Pfingstdampf und Mühlengeklapper haben am Pfingstmontag zum Deutschen Mühlentag das Achertal erfüllt. In Ottenhöfen konnten eine Hammerschmiede und sechs Mahlmühlen, in Seebach drei Mahlmühlen besichtigt werden. In mehreren von ihnen gab es Führungen und Vorführungen. In Seebach lockte zudem das Erzbergwerk Silbergründle mit Führungen.

Der herrliche Sommertag lockte unzählige Besucher auf die Wanderwege zu den Mühlen, die Dampflok 58311 zog am Pfingstmontag zweimal jeweils einen voll besetzten Zug nach Ottenhöfen. Der Achertäler Eisenbahnverein hatte die Attraktion organisiert.

Empfang in Tracht

Am Bahnhof in Ottenhöfen starteten viele Ausflügler und Wanderer durch den Kurgarten ihre Mühlentour. Die Tourist-Info Ottenhöfen und der Kultur- und Heimatverein Achertal informierten zu möglichen Touren. Der Bürgermeister sowie die Volkstanz- und Trachtengruppe in ihrer Ottenhöfener Tracht empfingen die Gäste am Bahnhof und die Kurkapelle spielte in Tracht im Kurgarten.

Die Benz-Mühle im Unterwasser ist zum dritten Mal am Deutschen Mühlentag dabei und wird gerne angelaufen, weil sie etwas abseits liegt. In deren Hof lässt es sich im Schatten von Bäumen sowie unter Sonnenschirmen gemütlich sitzen. Drei Motorradfahrer aus Saarbrücken legten dort eine Rast ein.

Die Ottenhöfener Mühlen- und Brückenbauer hatten mit zwei Brücken über das Unterwasser den Weg dorthin etwas abseits von der Straße ermöglicht. Auch hat die Mühle selbst in den letzten Jahren Renovierungen erfahren.

Mühlrad und Wasserkähner haben zwar schon wieder Patina angesetzt, sind aber in einem guten Zustand. Werner Benz führte immer wieder Interessierte durch die Mühle und beantwortete Fragen. Gemäß einer Recherche von Ludwig Käshammer könne die Mühle bereits vor 1799 bestanden haben. Denn in Kirchenannalen von Waldulm sei für dieses Jahr der Tod eines Franz Anton Wussler verzeichnet und als dessen Tätigkeit sei Müller angegeben.

Den heutigen Namen Benz hat der Hof 1904 erhalten, bis in die 60er hat dort Vorfahr Andreas Benz im Lohn gemahlen. Wegen der industriellen Produktion von Mehl und auch des Rückgangs von Kornanbau habe sich die Mahlmühle dann nicht mehr gelohnt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe die Wasserkraft dazu beigetragen, eine Dreschmaschine anzutreiben. Laut Benz gab es im Haus einen Schalter von Wechsel- zu Gleichstrom, so dass je nach Bedarf auch Strom erzeugt wurde. In der Hammerschmiede demonstrierten Mitglieder des Schwarzwaldvereins, wie früher Eisen mit einem durch Wasserkraft angetriebenen Schmiedehammer geschmiedet wurde, in der Kopp-Mühle führte die Trachten- und Volkstanzgruppe die Mühle vor. Die weiteren Mühlen konnten besichtigt werden.

In Vollmers Mühle gab es auch Brauchtumsvorführungen. Bürgermeister Reinhard Schmälzle ermunterte zum Mitmachen, und so gelang es, die sechs Liter Rahm im Butterfass zu drei Pfund Butter zu plumpen. Die Schlepperfreunde trafen ebenfalls mit 20 Traktoren gegen Mittag bei Vollmers Mühle ein.

Berthold Gallinat