Vier Jahre Haft für katholischen Priester wegen Betrugs
Vier Jahre Haft lautete gestern das Urteil für Markus E. wegen Betrufs und Untreue. Der Priester schädigte die katholische Kirche um rund 210.000 Euro. Das Urteil war nicht überraschend, jedoch die Ausführungen des Richters darüber, ob der Fall etwas Besonderes war.
Mit dem Strafmaß vier Jahre Haft hatte sich das Gericht der Forderung des Staatsanwalts angeschlossen - wobei die Anwälte von Markus E. lediglich drei Monate weniger gewünscht hatten. Markus E, wie gewohnt mit akkuratem Haarschnitt und grauem Pullover, zeigte bei der Urteilsverkündung keine Regung. Hintergrund: Es hatte im Laufe des Prozesses eine Verständigung zwischen Gericht, Staatsanwalt und Rechtsanwälten gegeben mit dem Rahmen zwischen drei Jahren und neun Monaten und vier Jahren und drei Monaten Haft.
Großes Medientinteresse
Zwei Kamerateams, die den Angeklagten und seine Anwälte beim Betreten des Gerichtsaals filmten, und ein halbes Dutzend Journalisten: Der diebische Dekan hatte Aufsehen erregt, Fernsehen und Boulevardmedien waren gestern im Mannheimer Landgericht dabei.
Trotzdem sagte Richter Oliver Ratzel in seiner Urteilsbegründung zur Besonderheit des Falles: "Dies möchte ich ein stückweit relativieren." Zwar sei der Beruf von Markus E. bei einem solchen Verfahren ungewöhnlich, es gebe jedoch auch andere ungewöhnliche Berufsgruppen in ähnlichen Fällen - beispielsweise eine Oberbürgermeisterin. Sie, der Verurteilte und Manager haben laut Ratzel eine verantwortliche Stellung in einer größeren Organisation mit erheblichem Vermögen gemeinsam und genießen alle großes Vertrauen der Mitarbeiter.
Laut Richter sei vor allem das Geständnis stark zu Gunsten des Ex-Dekans gewertet worden. Er betonte: "Sie haben ihre soziale Stellung in Trümmer gelegt und einen Schuldenberg angehäuft." Auch dies wurde berücksichtigt. Negativ sei gewesen, dass E. die Taten raffiniert und über einen Zeitraum von fünf Jahren begangen habe, dies mit "hohem Maß an krimineller Energie".
Projekt erfunden
Das Gericht hält es für erwiesen, dass der 54-Jährige in drei Bereichen kriminell wurde: Der größte Batzen sind 72 Rechnungen der Firma Easyfilms in Höhe von 195.000 Euro, von denen rund 165000 an den studierte Theologen und ehemaligen Jesuiten zurückgeflossen sind: Geldempfänger war eine Firma in Estland, an der der Angeklagte beteiligt ist, was aber in Lahr niemand wusste. Die Rechnungen hatte er selbst erstellt und als korrekt gekennzeichnet an die Buchhaltung gegeben. Weiter hat der Ex-Dekan rund 22.000 Euro im Rahmen eines über Jahre laufenden Pilgerprojekts mit erfundenen Eigenbelegen und einem Vorschuss angeeignet.
Und zum dritten das Ursulinenkonvent Mannheim dazu überredet, ihm 21.000 Euro für ein Caritasprojekt in Spanien zu geben, das jedoch komplett erfunden war. Von dem Orden hatte er weitere 500.000 Euro erhalten, die jedoch nicht Gegenstand der Anklage waren: Darlehen und Zuwendungen sowie Beratung für den Konvent. Teilweise ist dies verjährt oder die einzige Zeugin ist dement.
Während des Prozesses hatte ein ermittelnder Polizist ausgesagt, dass E. von 2013 bis 2017 knapp 1,4 Millionen Euro ausgegeben hatte. Laut Zeuge waren in diesem Zeitraum oft "die Konten am Anschlag" oder sogar im Minus. Bei dem auf große Fuß lebendem Priester wurde jedoch nach der Verhaftung kein Vermögen festgestellt - im Gegenteil: Er schuldet dem Finanzamt noch viel Geld. Richter Oliver Ratzel erklärte in seiner Urteilsbegründung, dass es plausibel erscheint, dass E. die 210.000 Euro, wegen der er verurteilt wurde, ausgegeben habe: "Sie waren viel auf Reisen und haben gefeiert." Details blieben unklar, der Richter betonte: "Das Wühlen in privaten Dingen gehört nicht zu unseren Aufgaben."