Neuried - Altenheim

Songs auf der Luftgitarre in Altenheim

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13. March 2025
Eddy Holland (Hilberts) ist ein vielseitiger Künstler. Hier spielt er die Luftgitarre.

Eddy Holland (Hilberts) ist ein vielseitiger Künstler. Hier spielt er die Luftgitarre. ©Privat

Ortsgespräche 154: Eddy Hilberts aus Altenheim komponiert und produziert auch schon mal einen Welthit. Dennoch sagt er, die Musikbranche sei heute richtig hart geworden. Wieso das so ist.

Eddy Holland (Hilberts) hat ein Lied veröffentlicht, das einen so witzigen wie widersprüchlichen Namen trägt: „Ich spiele ganz laut Luftgitarre“. Als Clip ist das veröffentlicht unter https://youtube/O38AnB- 4SuQ. Ansonsten ist er ein Musik-Produzent aus den Niederlanden, der in Altenheim lebt. Da hätten wir ein paar Fragen.

Herr Hilberts, womit beschäftigen Sie sich gerade?

Wie immer mit einem neuen Lied… ein Versuch, ob American Elements aus den 1990er Jahren noch in die heutige Zeit passen. Ich bin dann tagelang in meiner Gedankenwelt und probiere mit “Try and Error” herum. Könnte ein Lied für Steffi Wirth werden…

Wann hat es Sie eigentlich nach Altenheim verschlagen?

Ein Kameramann aus Offenburg machte ein Videoportrait von der Kelly Family in einem Studio in Hilversum, wo ich die Kelly’s aufnahm. Das war 1981. Ich schrieb ein Lied, ideal für einen Videoclip, und reiste 1982 nach Offenburg. Der Videoclip war zwar kein Erfolg, aber 1984 hatte ich mit dem Projekt „Sensus“ ein Hit in der deutschen Hitparade. Und so drehten der Kameramann Roman Teufel und ich mehrere Videoclips für niederländische Künstler. Mittlerweile hatte Roman ein Videostudio in Langhurst und bot mir an, im selben Gebäude ein Tonstudio einzurichten. Dort habe ich sowohl Musik für Videoprojekte als auch für meine Kompositionen gemacht.

Und warum?

Letzteres war nicht so erfolgreich, daher arbeitete ich zusätzlich im Offenburger Musikhaus Pfettscher. Dort habe ich meine Frau kennengelernt und von da an war klar, dass ich nicht in die Niederlande zurückkehren werde. Da ich auch in der Country-Band South­bound angefangen hatte, war „Rückkehr nach Hilversum“ definitiv vom Tisch.

Wie beurteilen Sie die Musikszene im Landkreis?

Das ist schwer zu beurteilen... diese Tonträger, vielmehr CDs gibt es mittlerweile nicht mehr, fast nur noch Strea­ming. Alles sofort..., für ein paar Cent... Coverbands sind möglich, aber nicht zu laut, also DJ... Das große Geld geht an gigantische Projekte mit viel Schlagschaum. Das bedeutet, dass eine lokale Band mit Originalkompositionen eigentlich keine Chance hat. Hier in der Ortenau spielt zum Beispiel die talentierte Band „Darvin Moon Sound“, die in meinem Studio ein besonderes CD-Album aufgenommen hat… und das war es dann…

Wenn Sie komponieren, woher beziehen Sie Ihre Inspiration?

Ich weiß es nicht, sonst würde ich noch mehr machen. Was die Liedtexte angeht, weiß ich, dass ich viel von englischen Fernsehserien mitbekomme. Nachsynchronisierte englische/amerikanische Serien auf Deutsch schaue ich nicht. Die Engländer synchronisieren nicht deutsche Film auf Deutsch, französische Filme auf Französisch, die Untertitel sind abschaltbar, so wie es gehört… meiner Meinung nach.

Was kommt bei Ihnen zuerst – Text oder Musik?

Wenn bereits ein Textidee vorhanden ist, sind die Chancen groß, dass sich daraus etwas entwickelt.

Was macht mehr Spaß: komponieren oder produzieren?

