Die Panne ging in die Geschichte ein: Am 4. Juni 1996 explodierte die Trägerrakete Ariane 5 mit vier Satelliten an Bord über dem Regenwald von Französisch-Guayana – knapp 40 Sekunden nach ihrem Start. Rund 500 Millionen Dollar waren in den Sand gesetzt, weil die veraltete Software der Vorgängerrakete eine korrekte 64-Bit-Gleitkommazahl nicht lesen konnte. Sie war zu lang.
Zur traurigen Berühmtheit brachte es auch "Therac-25", ein computergesteuertes Bestrahlungsgerät zur Krebstherapie, in den 1980er-Jahren. Durch Mängel bei der Programmierung erhielten mehrere Patienten eine rund 100-fache Überdosis, woran drei starben. Und auch in jüngeren Jahren ereigneten sich folgenreiche Softwarefehler bei Medizingeräten. 2019 rief die Firma Medtronic weltweit Tausende Herzschrittmacher wegen mangelnder Funktionalität zurück. Viele Patienten mussten erneut unters Messer.
Fehler aufspüren
"Gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen ist es essenziell, dass die Software zu 100 Prozent funktioniert", betont Klaus Lambertz, Geschäftsführer der Verifysoft Technology GmbH. Das Offenburger Unternehmen ist seit mehr als 20 Jahren spezialisiert auf Software, die Sicherheitslücken aufspürt. Flaggschiff ist die firmeneigene Software Testwell CTC++, die das Zertifikat des TÜV Süd zur Nutzung in sicherheitskritischen Softwareprojekten trägt.
Testwell CTC++ ist ein "Code Coverage Analyzer". Dabei handelt es sich um ein Tool, das passiv mitläuft, während eine Software getestet wird. "Unser Tool überprüft, ob der Test vollständig war", erläutert Lambertz. Es ist so verlässlich, dass alle deutschen Automobilhersteller, vier der fünf größten Automobil-Zulieferer und zwei der drei größten Flugzeugbauer der Welt darauf vertrauen. Und auch für die Raumfahrt ist es mittlerweile State of the art. So durfte der Mars-Rover der Nasa erst starten, nachdem ihn unter anderem die Offenburger Hightech auf Herz und Niere geprüft hatte.
In der Software müssen die Abläufe nicht nur korrekt funktionieren – sie müssen auch im vorgegebenen zeitlichen Rahmen liegen. Wenn eine Bremse im Auto wie gewünscht aktiviert wird, heißt das zum Beispiel noch lange nicht, dass sie auch sicher ist. Das ist sie nur, wenn die Zeitspanne zwischen dem Pedaldruck und dem Aufliegen der Bremsklötze nicht zu groß ist. "Bei sicherheitsrelevanter Software ist die Geschwindigkeit ein bedeutender Faktor", sagt Royd Lüdtke, Diplomingenieur bei Verifysoft Technology. Das Offenburger Unternehmen bietet für diesen Zweck das Softwaretool "Codee" an. Sein Portfolio hat Verifysoft außerdem um die Analysetools "Code Sonar" und "Code Sentry" erweitert. Sie erfassen Sicherheitslücken in Bezug auf Angriffe von außen. "Durch die zunehmende Vernetzung und Prozessautomatisierung sind die Systeme vulnerabler geworden", erläutert Klaus Lambertz.
Und dabei geht es nicht nur um smarte Geräte an Heizkörpern oder Rollläden, die per Handy-App fernab der Heimat reguliert werden können. Es geht auch um die Sicherheit von Maschinen und Abläufen überall dort, wo Menschen zu Schaden kommen können: zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt, auf den Schienen und Straßen, in Operationssälen oder im Bereich der Energieinfrastruktur. Die rasche Digitalisierung des Alltags und der Industrie erfordert eine rasche Gangart auch bei der Weiterentwicklung der Sicherheitschecks. Hacker schlafen nicht.
Doch damit nicht genug. Der Energieverbrauch einer Software kann ebenfalls relevant sein, gerade bei mobilen Geräten wie Herzschrittmachern, Dialyseeinheiten oder Satelliten. Das Unternehmen Verifysoft bietet auch hierfür das Tool "Codee" an.
