Mit dem neuen G9 muss auch der bilinguale deutsch-französische Zug am „Einstein“ umstrukturiert werden. Zukünftig müssen sich Eltern und Schüler nicht schon bei der Anmeldung entscheiden, ob sie den „Bili“-Zug wählen oder nicht – die Entscheidung fällt erst nach Klasse 6.
Das Kollegium habe sich in einer breiten Mehrheit dafür ausgesprochen, wie alle anderen Schulen im Land Englisch als erste Fremdsprache anzubieten, erläutert Schulleiter Georg Pelzer, der selbst Französisch-Bilingual-Lehrer ist. Französisch kommt in der sechsten Klasse hinzu. Um der besonderen Situation in Kehl Rechnung zu tragen, wird es für die Schüler in Klasse 5 aber freiwillige AG-Angebote geben, sogenannte Französisch-Ateliers, in denen projektorientiert gearbeitet wird – das kann ein Filmdreh sein oder die Erstellung eines Podcasts.
Viel Französisch
„Hier werden die Kinder mehr Französisch reden als im Unterricht“, ist Pelzer überzeugt. Der „Französisch intensiv“-Unterricht ab Klasse 6 soll in zwei Niveaugruppen erfolgen. Zwar hätte theoretisch die Möglichkeit bestanden, Französisch-Stunden aus der Mittelstufe in die 5. Klasse vorzuziehen. Man sei aber übereingekommen, dass der Französisch-Unterricht in den höheren Klassen sinnvoller sei, so Pelzer.
Regulärer Unterricht
Die Entscheidung, mit dem regulären Französisch-Unterricht erst in der sechsten Klasse zu starten, wird von einigen Eltern kritisiert, vor allem von deutsch-französischen Familien oder Eltern, deren Kinder den paritätischen Zug der Falkenhausenschule besuchen. Sie befürchten ein „Loch“ in der Französisch-Ausbildung ihrer Kinder. „Die langjährige Erfahrung zeigt, dass die frankofonen Kinder zum Teil Defizite in der deutschen Sprache haben“, sagt dazu Elternbeiratsvorsitzende Nadja Hörterer. Deshalb sei es wichtig, in Klasse 5 Deutsch verstärkt anzubieten: „Das brauchen sie ja in allen Fächern.“
Georg Pelzer weiß, dass die nun gefundene Lösung nicht alle zufriedenstellt. „Wir haben das in allen Gremien durchdiskutiert“, sagt er. In dem jetzt gefundenen Kompromiss sieht er aber auch eine Chance, mehr Kinder, die zu Hause nicht mit der französischen Sprache aufwachsen, für den Bili-Zug zu gewinnen. Zu den drei geplanten freiwilligen Französisch-Ateliers haben sich über zwei Drittel der kommenden Fünfer angemeldet. Der neue Jahrgang wird voraussichtlich vierzügig sein.
Hintergrund
Schul-Empfehlung
Mit der Schulreform zur Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ist auch die verbindliche Grundschulempfehlung ins Ländle zurückgekehrt. Kinder, die diese Empfehlung nicht bekommen, haben aber die Möglichkeit, sich in einem Potenzialtest zu beweisen – einem einstündigen Test, der aus drei Teilen besteht: Deutsch, Mathe und ein Logik-Test. Beim landesweiten Termin am 18. Februar traten in ganz Baden-Württemberg 2075 Viertklässler an, etwa ein Drittel der Schüler hat den Test bestanden.