Ermittler: Islamistisches und antisemitisches Motiv möglich
Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag in München gehen die Ermittler Hinweisen auf ein islamistisches beziehungsweise antisemitisches Motiv des Täters nach. Das sei aufgrund der bislang vorliegenden Erkenntnisse die „Arbeitshypothese“, sagte die Leiterin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann. Botschaften des Täters mit Hinweisen auf ein Motiv seien bisher nicht gefunden worden.
Grundlage für diese Arbeitshypothese seien zum einen die Erkenntnisse österreichischer Behörden, laut denen sich der 18-Jährige islamistisch radikalisiert habe, sagte Tilmann. Zum anderen deuteten Tatort und Zeit darauf hin: Der Täter habe am Jahrestag des Olympia-Attentats im Jahr 1972 auf das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat geschossen.
Hinweise auf Mittäter gebe es bisher zwar ebenfalls nicht. Ermittelt werden müsse dennoch, ob der 18 Jahre alte Österreicher in irgendeine Art von Netzwerk eingebunden war, sagte Tilmann.
Angreifer feuerte neun Schüsse ab
Der Angreifer hat bei dem Anschlag insgesamt neun Schüsse abgegeben. Das sagte Polizei-Einsatzleiter Christian Huber in München. Mehrere Schüsse seien auf Gebäude, weitere auf Polizisten abgefeuert worden.
Das Magazin der Waffe, einer jahrzehntealten Schweizer Armeewaffe, habe sechs Patronen gefasst. Im Auto des 18-Jährigen sei eine Packung gefunden worden, die 50 Schuss Munition fasst und fast leer gewesen sei. Wo der Rest der Munition geblieben sei, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Ein Polizist und eine Passantin hätten jeweils ein Knalltrauma erlitten, weitere Verletzte habe es nicht gegeben.