Vor 45 Jahren wurde in Haslach ein alter alemannischer Frühlingsbrauch wiederbelebt: das Scheibenschlagen, das am kommenden Samstag ab 19 Uhr wieder auf dem Scheibenbühl veranstaltet wird.

Dass der Gewannname „Scheibenbühl“ lautet, wussten bis vor fast einem halben Jahrhundert nur noch wenige. 1979 berichtete der damalige städtische Grundbuchbeamte Bernhard Sahl nach dem Studium alter Karten und Hinweise von diesem Gewann. Die Bezeichnung war längst aus Landkarten verschwunden. Der Hinweis beflügelte die Bemühungen, den Brauch des Scheibenschlagens, mit dem der nahende Frühling begrüßt werden sollte, wieder aufleben zu lassen.

Der frühere Haslacher Rektor Alfred Schmid hatte gemutmaßt, es handle sich bei Schnellingen um eine alte, gar eine der ältesten alemannischen Siedlungen im Schwarzwald, in der einer der ältesten alemannischen Bräuche üblich war. Damals stand noch die Frage im Raum, wer sich künftig dieses Brauchs annehmen könnte. Da stieß man bei der Katholischen Landjugend Schnellingen/Bollenbach auf breite Zustimmung. Es wurde ein Plan für den Ablauf erstellt und der Tag auf den Sonntag „Lätare“, den vierten Fastensonntag gelegt – auch in Bezug zu dem im gesamten Elztal üblichen Scheibenschlagen, dort auch noch „Lätarefasnet“ genannt. Im Einvernehmen mit dem Grundstücksbesitzer startete erstmals 1980 das Scheibenschlagen, damals schon vor großer Zuschauerkulisse und man nahm auch die notwendigen Vorbereitungen in Kauf. Vorausgegangen waren Vorbereitungen wie das Sammeln von Brennholz, das Fertigen der Buchenholzscheiben und den Aufbau des mächtigen, später immer mehr wachsenden Holzstoßes.

Während die ledigen Burschen für die Vorbereitungen zuständig waren, übernahmen die Mädchen aus der Landjugend die Bewirtung und das Backen der „Schiibeküchle“. Am Tag selbst wurden alle, die den Weg auf den Scheibenbühl unternommen hatten, Zeugen eines gespenstisch wirkenden Treibens. Da loderte ein mächtiges Feuer in den abendlichen Himmel, da hörte man oft recht gewürzte Sprüche, die sich aufs dörfliche Leben bezogen und man staunte über den Flug der glühenden geschlagenen Holzscheiben. Höhepunkt war das mit Stroh umwickelte Rad, das zum Schluss auf seine Laufbahn hinunter in den Talgrund geschickt wurde. Nicht viel hat sich seit 1980 verändert, lediglich der Umstand, dass dieser Brauch vor Jahren auf den Samstag, den Vorabend von „Lätare“, verlegt worden war. So stecken auch jetzt wieder alle Akteure, ob vor oder hinter den Kulissen in den Startlöchern und hoffen auf gutes Wetter und viele interessierte Zuschauer.