Vera Dreher und Christof Wettach, beides Kinderärzte mit einer Arztpraxis in Lahr, referierten im Zeller Pfarrheim zum Thema gesunde Ernährung und Klimawandel. Organisiert haben den Abend die katholischen Kindertageseinrichtungen St. Barbara und St. Blasius in Biberach und St. Ulrich in Nordrach. Die beiden Referenten sind Mitglieder in der AG Klimawandel und Gesundheit der kommunalen Gesundheitskonferenz Ortenau. Kindergartenleiterin Marina Geiges begrüßte die beiden Ärzte: Beide haben zusammen fünf Kinder im Alter von fünf bis 21 Jahren, können aus ihrem eigenen Alltag mit Kindern berichten und erzählten auch Beispiele aus ihrer Arztpraxis, was ungesunde Ernährung bei Kindern bedeuten kann.
20 Prozent der Kinder seien übergewichtig, davon bleiben 80 Prozent bis zum Erwachsenenalter übergewichtig. Ursachen sind der Konsum von zu viel Fleisch, Wurst, Zucker und kalorienreichen Getränken. Gemüse und Obst, Nüsse würden zu wenig gegessen. „Ein gesunder Lebensstil verlängert das Leben um zehn Jahre bei guter Gesundheit“, sagte Christof Wettach. Er machte Angaben zu den Essenportionen für Kinder und betonte, dass eine gute Essensumgebung in Gemeinschaft und in der Familie wichtig ist.
Beim thematischen Ausflug zum Klimawandel zeigte Vera Dreher auf, was die Ernährung mit dem Klimawandel zu tun hat. 50 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen dienen dem Anbau von Futtermittel für Tiere. Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser benötigt. 75 Kilo Essen pro Person landet jedes Jahr im Müll. Fleisch sollte teuer gemacht werden (keine Massenproduktion) und zu weniger Fleischkonsum führen, pflanzenbasierte Nahrung gegessen werden und auf regionale und saisonale Ernährung mit Vollkornprodukten geachtet werden, so Dreher. Weniger industriell hergestellte Lebensmittel und weniger Salz und Zucker würden zu einer gesunden Ernährung beitragen.
„Quetschies sind nur für den Notfall praktisch. Und der tritt circa ein Mal im Monat auf“, sagte Vera Dreher zur Quetschie-Frage. Quetschies seien zu billig (65 Cent pro Exemplar) und erhalten mit 13,6 Gramm zu viel Zucker – das ist die Hälfte des Tagesbedarfs, machte die Ärztin deutlich. Es gebe auch Quetschies mit weniger Zucker, doch es handelt sich letztlich um viel Verpackung für wenig Inhalt, provokativ formuliert „sind Quetschies medizinisch Vitamine im Müllbeutel“, so Dreher. Was im Quetschie drin ist, kann eine Mutter auch selber herstellen, mahnte sie weiter an.
Abschließend nannte sie die Merkmale einer gesunden Kinderernährung: Die Erwachsenen sind Vorbild. Essen in Gemeinschaft fördere den Zusammenhalt zu Hause. Ernährung muss gesund und nachhaltig sein.
Nach einer Stunde endete der Vortrag der beiden Ärzte und wurde mit Applaus bedacht. Dann gab es Gelegenheit, Fragen zu stellen – was von den Müttern im Publikum gerne gemacht wurde. Der Klassiker: Mein Kind isst kein Gemüse. Die beiden Ärzte gaben den Rat, Gemüse immer wieder anzubieten – irgendwann würde das Kind dann Gemüse essen. Weitere angesprochene Themen waren der Süßigkeiten-Konsum von Kindern sowie Allergien und die entsprechende Ernährung. Lebensmittel, die in Plastik eingepackt sind, tun den Kindern nicht gut. Und einen weiteren Rat der beiden Fachärzte kam bei den Eltern im Publikum gut an: Kinder dürfen auch mal weniger essen – das macht ihnen nichts aus.