zugängliche Dachterrasse, gefördert. Ein moderner Seminarraum lädt dazu ein, weitere Schulungen anzubieten und Geschäftspartner nach Offenburg einzuladen.
Durch die Digitalisierung hätten Sie jeden Fleck der Erde als Unternehmenssitz wählen können. Welchen Vorteil hat Offenburg?
Lambertz: Der Schwerpunkt von Industrie und Softwareentwicklung liegt in Deutschland im Süden. Kunden sind von Offenburg aus gut erreichbar. Parallel zum deutschsprachigen Markt haben wir schon früh unsere Kundenbasis in Frankreich erweitert. Mit dem TGV ist man von hier aus sehr schnell in Paris. Unser Team hat sich seit Jahren eine sehr hohe Fachkenntnis im Bereich Softwarequalität aufgebaut. Die Leute kommen aus der Ortenau beziehungsweise dem angrenzenden Straßburg. Allein daher sind wir an den Standort gebunden, da wir hier die Spezialisten haben, die Erfahrung mit unseren Hightech-Produkten und deren Vermarktung haben.
Wir arbeiten hier in einer Region, in der andere Urlaub machen. Die Ortenau ist landschaftlich und auch kulturell sehr reizvoll. Frankreich und die Schweiz sind nicht weit. Eine angenehme Umgebung wirkt sich positiv auf das Arbeitsergebnis aus. Als jemand, der einige Jahre im Pariser Großstadtstress gelebt hat, ist mir das beim Umzug in die Region sehr deutlich geworden.
Bildnachweis
1.file82pt1627up01leusqjeo.jpg
- Verifysoft
2.file82pt1gvuw0wgycih91g.jpg
- Matthias Gottung/Verrifysoft