Im neuen Kulturforum der Illenau dürfen laut Ratsbeschluss keine politischen oder weltanschaulichen Veranstaltungen stattfinden. Die CDU fügte sich dem nur unter der Bedingung, dass dieses Verbot auch auf die Werkstätten und das Bistro in der Illenau ausgedehnt wird. Und das ist noch nicht ausdiskutiert.

„Ich sehe das unaufgeregt“, sagt Klaus Pflüger, seit vielen Jahren Vorsitzender der Illenau-Werkstätten. Der Verein hat sich in den ehemaligen Stallungen der Heil- und Pflegeanstalt und späteren Kaserne eingemietet, die Stadt ist Eigentümerin. Im Mietvertrag steht nichts davon, wer in diesen Räumen auftreten darf. Doch genau das wird der Gemeinderat demnächst nach dem CDU-Vorstoß besprechen.

„Schauen genau drauf“

„Wir sind multikulturell unterwegs“, sagt Pflüger, für extremistische oder antidemokratische Veranstaltungen seien die Werkstätten aus dieser Gesinnung heraus nicht zu haben. „Wir schauen sehr genau darauf, wem wir unsere Räume zur Verfügung stellen. Damit es bei uns keinen Boden gibt für Themen, die der Erinnerung der Illenau schaden könnten“, sagt Pflüger. Die Werkstätten, 2008 eröffnet, stünden für Offenheit und interkulturelle Zusammenarbeit.

„Aber wenn die Stadt jetzt auf uns zukommt, dann reden wir“, sagt er, „wir hören uns natürlich an, wenn der Vermieter mit uns sprechen will. Wir würden uns aber sehr drüber freuen, wenn wir selbst entscheiden können, wen wir auftreten lassen“. Zuletzt hatte sich Karl Früh an den „Omas gegen rechts“ gestört (wir berichteten).

„Das machen wir nicht“

Es hat auch schon Anfragen gegeben, „die nicht unseren Vorstellungen entsprochen, nicht zu den Inhalten der Illenau und unserer Arbeit gepasst haben. Die haben wir dann abgelehnt“. Das sei in Bereiche gegangen, „in denen wir nicht abschätzen konnten, ob da weltanschauliche Botschaften rausgehen, die wir nicht vertreten können. So etwas machen wir nicht“, sagt Klaus Pflüger. Er ist seit 2019 Vorsitzender. Im Verein ist er seit 2006, als es mit dem Umbau losging.

Der Tätigkeitsbericht für die Hauptversammlung ist mittlerweile so umfangreich, dass sie Pflüger kaum zusammenfassen kann. Die ganzen Kurse, Basare und Veranstaltungen sollen auch Treffpunkte bieten. Drei bezahlte Kräfte und zwei Ehrenamtliche braucht es mittlerweile, um allein das Büro zu besetzen. Nur im Ehrenamt sei das nicht mehr zu stemmen, sagt der Vorsitzende.

Das Einzugsgebiet der Geschirr- und Spielzeugbasare sei groß, Gleiches gilt für den Kinderkunstsommer, den die Werkstätten eigentlich zweimal anbieten müssten, wenn genug Personal da wäre. Er ist innerhalb stets eines Tages ausgebucht.

Bisher sind die Stadtverwaltung und der Gemeinderat für die Werkstätten ein sehr guter Ansprechpartner, sagt Pflüger, er habe stets vollste Unterstützung erhalten. Er sieht keinen Grund, weshalb sich das ändern sollte. Größere Investitionen stünden nicht an, die kleineren Arbeiten in den ehemaligen Stallungen werden selbst erledigt. „Ich glaube, die Stadt ist zufrieden mit uns als Mieter“, sagt Pflüger.

Im Illenau-Bistro finden nur Veranstaltungen des Forums Illenau statt, das Museum und Bistro selbst ins Leben gerufen hat. Daher scheint ein Auftrittsverbot unnötig.