Stadt rückt die Riesen am Billet'schen Schlösschen in Blick

Sie sind die größten ihrer Art in der Stadt und am heutigen "Tag des Baumes" werden sie besonders in den Blick gerückt: die Platanen im Umfeld des Billet'schen Schlösschens im Bürgerpark. Der städtische Baumexperte Wolfram Reinhard hat mit Hermann Kälble, dem Leiter des SFZ Innenstadt, Wissenswertes zusammengetragen.

Wie die Stadt von den Recherchen berichtet, ließ der Salzlieferant der Reichsstadt Offenburg, Joseph Anton Billet, um das Jahr 1800 einen zweigeschossigen, klassizistischen Pavillonbau errichten. Um diesen herum entstand eine große Gartenanlage. Diese umfasste einen streng geometrisch geordneten „französischen“ Garten und einen unregelmäßig angelegten „englischen“ Garten mit bemerkenswertem Baumbestand. Ob die zwei gewaltigen Platanen, die neben dem Pavillon stehen, bereits damals gepflanzt wurden, sei allerdings nicht belegbar. Die frühesten Bilder des Gebäudes, auf denen die Bäume erkennbar sind, stammen von 1938. Zwar sind sie hinter den dunklen Nadelbäumen, die damals auf der Anlage standen, nur schwer zu erkennen, aber sie sind da.

Größte Art unserer Stadt

Im Jahr 2025, 87 Jahre nach dem ersten Foto, sind die beiden Bäume zusammen mit einer weiteren Platane in der Badstraße die größten ihrer Art in unserer Stadt. Mit 640 und 650 Zentimetern Stammumfang, Höhen von 28 und 33 Metern und Kronendurchmessern von 21 und 28 Metern gehören sie zu den Top 20 des gesamten Baumbestandes im städtischen Kataster, heißt es in der Mitteilung weiter.

Die Bäume haben viel erlebt: Neben den großen Ereignissen der Menschheitsgeschichte gab es Efeubewuchs, Befall mit dem Brandkrustenpilz, Wurzelabrisse und Befall mit dem Massariapilz. Leicht hatten es die Platanen nicht. Die Kontrollblätter sind lang und zeigen die immensen Anstrengungen, die unternommen wurden, um sie zu erhalten. Selbst ein ungeschultes Auge erkennt die Seile in den Kronen, die die Äste gegen ein Ausbrechen sichern.

Bleiben immer treu

Zum Glück handele es sich um Platanen. Die genügsame Baumart Platanus x hispanica entstand um 1650 durch eine Kreuzung aus der Amerikanischen und der Morgenländischen Platane. Deshalb werden ihre Vertreter manchmal abfällig Bastard-Platane genannt. Sie sind unempfindlich gegen Bodenverdichtungen und andere negative Umwelteinflüsse und gelten als ideale Straßenbäume. Salopp nennt man sie den Labrador unter den Bäumen – egal, was man ihnen antut, sie bleiben einem treu.

Doch seit einigen Jahren ist der Ruf der Platane angekratzt. Ein Schädling, der natürlich auf Platanen vorkommt, wurde durch die sich ändernden klimatischen Bedingungen zum Problem. Der Massariapilz, der eigentlich für eine Selbstreinigung der Platane sorgt, führt zunehmend zum Bruch gesunder Äste. Deshalb wird die Baumart oft mit Vorsicht und unter strengen Zusatzkontrollen genutzt. Unbestritten ist jedoch der Beitrag zur Klimaresilienz der 659 Platanen, die allein in der Kernstadt Offenburgs stehen.

Zahlreiche Paare haben im Schatten der beiden Bäume am Billet’schen Schlösschen ihre Hochzeit gefeiert. Unzählige Passanten haben ihren Schatten genossen und sich an den vielen Tieren erfreut, denen die Platanen ein Zuhause bieten. Ihnen widmet die Stadt daher den diesjährigen Tag des Baumes.