"Eine weitere Anforderung an eine Software ist die übersichtliche Programmierung – idealerweise inklusive Dokumentation", erläutert Royd Lüdtke. So könne sie durch Dritte gewartet oder weiterentwickelt werden. "Um das zu testen, wird neben ,Code Sonar' auch die Software ,Imagix4D' eingesetzt", so Lüdtke. "Imagix4D", dessen Lizenzen ebenfalls von Verifysoft vertrieben werden, sei außerdem dafür geeignet, die Richtlinienkonformität der Software zu überprüfen. "Gerade für Automobilzulieferer ein wichtiger Aspekt", informiert der Ingenieur.
Großer Wachstumsmarkt
Mit seiner High-Tech-Software ist das Offenburger Unternehmen in dem dynamischen Wachstumsmarkt breit aufgestellt. Es agiert in allen Industrieländern und auch darüber hinaus. Alle 80 der 100 weltweit größten Technologieunternehmen zählen zu den Kunden von Verifysoft Technology. "Doch auch die kleineren Unternehmen sind wertvoll für uns", betont Klaus Lambertz – ganz gleich, ob sie Kaffeemaschinen oder elektrische Zahnbürsten herstellen. Denn das Familienunternehmen aus Offenburg schätzt den persönlichen Kontakt zu den Kunden und hat Freude daran, wenn die eigenen Produkte dabei helfen, die Welt ein Stück weit sicherer zu machen.
Das Unternehmen
Geschichte von Verifysoft Technoligy GmbH
Mit einer Handvoll gebrauchter Büromöbel und viel Idealismus gründeten Klaus Lambertz und Patricia Gallien im Jahr 2003 das Unternehmen Verifysoft im Technologiepark Offenburg (TPO). Der Name verriet bereits damals ihr Geschäftsfeld: das Überprüfen (englisch "verify") von Software ("soft").
Die Firma begann mit dem Vertrieb eines sogenannten Code-Coverage-Tools der finnischen Firma Testwell, das mit hoher Verlässlichkeit Testlücken in sicherheitsrelevanter Software aufspürt. Zehn Jahre später übernahm Verifysoft die Eigentumsrechte des Testwell-Tools und verlagerte seine Entwicklung von Finnland nach Offenburg. Es baute ein weltweites Distributorennetz auf, das bis heute wächst: Die Lizenzen für das Tool "Testwell CTC++" werden in ganz Südostasien, Indien, China, Japan, Südkorea, Australien, in den USA, in Israel und in der Türkei vertrieben. Der europäische Markt wird vom Offenburger Technologiepark aus gemanagt.
Zusätzlich vertreibt Verifysoft Technology Lizenzen für die vier Softwaretest- und Analyse-Tools "Codee", "Code Sonar", "Code Sentry" und "Imagix4D". Kopf des Offenburger Unternehmens, das rund 20 Mitarbeiter zählt, ist Klaus Lambertz.
Kontakt: Klaus Lambertz, lambertz@verifysoft.com, Telefon: 0781/12 78 11 80, Technologiepark Offenburg, In der Spöck 10-12, 77656 Offenburg
Hintergrund
Stellen Sie sich vor, ..
..., Sie tippen auf "Espresso" und der Kaffeeautomat kippt einen Becher Milch über ihre kleine Tasse.
..., Sie drücken das Bremspedal, doch Ihr Auto rollt einfach weiter.
..., Sie haben einen Unfall, doch der Airbag löst nicht aus.
..., der Urlaubsflieger setzt zur Landung an, doch das Fahrwerk verriegelt nicht.
..., Sie liegen unter einem Computertomographen, der Sie mit einer viel zu hohen Strahlendosis befeuert.
Damit all das nicht passiert, wird die Software von weiterer Software auf Fehler überprüft – besonders in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie der Luftfahrt, Automotive, Medizintechnik, Eisenbahn und Energie. Dies ist das Spezialgebiet des Offenburger Unternehmens Veritysoft Technology GmbH.