»Im Finale ist alles möglich«
Seit 25 Jahren ist sie leidenschaftliche Fußballerin, Ihr erstes Tor erzielte sie in der F-Jugend (zuzsammen mit den Jungs) des SV Ödsbach gegen den TuS Oppenau. Es folgten Einsätze in diversen Schulmannschaften bei »Jugend trainiert für Olympia«, Sichtungslehrgänge des Südbadischen Fußballverbandes, bis sie 1999 den Lockrufen von Gerald Jungmann, dem heutigen geschäftsführenden Manager, folgte und sich das Trikot des SC Sand überstreifte. Seit 13 Jahren ist die inzwischen 31-jährige Angela Migliazza aus Oberkirch-Ödsbach in der ersten Mannschaft des Bundesligisten aktiv. Morgen bestreitet die Bankkauffrau mit dem SC Sand das DFB-Pokalfinale in Köln vor gut 20 000 Zuschauern in der Kölner Arena gegen den VfL Wolfsburg. »Das toppt jetzt nochmal alles«, sagt die Mittelfeldspielerin.
Wann sind Sie erstmals mit dem Fußball in Berührung gekommen?
Angela Migliazza: 1991. Ich war gerade mal sieben Jahre alt und stieß vor dem Saisonbeginn zur F-Jugend des SV Ödsbach dazu. Erstes Spiel – erstes Tor gegen den TuS Oppenau. Ich erinnere mich gerne daran.
An was erinnern Sie sich, wenn sie die Namen Svenja, Sandra, Melanie, Claudia und Sabrina hören?
Migliazza: An meine schöne Zeit mit der Mädchenmannschaft des SV Ödsbach und den Anfängen des dortigen Mädchenfußballs. Mit einigen Spielerinnen habe ich auch in der Schulmannschaft für die Grundschule Ödsbach und später für die Realschule Oberkirch gespielt und tolle Erfolge gefeiert.
Wer war denn die »Rädelsführerin« des Sextetts?
Migliazza: Ich vermute mal, dass ich damit gemeint bin.
Was waren in der Jugendzeit Ihre ersten Erfolge als Fußballerin?
Migliazza: Viele Schulturniersiege bei »Jugend trainiert für Olympia«, Badischer Meister mit der Realschule Oberkirch, frühe Sichtung für die Südbadische Auswahl und sehr viele Auswahlspiele und Lehrgänge und erstes Ausprobieren als Spielführerin sowie viele, viele Tore.
Wann sind Sie vom SV Ödsbach zum SC Sand gewechselt und warum, wer hat Sie damals angesprochen bzw. Ihnenempfohlen ins Hanauerland zu wechseln?
Migliazza: 1999 bin ich nach Sand gewechselt. Grund dafür war, dass ich nicht mehr in der Jungenmannschaft aufgrund des Alters spielen durfte und in Sand hatte ich Gelegenheit neben der B-Mädchenmannschaft auch in der zweiten Frauenmannschaft, damals in der Verbandsliga, aktiv zu sein. Angesprochen wurde ich von Gerald Jungmann und die »Verpflichtung« wurde in unserem Wohnzimmer zu Hause klar gemacht.
Wie lange sind Sie in der ersten Sander Mannschaft aktiv und was waren in dieser Phase die größten Erfolge, die Sie zusammen mit den Mannschaften gefeiert haben?
Migliazza: Seit den Aufstiegsspielen zur ersten Bundesliga im Jahr 2003 bin ich in der erste Mannschaft aktiv. Die vier Aufstiegsspiele damals waren sicherlich ein erstes großes Highlight für mich, genauso wie der direkte Wiederaufstieg aus der Regionalliga in die zweite Bundesliga und dann natürlich der Aufstieg in die erste Bundesliga.
Welches Erfolgserlebnis ist für Sie das absolute »Highlight« – Aufstieg in die Bundesliga oder das Erreichen des DFB-Pokalfinales am Samstag in Köln?
Migliazza: Das Erreichen des Pokalfinales toppt jetzt nochmal alles. Von so einem Ereignis träumt man als Fußballerin und mit dem SC Sand dies zu schaffen, ist großartig.