Das Schreiben von Texten bereitet mir Kopfschmerzen, aber ich kann nicht widerstehen ...klar, komponieren, arrangieren und produzieren macht Spaß.

Und was ist lukrativer?

Ich kann es nicht sagen... beide sind voneinander abhängig.

Die Musikszene ist im Umbruch, brauchen Musiker überhaupt noch Produzenten?

Ja, es könnte leicht einer (oder zwei) aus der Band sein. Es muss nicht unbedingt ein externer Produzent sein. Wenn eine Band das nicht akzeptieren kann, muss sie nach außen schauen.

Produzieren Sie noch? Wen?

Aktuell arbeite ich mit Steffi Wirth aus Hohberg zusammen. Zwei Songs sind fast fertig. Steffi hat zu meinen anderen Projekten im Chor beigetragen. Sie ist sehr musikalisch und hat viele Möglichkeiten.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Musikbranche; wird es einfacher oder leichter für Musiker?

Im Gegensatz zu früher ist es jetzt viel einfacher, eine professionelle Aufnahme auch zu Hause durchzuführen. Es ist viel schwieriger, es zu vermarkten. Im Klartext: „Fast keine Chance“.

Was macht ein Produzent eigentlich?

Es gibt viele Möglichkeiten. Einer, der keine Ahnung hat, aber alles klappt, und umgekehrt. Für mich ist ein „Schallplattenproduzent“ jemand, der es ermöglicht, dass aus einer „Idee“ ein Song wird, mit dem richtigen Interpret und dem richtigen Arrangement, aufgenommen mit den richtigen Musikern und im richtigen Studio mit der besten Vermarktung. Dies ist ohne Kompromisse nicht möglich, also „begnügen Sie sich mit dem, was Sie haben.“

Wirft der Song Mississippi überhaupt noch Tantiemen ab?

Ich habe viele Songs für Pussycat produziert, aber nur ein paar Songs für Pussycat geschrieben, daher kommt nicht viel von der GEMA. Aber ja, dank der niederländischen SENA (angegliedert an die deutsche GVL) gibt es doch noch etwas.

Die SENA existiert seit 1991. Die SENA bezahlt nicht die Produzenten, sondern den Orchesterleiter, den Session-Musiker, den Arrangeur und so weiter. Ich war fest bei EMI angestellt, also ohne Lizenzgebühren. Aber ich habe die Hälfte des Arrangements für „Mississippi“ geschrieben und auch eingespielt. Das gilt auch für „Smile“ und andere Pussycat-Songs. Es wird also jedes Jahr immer noch etwas ausgezahlt (aber jedes Jahr weniger...)

Jetzt bekomme ich sogar mehr Geld für einen niederländischen Song (Text, Musik, mitgespielt, also GEMA plus SENA), der nicht einmal in den Charts war, aber jetzt ein Dauerbrenner ist. Leben kann man davon aber nicht…

Zur Person

Eddy Holland

... ist ein gebürtiger Niederländer, der in Altenheim lebt. Mit 13 Jahren spielte er in der Beatgruppe „Eddy and the Flying Arrows“. Mit 16 Jahren siegte er bei einem Talentwettbewerb in den Niederlanden mit einer eigenen Komposition. Ab 1972 Aufnahmetechniker in EMI-Holland Studios. Unter anderem sang er bei dem Imca Marina Titel „Eviva Espana“ und „Bella Italia“ als Backgroundsänger mit. Neben vielen klassischen Aufnahmen auch Pop – etwa: „Hank the Knife & the Jets“ mit „Guitar King“ (Platz 9 in der Deutschen Hitparade). Ab 1975 tätig als Home-Produzent EMI Holland, u.a. mit Interpreten wie „Reinhard Mey“. 1976 produzierte er Titel der Band „Pussycat“, unter anderem den Welthit „Mississippi“ (Platin-Platte). Im September 2007 erschien seine erste Solo CD: „These are my songs for you“ mit eigenen Kompositionen und Texten. Es folgten die Solo CD „Come On Honey..., DANCE WITH ME!!“ Und nach 37 Jahren hat er 2021 das Album-Project “Sensus” fertiggestellt.

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