Musikschule gibt Benefizkonzert für Flüchtlinge
Um Spendengelder für die musikalische Förderung von Flüchtlingskindern zu sammeln, wartete die Musikschule am Dienstag mit einem Benefizkonzert auf. Knapp 200 Zuhörer, darunter viele Flüchtlinge, erlebten eine reizvolle Klangreise durch Stilepochen und Genres.
Die von Andrej und Anke-Betina Melik zum Konzertauftakt inszenierte Begegnung mit der Klangwelt der zeitgenössischen Musik stellte am Dienstagabend auch die Hörgewohnheiten des einheimischen Publikums auf die Probe. Das Streichduo tauchte ein in die Klangpoesie von Alfred Schnittke – in eine Musik, die Offenheit und Toleranz einfordert. Denn sie klingt erst einmal fremdartig und verzichtet auf traditionelle Harmonieformen.
Ganz ähnlich dürfte es vielen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak, aus Afghanistan, Kenia oder Pakistan bei der anschließenden Rundreise durch die Welt von Robert Schumann, Ludwig van Beethoven oder Johann Sebastian Bach gegangen sein. Die Herausforderung, sich auf eine für sie fremde Kultur einzulassen, löste sich im Verlauf des Abends dann aber in einer Begegnung mit den längst weltweit vertrauten Harmonien der Popmusik auf. Ein musikalischer Ritt durch die Sandwüsten der Sahara diente als Einleitung. Jürgen Ott und Patric Hetzinger setzten damit nicht nur eine orientalische Duftmarke. Der von ihnen inszenierte Dialog zwischen Gitarre und Tombak, einer ursprünglich aus Persien stammenden Bechertrommel, zählte am Ende auch zu den Glanzlichtern des Benefizkonzerts.
Unmittelbar zuvor hatte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller noch einmal das Bekenntnis der Stadt zur Aufnahme und Integration der Flüchtlinge in Lahr erneuert. Es sei eine große Aufgabe, die es mit Engagement und Herzblut, aber auch mit einer pragmatischen Grundeinstellung zu meistern gelte. Müller verteidigte damit auch die geplante Unterbringung von 531 Flüchtlingen in einer Containersiedlung auf dem Flugplatzareal. Es sei eine Durchgangsstation, keine Dauerlösung, auf jeden Fall aber besser als die Massenunterbringung in Sporthallen. Neben ihm ergriffen auch Peter Rottenecker, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lahr und Michael Lampe, vom Rotary Club Lahr das Wort. Mit einer bereits im Vorfeld geleisteten Spende hatten Volksbank und Rotarier den Grundstock für das von der städtischen Musikschule initiierte Projekt gelegt, das Flüchtlingskindern eine kostenlose Teilhabe an der musikalischen Angeboten ermöglichen soll.
Der Klangreigen der Lehrer schwenkte dann von der Moderne über die alten Meister zur spanischen Gitarrenmusik, mit der Roman Babiychuk den klassischen Teil abrundete. Ott und Hetzinger setzten mit »Sahara« und »Comin Back To You« eine tolle Duftmarke, bevor ein Ensemble um Musikschulleiter Tobias Meinen in die Welt des Tango eintauchte. Gitarrenlehrer Andi Kopfmann und Liedermacher Rainer Lenz (Klavier, Gesang) überraschten mit zwei fetzigen Eigenkompositionen, die eine spürbare Aufbruchstimmung verbreiteten. Für den Schlussakkord sorgten Barbara Höpler (Gesang), Tobias Kopf (Gitarre) und Silke Täubert (Cello), die mit zwei gefühlvoll interpretierten Popsongs von »Police« und »Korgis« beeindruckten.