Was glauben Sie sind die Gründe, dass der SC Sand zusammen mit dem SC Freiburg im südbadischen Frauenfußball die »Nummer 1« ist?
Migliazza: In Sand hat sich sehr viel Gutes entwickelt. Der Verein hat einen Namen bekommen, der auch bei vielen ausländischen Spielerinnen gut ankommt. Die Qualität der Mannschaften ist sehr gut und es wird sehr viel für uns Spielerinnen getan, um das Optimale herauszuholen.
Könnten Sie sich überhaupt vorstellen auch für einen anderen Club zu spielen?
Migliazza: Ich denke nicht mehr an einen anderen Verein als Spielerin nach. Aber nach meiner aktiven Zeit als Fußballspielerin kann ich mir andere Sportarten sehr gut vorstellen.
Was zeichnet den Kader des SC in der laufenden Saison besonders aus?
Migliazza: Wir haben eine tolle Mischung mit unterschiedlichen Charakteren. Die Stimmung ist sehr gut und jede Spielerin bringt eine eigene Qualität mit ins Team.
Highlights war der Halbfinalsieg im DFB-Pokal gegen den Deutschen Meister FC Bayern München, aber sicher auch die Auswärtssiege in Potsdam und Wolfsburg: Aber was ist in den letzten sechs Partien denn passiert, dass alle verloren wurden?
Migliazza: Das ist keine einfache Frage. Sicherlich steckt manchen Spielerinnen die lange Saison in den Beinen, aber das soll keine Ausrede sein. Wir wollten unbedingt besser abschneiden, sodass die Enttäuschung am Montag nach der Niederlage in Jena groß war.
Wie groß ist die Spannung vor dem Spiel am Samstag in der Kölner Arena – spüren Sie schon ein gewisses Kribbeln?
Migliazza: Ich freue mich riesig auf diesen Tag und hoffe jede Sekunde genießen zu können. Ich denke, dass sich die Spannung von Tag zu Tag erhöhen wird.
Haben Sie schon einmal vor einer Kulisse von 20 000 Zuschauern gespielt?
Migliazza: Nein, das ist das erste Mal.
Wie hat Trainer Alexander Fischinger Euch auf die 90 oder 120 Minuten am Samstag vorbereitet und wurde auch Elfmeterschießen geübt?
Migliazza: Seit Mittwoch konzentrieren wir uns nur noch auf das Finalspiel. Ob man das Elfmeterschießen richtig üben kann, ist fraglich – hier kommt es dann auf die Nervenstärke an.
Wie groß sind die Chancen, dass der SC Sand ein weiteres Kapitel in der inzwischen langen und erfolgreichen Vereinsgeschichte schreiben – also den Pott mit in die Ortenau nehmen kann?
Migliazza: Im Finale ist eigentlich alles möglich. Wir werden alles daran setzen, den Pokal mit nach Sand zu bringen und somit eine Sensation zu schaffen.
Angela Migliazza über ...
... Beruf: »Ich bin gelernte Bankkauffrau, habe nebenbei mehrere berufsbegleitende Studiengänge absolviert und leite die Gruppe Vertriebsinnendienst aus dem Bereich Zahlungssysteme bei der Volksbank Offenburg.
... ihren Freund Daniel: »Er früher auch im Verein Fußball gespielt, er geht aber seit längerem Ausdauersportarten nach. Zudem verbringen wir gerne Aktivurlaube zusammen«.
... Freizeit und Zweisamkeit: »Das ist nicht immer einfach, da ich ganztags arbeite und abends fast immer Training habe. Aber bei den Heimspielen ist Daniel selbst auch begeisterter Fan am Spielfeldrand«.
... das Karriere-Ende: »Ich plane immer nur von Jahr zu Jahr und es wird bestimmt der richtige Zeitpunkt kommen um aufzuhören. Heute fühle ich mich topfit und bin noch gerne begeisterte Sportlerin. Ich habe auf jeden Fall auch noch weitere sportliche Ziele im Auge und schon eine Abmachung zu einem runden Geburtstag getroffen«.