Es ist die dritte Kundgebung, die von Ukrainern am Montag gemeinsam mit deutschen und französischen Bürgern auf dem Kehler Kirchplatz ausgetragen wird. Drei Jahre währt der Krieg Russlands gegen das osteuropäische Land. Am 24. Februar 2022 rückten russische Panzer gegen die Hauptstadt Kiew vor.

"Für viele Menschen dauert dieser Krieg nicht erst drei, sondern schon elf Jahre", betont Margarita Koshyl, die im Namen der Flüchtlingshilfe Kehl die Kundgebung leitet. Er habe bereits mit der Annexion der Krim und der Einnahme von Teilen der Regionen Luhansk und Donezk begonnen. Die junge Studentin, die auf der Flucht ihren Verlobten in der Ukraine zurücklassen musste, spricht von einer "sehr schwierigen Zeit wegen des politischen Drucks, des ständigen Beschusses, der täglichen Verluste für Menschen, die gerne ein friedliches Leben führen würden, und der zahlreichen Schäden für Natur und Umwelt".

Die Kundgebung solle den Ukrainern dabei helfen, sie zu vereinen und die belastenden Gefühle zu teilen. "Denn jeder ist auf die eine oder andere Weise in den Krieg verwickelt", erläutert Margarita Koshyl. Die Geflüchteten vermissten ihr Land, Freunde und Familie. "Daher werden die Menschen auf der Kundgebung die Gelegenheit haben, ihre einheimische Musik zu hören und ukrainische Lieder gemeinsam zu singen."

Hochverrat am Volk

Der geplante Deal des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump mit Wladimir Putin hat die Lage nun dramatisch verschärft. "Trumps Aussagen sind erschütternd", sagt die deutsch-ukrainische Kehlerin Darya Romanenko. "Es fühlt sich wie Hochverrat an." Der US-amerikanische Präsident beschuldigte unter anderem die Ukraine, für den Krieg mitverantwortlich zu sein, und nannte Volodymyr Selenskyi einen Diktator. Selenskyi hätte einen Deal aushandeln und Teile des Landes abtreten müssen.

"Das zeigt, dass Trump kein Verständnis für Völkerrecht und die Souveränität eines Staates hat", kritisiert Romanenko, kritisiert Romanenko, die für mehrere deutsche Hilfsorganisationen in der Ukraine im Einsatz war.

Dass Russlands Interesse an Frieden nur vorgeschoben sei, hätten die Drohnenbeschüsse auf die Stadt Odessa gezeigt, während die Außenminister der beiden Großmächte in Riad über den Frieden verhandelten. "Über 2000 Menschen sind seitdem ohne Strom", kritisiert Darya Romanenko. Sie ist überzeugt davon, dass das territoriale Expansionsbestreben Russlands in der Ukraine nicht Halt mache. "Es meint ganz Europa. Putin propagiert ein russisches Territorium vom Atlantik bis zum Pazifik", schildert die Kehlerin.

Martin Kujawa, der als Integrationsmanager in Offenburg und Mitglied der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Ortenau viel mit Ukrainern zu tun hat, erlebt große Angst und Unsicherheit. "Viele fragen sich, ob sie im Fall eines Friedens sofort in ihr Land zurückkehren müssen und wo sie dann leben sollen", erzählt er. Viele hätten ihr Haus oder ihre Wohnung verloren. Und die Heimat vieler könnte zukünftig in Russland liegen. "Die meisten Geflüchteten, die bei uns sind, kommen aus russisch besetzten Gebieten wie Cherson oder Mariupol", weiß Kujawa.

Am Montag wird sich eine Gruppe von Ukrainern um 16.30 Uhr vor der Kirche treffen und dann singend durch die Innenstadt marschieren. Um 17 Uhr versammeln sie sich vor der Friedenskirche, wo es mehrere Reden, musikalische Beiträge und eine Kindervorführung geben wird. Mit Musik, Gebeten und einem Lichtritual geht es anschließend in der Kirche weiter.

kehler-fluechtlingshilfe.de