Machen Handys dumm? Die IG Funkmast Ortenau kennt neue Studien
Beim jüngsten Treffen der mobilfunk-kritischen IG Funkmast Ortenau in der "Einkehr" in Waldulm ging es um die kleine französische Gemeinde Seine-Port südlich von Paris, wo der Bürgermeister im öffentlichen Raum das Nutzen von Smartphones verboten hat, also in Geschäften, Behörden, auf der Straße, im Verein.
Eltern, denen die Erreichbarkeit ihrer Kinder wichtig ist, stellt die Gemeinde einfache Telefone mit SMS-Funktion kostenlos bereit, gegen die Verpflichtung, ihren Kindern vor dem 15. Lebensjahr kein Smartphone zu kaufen. Die zum Referendum verteilte Broschüre enthält weitere Empfehlungen für sehr geringen Bildschirmgebrauch, um Konzentrations- und Hirnschädigungen vorzubeugen. Nachbargemeinden wollen ähnliche Regelungen auf den Weg bringen, wie Bernhard Falk, Vorsitzender der IG Funkmast sagte. Mobilfunkkritiker würden dort Anerkennung und Unterstützung erfahren, statt als Sonderlinge belächelt oder gar ausgegrenzt zu werden.
Mit der IG Mobilfunk Hanauerland um den Musiker Hans-Wolfgang Brassel aus Sand hat sich eine weitere regionale Ortsgruppe gebildet. Brassel stellte sie vor. Die beiden Initiativen wollen sich gegenseitig unterstützen.
Laut des amerikanischen Wissenschaftlers J. Haidt sei die "massive Abnahme der geistigen Gesundheit junger Menschen" genauso seit 2012 zu beobachten wie die verstärkte Nutzung des Smartphones. Angstzustände, Depressionen oder Selbstverletzungen seien demnach darauf zurückzuführen. Die weitverbreitete Nutzung von Smartphone und sozialen Netzwerken sorge für diese Zunahme an seelischer Erkrankung, zumal das freie kindliche Spiel in der Natur mit Eltern oder Gleichaltrigen durch einsames Daddeln ersetzt wird. In der Folge bleibe das Hirn unausgereift.
Handy erst ab 14
Dies deckt sich laut Falk mit der Erkenntnis der deutschen Neurobiologin Gertraud Teuchert-Noodt, die diesen Effekt, der später nicht mehr behoben werden könne, hirnphysiologisch nachgewiesen habe. Deshalb fordert Haidt, Smartphonenutzung bis zum Alter von 14 Jahren auszuschließen und soziale Netzwerke erst ab 16 zugänglich zu machen.
Über eine aktuelle Studie namens BEEFI zur schädlichen Wirkung von Funkstrahlung auf Insekten sprach die IG ebenfalls. Da Insekten einen viel kürzeren Lebenszyklus haben als Menschen oder Säugetiere, könne man die Auswirkungen von Strahlungsschäden auf Folgegenerationen schneller beobachten. Inwieweit diese Erkenntnisse sich übertragen lassen, soll weiter erforscht werden.
Stefanie Wolgast stellte dank der 40 Mitglieder und trotz der Kosten insbesondere für den Vortrag zu 5G in Oberkirch ein ausgeglichenes Kassenergebnis vor.