Am Freitag, 21. März, findet im Theater der 2 Ufer die Premiere des Musicals „Lola Blau“ statt. Vom berühmten Wiener Kabarettist und Komponist Georg Kreisler (1922-2011) geschrieben, ist das anspruchsvolle Stück als Mahnmal gegen Faschismus jeder Couleur immer noch aktuell. Die Kehler Zeitung sprach darüber mit der künstlerischen Intendantin des Theaters der 2 Ufer, Ruth Dilles.
Frau Dilles, welche sind die Hintergründe zur jüngsten Produktion „Lola Blau“?
Ruth Dilles: Das ist ein Stück, das ich schon seit langem auf dem Schirm habe und schon lange machen wollte. Irina Lehnert fragte mich, was ich mir für sie vorstellen könnte, denn sie wollte etwas richtig Anspruchsvolles machen. Dann kam mir sofort „Lola Blau“ von Georg Kreisler in den Sinn.
Ist die Inszenierung dieses Musicals eine Herausforderung?
Kreisler ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Berühmt ist er mit seinen makabren Wiener Liedern geworden, humorvoll und ziemlich schräg – er war übrigens Jude und litt unter der Nazizeit. „Lola Blau“ ist ein Story-Musical für eine Schauspielerin – man hat damit also ein abendfüllendes Programm allein zu bewältigen, mit sehr anspruchsvollen Liedern.
Und für Lehnert anspruchsvoll genug, um die Rolle haben zu wollen?
Irina Lehnert hat gleich angebissen, denn sie fand das Stück toll. Ihr wird bei dieser Rolle eine sehr große Verwandlungsfähigkeit abverlangt: da sind Kostümwechsel, verschiedene Facetten auf den aufgezeichneten Lebensstationen. Es ist auch sehr turbulent und vielschichtig, gesangstechnisch gar nicht leicht.
Führten Sie auch dieses Mal die Regie?
Nein, ich habe Irina von Anfang an gesagt, dass ich in diesem Jahr eine Pause mache, weil ich mich ein bisschen von meiner „My Fair Lady“ erholen muss – denn das war zu heftig. Gabi Jecho hat sich dazu bereiterklärt – und ich glaube, das ist ein tolles Gespann. Katharina Keck macht die Klavierbegleitung.
Wie lange dauerte die Vorbereitung auf die Vorführung?
Sie sind seit einem Jahr dran.
Gibt es einen besonderen Anlass für die Premiere um diese Zeit?
Wir haben unsere Erinnerungskultur-Reihe seit Jahren im Programm – das ist uns ein wichtiges Anliegen. Jetzt werden 80 Jahre seit dem Kriegsende gefeiert, das Ende des Nazi-Faschismus. Am 27. Januar waren es auch 80 Jahre seit der Befreiung von Auschwitz. Also, ein ganz wichtiges Erinnerungsdatum.
Sie sprachen vorher über den humorvollen, lustigen Kreisler. Trifft dies auch auf das Musical zu?
Ja, dieses Stück ist nicht nur problemlastig. Es ist unterhaltsam und auch eine Liebesgeschichte. Sie erzählt von einer jungen Jüdin, die in der Nazizeit nach Amerika auswandert. Dort verliebt sie sich in Leo – die schöne Romanze setzt Kreisler als Kontrast zu den damaligen dramatischen Ereignissen in Wien und Europa. Lola wird übrigens von einem naiven Mädchen zu einer Sexgöttin, die das Publikum in ihren Bann zieht.
Ist Irina Lehnert Teil des Teams vom Theater der 2 Ufer?
Ja, das ist sie.
Hat die Produktion mit „Lola Blau“ direkten Bezug auch auf den gegenwärtigen internationalen politischen Kontext?
Auf jeden Fall. Das Musical ist zeitlos – und zwar mit der Botschaft „Nie wieder Faschismus!“. Es gibt nicht nur rechten Faschismus, sondern auch einen linken. Das darf man nicht vergessen. All die Diktatoren wie Stalin, Mao Zedong, Ceausescu – das waren linke Faschisten. Und das hat hunderte Millionen von Leben gekostet. Inzwischen gibt es auch einen islamischen Faschismus – gerade werden in Syrien Christen und Alawiten abgeschlachtet.
Ist das auch eine Warnung im Bezug auf die aktuelle politische Lage in Deutschland?
Das würde ich so allgemein halten wollen, dies ist der Zeitbezug: Wachsam sein! Im Nachhinein ist man immer klüger, das heißt, in der Situation sieht man nicht die Gefahren und schaut vielleicht auch in die falsche Richtung. Deshalb ist Wachsamkeit in allen Richtungen vonnöten.
Stichwort
Aufführungen
Die Premiere von "Lola Blau" findet am Freitag, 21. März, um 20 Uhr im Theater der 2 Ufer (Alte Kaffeerösterei) in der Oststraße 13 im Kehler Hafen statt.
Weitere Aufführungen sind am Sonntag, 23. März, um 18 Uhr, sowie am Freitag, 9. Mai, 20 Uhr, und am Sonntag, 11. Mai, um 18 Uhr.