Martas Mimen in Gengenbach

Drei ausverkaufte Vorstellungen und Irrungen und Verwirrungen ohne Ende. Mit ihrem Stück „No Way Out“ bereiteten Martas Mimen am Wochenende in der Stadthalle Gengenbach nicht nur Freude an der vor Spiellaune sprühenden Darstellergruppe des Marta-Schanzenbach-Gymnasiums (MSG), sondern auch manches Kopfzerbrechen.

Ein Leiche gibt es fast schon zur Eröffnung, und am Ende ist die Bühne gepflastert von den vergiftet Dahingeschiedenen. Bis es allerdings so weit ist, dürfen sich die Zuschauer verwirren und begeistern lassen. Zudem endete mit dieser Aufführung eine Ära. Die langjährige Regisseurin Marlies Himmelsbach saß zwar wie schon viele Jahre zuvor auch wieder in der vorderen Zuschauerreihe und fieberte mit, doch diesmal „nur“ als Zuschauerin. Erstmals führte der lange Jahre als Schauspieler faszinierende Marco Kohler Regie.

Auf der Bühne gehörte die Aufmerksamkeit anderen Akteuren. Und ohne Zweifel hatten dabei die beiden affektiert und überdreht auftretenden Schwestern Mary-Anne Chapman (Susanne Feld) und Mary-June Chapman (Marianne Bedbur-Hüwe) besonders dankbare Rollen.

Rote Rosen regnen

Als heiteren Running Gag durfte Mary-June Chapman im gespielten Kriminalstück immer wieder ihren Wunsch nach dem eigenen Liedvortrag vorbringen. Deswegen will sie sich auch von allen seltsamen Vorgängen während der gespielten Theateraufführung nicht von dessen Fortgang abhalten lassen. „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ darf sie singen. Szenenapplaus ist ihr Lohn.

Singen darf auch der langjährig bühnenerfahrene Wolfgang Puppe. Rollengemäß muss er allerdings eine mehr als bescheidene Vorstellung bieten.

Die vielfältigen Unterbrechungen des eigentlich zu spielenden Stückes „No Way Out“ mit den fantasievollen Mutmaßungen der Schauspieler über seltsame Vorgänge waren für das Auffassungsvermögen der Zuschauer durchaus herausfordernd. Turbulenzen und situative Überraschungen blieben aber eine belebende Konstante über die gesamte Spielzeit.

Wenige Szenen nach Spielbeginn von „No Way Out“ gibt es schon den ersten Toten auf der Dinnerparty von Lord Whitechapel. Hausgast Max (Dennis Rehm) liegt erstochen darnieder. Dennis Rehm ist auf diese Weise seine erste Rolle los und kann nun in seiner zweiten Rolle als Küchenchef im Hause Whitechapel seine berufliche Prägung als ehemaliger Schiffskoch in derber Opulenz ausspielen. Gegen Ende des 1. Aktes jagt er gar zum Ergötzen der Zuschauer mit einer drohend erhobenen Rinderkeule über die Bühne.

Stefan Feld spielt im Spiel nicht nur den undurchsichtigen Butler Geoffrey, sondern in der Laienspielgruppe des fiktiven „Kulturvereins Gengenbach“ auch den Sprecher. Ein tatsächlicher Spaß für die Zuschauer, muss er doch in der Rolle des Spielgruppensprechers dem Publikum recht unbeholfen und unsicher Ansagen und Erklärungen übermitteln.

Turbulent und geplant unübersichtlich hatte sich schon der Start in das Bühnengeschehen gestaltet. Tatsächlich wurde die gesamte Stadthalle als Schauplatz genutzt. Und so dauerte es seine Zeit, bis alle Akteure aus der Tiefe des Saales über eine Mitteltreppe die Bühne erobert hatten und sich präsentieren konnten.

Sandra Brand stand schon durch ihr Outfit in prägnantem Kontrast zu den acht weiteren Akteuren. Als Sister Rose spielt sie in „No Way Out“ eine Nonne mit dunkler Vergangenheit. Ihre Wandlung von zur Schau getragenen Frömmigkeit, überschäumender Lebenslust und knallharter Erkenntnis gelingt ihr fließend: „Theater ist immer Mord!“

Das Technikteam funktionierte schon bei der Premiere am Freitagabend reibungslos. Und in der Pause versorgte ein aufmerksames Team im Hintergrund die hungrigen und durstigen Gäste.