Das schwäbische Familienunternehmen Trumpf wagt einen Schritt in ein neues Geschäftsfeld: Gemeinsam mit dem Münchner Unternehmen Rohde & Schwarz will der Laserspezialist in den kommenden drei Jahren ein einsatzfähiges System zur Abwehr von Drohnenschwärmen entwickeln. Die Unternehmen reagieren damit auf eine Bedrohung, die sich unter anderem im Ukraine-Krieg als hochgefährlich erwiesen hat: koordinierte Angriffe mit Hunderten von Drohnen.
"Es gibt, glaube ich, in Deutschland, in Europa, wenn nicht weltweit, kein Unternehmen, das die Interaktion zwischen Laserstrahlung und Materialien besser versteht als wir", sagte die Vorstandsvorsitzende von Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller bei der Bilanz-Pressekonferenz. Dort präsentierte sie auch die Geschäftszahlen: Der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) brach um 88 Prozent ein, von 501 Millionen Euro im Vorjahr auf nunmehr 59 Millionen Euro.
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage betonten Leibinger-Kammüller und der Vorstand für Laser-Technologie Hagen Zimer mehrfach, dass monetäre Interessen keine Rolle gespielt hätten. "Wir tun das nicht aus Opportunismus, sondern weil wir überzeugt sind, dass es notwendig ist", so Zimer. Trumpf sieht sich in der Pflicht, kritische Infrastrukturen zu schützen. Jüngste Drohnensichtungen beim Flughafen München hätten gezeigt, "dass wir uns in Deutschland nicht mehr sicher fühlen können". Zimer wurde noch deutlicher: "Die Bundeswehr ist nicht wehrfähig."
Trumpf setzt auf Familienentscheidung und Mitarbeiterbeteiligung
Der Schritt markiert einen Bruch mit der bisherigen Linie: 2015 hatte Trumpf in einem Gesellschaftervertrag festgelegt, sich nicht an Rüstungsprojekten zu beteiligen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde diese Haltung neu bewertet. Laut Digitalvorstand Mathias Kammüller stimmten neun Kinder der dritten Eigentümergeneration für das Projekt, eines enthielt sich. Auch die Belegschaft wurde einbezogen. "Wir wären diesen Schritt wohl nicht gegangen, wenn der Großteil der Mitarbeiter dagegen gewesen wäre", sagte Leibinger-Kammüller. Die Mitarbeit in dem Bereich ist freiwillig. Wie viele Beschäftigte künftig daran arbeiten, ließ Trumpf offen. Maßgeblich bleibe, "dass Trumpf-Technologie nicht als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird", sagte Leibinger-Kammüller. An diesem ethischen Grundsatz werde sich auch in Zukunft nicht das Geringste ändern.
Drohnenabwehr mit Laser
Laser gelten als vielversprechende Ergänzung zu klassischen Abwehrsystemen. Sie sind präzise, nahezu unbegrenzt verfügbar und im Betrieb relativ günstig. "Mit einem Laser können wir innerhalb von Sekunden eine Drohne vom Himmel holen", so Zimer. Nachteile gibt es jedoch: Die Technologie ist wetterabhängig und derzeit auf Reichweiten von maximal fünf Kilometern begrenzt. Drohnenschwärme können nur eliminiert werden, wenn sie nicht weiter als einen Kilometer entfernt sind. Auch dazu seien schon leistungsstarke Systeme nötig.
Trumpf bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Lasermaterialbearbeitung mit. Rohde & Schwarz liefert Radar- und Funktechnologie, um Drohnen zu orten und zu stören. Beide Firmen wollen ihre Systeme so kombinieren, dass Erkennung, Verfolgung und Neutralisierung aus einer Hand kommen.
Keine Aufträge – aber Hoffnung auf die Bundeswehr
Noch gebe es keinen Auftrag von der Bundeswehr, aber Trumpf hoffe auf gut laufende Gespräche. "Wenn wir jetzt nicht anfangen, sind wir in drei Jahren nicht einsatzbereit", betonte Zimer. Trumpf sei auch offen für weitere Partnerschaften. Produktion und Entwicklung sollen in abgeschotteten Bereichen stattfinden, um Sicherheitsrisiken zu minimieren. Verkauft werden darf das Drohnenabwehrsystem, sofern es denn in drei Jahren fertig entwickelt ist, ausschließlich an Nato-Partner.
Trumpf in Zahlen
Verlust
Trumpf hat im Geschäftsjahr 2024/25 einen Verlust von 23,4 Millionen Euro (Vorjahr: 393 Millionen Gewinn) gemacht. Als Gründe nennt das Unternehmen eine weltweite Nachfrageflaute in den zentralen Bereichen Werkzeugmaschinenbau und Lasertechnik sowie Kosten für ein Personalabbauprogramm in Höhe von rund 170 Millionen Euro.
Der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen betrug 59 Millionen Euro, ein Minus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ohne die Kosten für Abfindungen hätte das Ebit bei 230 Millionen Euro gelegen. Der Umsatz sank um 16 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro.
Prämie
Da der operative Gewinn nach Abzug der Kapitalkosten negativ ist, erhalten die Mitarbeiter dieses Jahr keine Prämie.
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