Die Stimmung war am Sonntag in der Schwarzwaldhalle gut und wurde im Laufe des zweistündigen Programms immer besser. Am Ende schaffte es Matthias Brodowy, dass seine Zuhörer mit einem entspannten Lächeln nach Hause gingen, das sicher noch länger anhielt. Mit seiner einzigartigen Art konnte er Humor, Politik und „schwere“ Themen harmonisch miteinander verbinden.
Betroffenheit, Nachdenken und herzliches Lachen, dieser Mix war die Devise des Abends. Neben dem Erzählen von Anekdoten aus seinem Leben unterhielt der Künstler auch mit selbst geschriebenen Songs und eigener Begleitung am Keyboard. Matthias Brodowy steht seit 1989 auf der Kabarettbühne, wurde von Hanns-Dieter Hüsch entdeckt und gefördert und erhielt zahlreiche Kabarettpreise, darunter das „Schwarze Schaf“, den „Prix Pantheon“ und den Deutschen Kleinkunstpreis.
Doch nicht so schlecht
Gleich zu Beginn machte der Hannoveraner seinem Publikum klar, was das Thema des Abends sein wird, nämlich „Keine Zeit für Pessimismus“. „Hast du ein Dach über dem Kopf, drei Mahlzeiten am Tag und warst du in den letzten drei Jahren in Urlaub? Dann kann es dir gar nicht so schlecht gehen“.
Er wolle heute Abend ein bisschen Optimismus streuen, meinte Brodowy. Das gelang ihm zweifellos. Die Themenfelder waren breit gestreut: Da ging es um das Ehrenamt, den Pflegenotstand, Demenz, Umwelt-Aktivismus bis hin zum Weltall und zu fremden Galaxien. Außerdem beschäftigte sich der Künstler mit den Mythen des Abnehmens. Da gäbe es zum Beispiel eine üble Sekte, die Punkte fresse, die heißen „Weight Watchers“. Das nicht wirklich komische Duo Elon Musk und Donald Trump wurde ebenso kritisch beäugt wie so manch deutscher Politiker.
Für Lacher sorgte eine Lesung aus seinem Buch „Klappstuhl und ich“. Wie der Besuch eines Baumarktes abläuft, in dem Brodowy eigentlich nur einen Hammer kaufen wollte, hatte großen Wiedererkennungswert bei so manchem Zuhörer. Interessant wurde es besonders für die Frauen, als der Künstler im Verlauf der Kulturgeschichte des Pissoirs ein Geheimnis verriet, welches bisher den Männern vorbehalten war. Nach einer kleinen Pause sang der Künstler ein Lied auf Plattdeutsch.
Auch Tiefgründiges
Im zweiten Teil des Abends verriet Brodowy noch mehr aus seinem Leben. So zum Beispiel von seiner Musikkarriere als Pianist einer Seniorinnen-Gymnastikgruppe oder als Alleinunterhalter mit dem Akkordeon im Altenheim. Besonders unter die Haut gingen seine Erlebnisse mit den Menschen im Pflegeheim, wo Tiefgründigkeit und Humor Seite an Seite standen. Im Lied „Seine Welt“ brachte er das Thema Demenz zur Sprache. Warum man es ursprünglich ihm – aus seiner Zeit als Ökoterrorist – zu verdanken hat, dass bei Aldi, dm und Co. inzwischen große Müllcontainer stehen, verriet er ebenfalls.
„Ich glaube, wir müssen mehr lächeln und viel mehr Blödsinn machen. Irritation schafft Innovation“, erklärte er und gab seinem Publikum ein paar Tipps dazu gleich mit. „Warum nicht einmal im Fahrstuhl sagen: Die Fahrkarten bitte“. Mit seinem Appell „Seien Sie humoristisch, anarchistisch – es ist keine Zeit für Pessimismus“ entließ er sein begeistertes Publikum, was ihn aber ohne Zugabe nicht gegen ließ.