Fast genau ein Jahr nach Baubeginn erfolgte am Montag die offizielle Verkehrsfreigabe der Dorfstraße in Unterentersbach. Die Freude über die Fertigstellung des Projekts mit einem finanziellen Volumen von rund 1,3 Millionen Euro war den Beteiligten beim Termin anzusehen.
Allen voran war Unterentersbachs Ortsvorsteher Christian Dumin stolz auf das neue Schmuckstück im Ort, von dem Menschen wie Fahrzeuge gleichermaßen profitieren sollen: „Die neue Dorfstraße ist ein gemeinsamer Verkehrsraum („Shared Space“), den Fußgänger, Radfahrer, Autos, Lastwagen oder Traktoren nutzen können. Die Gestaltung der Straße mit einem gepflasterten Gehstreifen entlang des Dorfbachs soll den Straßenraum lebenswerter machen und die Achtsamkeit stärken."
Dumin betonte, dass die 380 Meter lange und 5,50 Meter breite Dorfstraße keine Schnellstraße für den Durchgangsverkehr sein soll, zumal auch hier nach wie vor Tempo 30 gilt. In der neu gestalteten Straße sollen sich Menschen treffen können, Bänke am Bach laden zum Verweilen ein und an vier Stationen am Wasser gibt es Sinneseindrücke oder Informationen über die Natur. Und wenn mal ein Auto kommt, gilt es für beide Seiten, Rücksicht zu nehmen.
Gemeinsam genutzt
Da die Dorfstraße ein gemeinsam genutzter Verkehrsraum ist, darf auch am Straßenrand geparkt werden, auch auf dem „Gehstreifen“ am Bach, der laut Dumin nicht als Gehweg klassifiziert ist. Dieser gepflasterte Streifen darf bei Bedarf auch überfahren werden. Er verengt die Straße optisch, was Verkehrsteilnehmer auch zu besonderer Vorsicht zwingt. Insgesamt ist die Dorfstraße übrigens so breit wie vor den Sanierungsarbeiten; sie wirkt nur schmäler.
Auf eine Beschilderung mit eventuellen Einschränkungen möchte Unterentersbach vorerst verzichten. „Wir beobachten das jetzt erst mal“, kündigte Christian Dumin an.
Der Ortsvorsteher ging auch auf die Vorgeschichte des Großprojekts ein, für das es vom Land übrigens Fördergelder von rund 360.000 Euro geben wird. Die ersten Ideen im Ortschaftsrat stammen aus dem Jahr 2018. Auslöser waren die maroden Leitungen im Untergrund der Straße mit regelmäßigen Wasserrohrbrüchen und auch die Straße selbst war nicht mehr im allerbesten Zustand. Es bestand also Handlungsbedarf. Und wenn die Straße aufgerissen werden musste, waren Ideen für eine Neugestaltung nicht weit. Auch der Dorfbach sollte mit einbezogen werden. Die bhm Planungsgesellschaft legte Entwürfe vor. 2023 wechselte das Planungsbüro, die Isenmann Ingenieur GmbH betreute ab da die eigentliche Umsetzung des Projekts.
Die Tiefbau- und Straßenbauarbeiten sind nun fertig, einige wenige Restarbeiten fehlen noch. So wird im Dorfbach voraussichtlich im Mai das sogenannte Instream River Training (IRT) umgesetzt, mit dem die Strömung in einem Gewässer gesteuert werden kann. Die Ersatzpflanzungen für entferne Bäume kündigte Christian Dumin für den Herbst dieses Jahres an. Bereits im Mai soll es eine kleine Einweihungsfeier für die sanierte Straße geben.
Stromleitung im Boden
Im Zuge der Arbeiten wurden rund 460 Meter Hauptleitung der Wasserversorgung erneuert und rund 100 Meter Hausanschlussleitungen im öffentlichen Bereich verlegt. Auch neue Stromleitungen wurden unterirdisch bis zu den Häusern geführt, die Inbetriebnahme erfolgt hier, sobald die Trafostation Obere Breite in Dienst ist. Das ist dann auch das Ende der Stromleitungen über der Straße und der dazugehörigen Dachständer. Ebenfalls verlegt wurden Leerrohre für Breitband.
Lang war die Liste derjenigen, denen der Ortsvorsteher dankte. Neben den ausführenden Firmen, der Stadt und dem Gemeinderat nannte Christian Dumin besonders lobend die Anwohner und alle Unterentersbacher, die ein Jahr lang mit Bauarbeiten und Verkehrseinschränkungen leben mussten. Dumin betonte aber, dass Anwohner und am Bau beteiligte Firmen sehr gut zusammengearbeitet hatten, eventuelle Schwierigkeiten wurden auf kurzem Weg beseitigt.
Auch Zells Bürgermeister Günter Pfundstein freute sich übers gelungene Ergebnis des Bauprojekts. „Das ist eine sehr gute Lösung für Unterentersbach“, lobte er und hofft, dass nun „alle aufeinander Rücksicht nehmen“.
Pfundstein konnte sich eine kritische Bemerkung nicht verkneifen. Es ging um die Wiederverwendung des Aushubmaterials, das hier bereits Jahrzehnte vor Ort lag. Die Stadt war gezwungen, Teile des Materials zu entsorgen und neues Material zu kaufen. „Die Erde lag schon immer hier und niemand hat es gestört. In dem Moment, wenn eine Baggerschaufel sie holt, ist es Abfall, der für teures Geld entsorgt werden muss“, so Pfundstein kopfschüttelnd.