30-Jähriges

Tatjana Hoffmann, die Leiterin und Dirigentin des deutsch-russischen Chores in Lahr, berichtet in einer Pressemitteilung aus ihrem Leben: Im Dorf Bischkul in Nordkasachstan wurde sie 1976 geboren, ihr Vater war Deutscher, die Großmutter stammte aus einer wohlhabenden polnischen Familie.

Die Mutter, "eine Frau mit starkem Willen und liebenden Herzen", starb 2005 an einer unheilbaren Krankheit. "Zu dieser Zeit war ich bereits verheiratet und hatte zwei Kinder", erinnert sich Hoffmann. Die wirtschaftliche Lage in Kasachstan sei katastrophal gewesen. "Ich war schwanger, und wir mussten irgendwie überleben. So entschieden mein Mann und ich, nach Deutschland zu ziehen – in die Heimat unserer Vorfahren".

Sie erinnere sich noch gut daran, wie sie mit nur zehn Euro in der Tasche in Deutschland ankamen. Hoffmann war Musiklehrerin, arbeitete an einer Schule und leitete zwei Chöre. "Als wir uns entschieden, nach Deutschland zu ziehen, dachte ich nicht daran, meinen Beruf zu wechseln. Mir war klar, dass ich mich in meinem Beruf rehabilitieren musste, aber ohne Sprachkenntnisse schien das unmöglich", schildert Hoffmann in der Pressemitteilung. Für ihre Ausreiseerlaubnis bereitete sie sich auf den Sprachtest vor, weder Verwandte noch Bekannte hatten zuvor mit ihr Deutsch gesprochen, berichtet sie. "Ich erinnere mich gut daran, wie mich der Prüfer fragte: 'Was sehen Sie hinter meinem Rücken?' Draußen war eine verlassene Baustelle, überall Schlamm. Solche Wörter kannte ich nicht. Aber ich ließ mich nicht entmutigen und begann über die schöne Landschaft zu sprechen: über Blumen, frische Luft..." Der Prüfer habe laut gelacht. "Der Test war zwar nicht bestanden, aber die Unterlagen wurden positiv beschieden".

2007 seien Hoffmann und ihr Mann nach Lahr gezogen. Ohne Deutschkenntnisse sei es unmöglich gewesen, Arbeit zu finden. "Doch eine zufällige Begegnung veränderte mein Leben", sagt sie. Auf einem Spielplatz habe sie mit einem Nachbarn gesprochen. Er riet ihr dazu, dem deutsch-russischen Chor beizutreten, ein Pfarrer habe sie zum Gespräch eingeladen und vorgeschlagen, ein deutsches Lied zu lernen. "Da die Gemeinde von meiner musikalischen Ausbildung wusste, erhielt ich eine Weiterbildung am Orgelspiel. Aber Klavier und Orgel sind unterschiedliche Instrumente – ich konnte das Spiel mit den Füßen nicht meistern", erzählt Hoffmann weiter.

Mit Herzproblemen sei sie 2011 auf der Intensivstation gelandet, dieses Erlebnis habe ihr Leben stark beeinflusst – Zigaretten und Alkohol seien seither passé. "Ich glaube, das war der Beginn meiner geistigen Erneuerung", sagt sie rückblickend. Von 2013 bis 2020 leitete sie in Lahr das russische Kulturzentrum "Raduga", parallel dazu den deutsch-russischen Chor.

"Glaube wichtig"

Der Glaube sei für sie besonders in den Jahren 2020 bis 2023 immer wichtiger geworden. Sowohl geistlich als auch körperlich habe sie sich in dieser Zeit sehr verändert. Heute sagt sie: "Ich widme viel Zeit der Arbeit an mir selbst. Mehrere Jahre habe ich auf soziale Netzwerke verzichtet, heute nutze ich sie nur noch beruflich". Und sie sei überzeugt, dass alle Begegnungen im Leben weder Zufälle noch Glück sind. "Es ist unser Weg, den wir gehen".