Alle Jahre wieder kommt der Warnruf: „Man muss so eine Statistik aber mit Vorsicht lesen!“ Es stimmt – die Zahlen repräsentieren nicht die ganze Wahrheit. Denn das, was in der Kriminalitätsstatistik steht, sind nicht alle Fälle, die im vergangenen Jahr geschehen sind – manche sind aus dem Vorjahr, andere noch nicht drin, je nach Bearbeitungsdauer bei der Polizei. Daher ist die Momentaufnahme nicht immer sehr präzise. Aber sie ist ein Anhaltspunkt.
Man muss auf den langjährigen Trend schauen, der auch im Zahlenwerk steht. Und der zeigt: Baden-Württemberg ist weit davon entfernt, dass man sich nicht mehr vor die Türe trauen kann. Die Kriminalitätsbelastung ist auf dem niedrigsten Stand der zurückliegenden 20 Jahre. Sieht man sich diese Entwicklung an, dann wundert man sich über manche hitzige Diskussion der zurückliegenden Monate.
Es wäre dennoch verfehlt zu sagen, im Land sei alles in Ordnung. Dass gerade unter Jugendlichen die Zahl der Messerdelikte steigt, ist ein enormes Alarmzeichen. Ebenso muss sich die Politik darum kümmern, warum das Sicherheitsgefühl der Menschen oft ein anderes ist, als es die Zahlen hergeben. Nur so kann man auch Hetzer und Hassredner stoppen, die mit den Ängsten spielen – und am rechten Rand auf Stimmenfang gehen. Hier für Klarheit zu sorgen, ist eine wichtige Aufgabe, schließlich wählt Baden-Württemberg in knapp einem Jahr.