Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach

Bruni Schweizer freut sich, dass sie als Honorarkraft im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof so viele Talente aushobeln kann – bis hin zum »Krutthoble«. ©haasinparis.com
Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof gehört natürlich nicht zu den »versteckten, manchmal kaum beachteten Kleinoden«. Der Vollständigkeit halber soll es aber in unserer Museumsserie trotzdem berücksichtigt werden.
Bei allen 20 Kinzigtäler Museen, die hier bisher vorgestellt wurden, fragten wir nach den Lieblingsstücken der Museumsleiter oder -betreuern. Der wissenschaftliche Leiter des mit 52 Jahren ältesten Freilichtmuseums Baden-Württembergs und der wissenschaftliche Leiter Thomas Hafen haben ein gemeinsames Lieblingsstück, das sich nun beim besten Willen nicht fotografieren lässt. »Es ist das Stück, um das der Besucher klüger ist, wenn er unser Museum wieder verlässt«, erklärt Thomas Hafen. Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof sehe sich als Bildungseinrichtung und arbeite täglich daran, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Bei rund 220000 Besuchern in der siebenmonatigen Saison, die übrigens zu 30 Prozent in Gruppen kommen, sind das wohl schon »einige Stücke Klugheit«, die da hinausgetragen werden. Rund 35 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland, erläutert Marketingleiterin Svenja Janes, viele beispielsweise aus Israel, Frankreich, den USA, Spanien.
Im Freilichtmuseum arbeiten 30 angestellte Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit, 20 freie Mitarbeiter sowie 70 weitere Akteure im Rahmen des vielfältigen Veranstaltungsprogramms. Sie alle tragen dazu bei, dass Schulklassen und Erwachsenengruppen in jährlich rund 1500 Führungen bei bester Unterhaltung ihr Wissen vergrößern können.
Zwei dieser freien Mitarbeiterinnen, die flexibel immer wieder verschiedene Führungen und Einsätze übernehmen, sind Bruni Schweizer aus Gutach und Brigitte Salzmann aus Hausach. Beide haben nach ihrem Berufsleben noch eine anspruchsvolle Aufgabe gesucht und sind im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof fündig geworden.
»Der Vogtsbauernhof gibt mit seinen vielen Geschichten für die Führungen sehr viel her«
Bruni Schweizer führt ihre Gruppen am liebsten in den Vogtsbauernhof, »weil der so viel hergibt«. Viele Geschichten ranken sich um diesen ersten Hof des Museums. »Man kann das Thema Glaube und Aberglaube am versteckten Hufeisen in der Stube und am Ochsenkopf auf der Tenne sehr gut erklären, aber auch die Vorratshaltung am Beispiel des Brunnenhäusles«, so Schweizer.
Sie findet alle anderen Höfe natürlich auch sehr interessant, aber alle könne man gar nicht in eine Fühung packen, und »zum Vogtsbauernhof wollen natürlich auch alle Besucher«. Sehr gern führt Bruni Schweizer auch Kinder durchs Museum und freut sich an ihren großen Augen, wenn sie ihnen etwa erzählt, dass manche Schwarzwälder Kinder früher erst zur Schule ihre ersten Schuhe bekommen haben, dass sie kein Kinderzimmer hatten und auch kein Spielzeug – wenn ihnen der Vater nicht über den Winter vielleicht mal ein Pferdle aus Holz geschnitzt hat.
Kein Telefon, kein Fernseher, kein Radio, kein Wasser in der Küche, kein Kühlschrank, »das können sich viele Kinder nun überhaupt nicht vorstellen«. Ganz besonders schön findet sie es, wenn sich die Kinder für ihre Führung am Schluss mit einem Lied bedanken. »Die Einsätze im Museum machen mir viel Freude. Es ist manchmal auch anstrengend, aber es kommt wirklich sehr viel zurück«, sagt Bruni Schweizer und freut sich, dass sie hier so vieles einbringen kann – neben den »normalen« Führungen Kindergeburtstage, vorlesen, schauspielern...
»Keine blieb ihr Leben lang das unbeschwerte Schwarzwaldmädel«
Auch Brigitte Salzmann erfüllt die Arbeit im Freilichtmuseum sehr: »Das gibt mir ganz viel. Es ist ein wunderbarer Arbeitsplatz, ein schönes Ambiente, nette Kollegen und ein sehr lieber Chef«, sagt sie. Ihre Lieblingsführung ist »Frauen auf dem Wald«. Die »kulturgeschichtliche Verabredung mit den Frauen unserer Landschaft« werde vorwiegend von Frauen gebucht, und es ergäben sich dabei immer sehr interessante, tiefgründige Gespräche. »Keine blieb ihr Leben lang das junge, unbeschwerte Schwarzwaldmädel«, ist Brigitte Salzmann selbst sehr beeindruckt von der Leistung der Bäuerinnen.
Erst neulich habe sie eine Schweizerin nach der Führung gedrückt. Das Fensterputzen liege ihr gar nicht. Aber jetzt, wo sie erfahren habe, was die Schwarzwälder Bauersfrauen früher leisten mussten, »jetz gan i heim und butz alli Fenschder«.
Saisonabschluss ist am Sonntag, 6. November. Aber wie immer öffnet das Museum am dritten Adventswochenende, vom 9. bis 11. Dezember, zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte der Republik. Den kann man inzwischen dank des eigenen Bahnhalts mit der Bahn auch direkt erreichten.
Service
Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach ist noch bis 6. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Vom 9. bis 11. Dezember öffnet das Museum noch einmal zum Weihnachtsmarkt, Saisoner- öffnung 2017 ist am 26. März. Der Eintritt beträgt neun Euro für Erwachsene, Gruppen ab 15 Personen zahlen acht Euro pro Person, Jugendliche (sechs bis 17 Jahre) fünf Euro, Schulklassen 3,50 pro Person, Familien ab 20,50 Euro, Jahreskar- ten kosten 25 Euro für Erwachsene, 42 Euro für Familien. Führungen auf Anfrage. www.vogtsbauernhof.de