Stephan Sommer übernimmt Hausleitung im neuen Wohnprojekt in Renchen
Die Aktion "Leser helfen" unterstützt mit der diesjährigen Benefizaktion gleichermaßen die Helme Heine Schule in Offenburg und den Verein Leben mit Behinderung Ortenau (LmBO), der ein neues Wohnprojekt in Renchen baut. Beide Elternvereine benötigen dringend Unterstützung für notwendige Anschaffungen, unter anderem rollstuhlgerechte Küchen im Neubauprojekt in Renchen.
Stephan Sommer arbeitet im Servicehaus Gamshurst dessen Träger der Verein Leben mit Behinderung ist. Der 39-Jährige soll im geplanten ambulanten Wohnprojekt mit 16 Plätzen in Renchen die Hausleitung übernehmen. "Ich bin ganz klar ein Allrounder, der überall, wo es nötig ist, eingesetzt werden kann." Seine oberste Aufgabe sei es, für die Menschen da zu sein, ihnen zuzuhören, zu assistieren, sie zu begleiten, zu unterstützen und ihnen den Rücken zu stärken. Der Heilerziehungspfleger ist für die pädagogischen Bereiche und deren Umsetzung verantwortlich.
Er kannte den Verein schon, bevor er sich zu seinem beruflichen Werdegang entschlossen hatte. In der Nähe seines Elternhauses in Offenburg wohnte eine Frau mit ihrem Sohn, der durch seine körperliche Einschränkung im Rollstuhl saß.
Über die Jahre hinweg war Stephan Sommer immer wieder mit diesem Nachbarssohn in Kontakt. Als sein heutiger Arbeitgeber das Haus Damasina in Schutterwald 2001 eröffnete, zog der Sohn der Nachbarin dort ein. "Der Kontakt ist auch danach nicht abgerissen und wir waren immer wieder mal in Schutterwald zu Besuch", beschreibt er. So lag es für ihn nahe, auch sein soziales Schulpraktikum im Haus Damasina zu absolvieren.
2003 machte er bei LmBO (damals noch Spastiker Verein Offenburg) "den damals noch für alle sozialen Träger sehr wichtigen Zivildienst". Dabei sei ihm sehr schnell klar geworden, dass sein beruflicher Werdegang im sozialen Bereich liegen würde und entschloss sich für eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.
Nach seiner dreijährigen Ausbildung trat er 2007 seine Stelle im Servicehaus in Achern-Gamshurst an. "Hier bin ich nun seit über 15 Jahren und daher auch sehr verbunden mit unseren Bewohnern, den Mitarbeitenden, Angehörigen und der Geschäftsführung, die mir immer wieder die Möglichkeit gab, mich weiter zu entwickeln und mir das wichtige Vertrauen entgegenbrachte.
Ziel: Selbständigkeit
Neun Bewohner wohnen dauerhaft im Servicehaus. Im ersten Stock gibt es eine Kurzzeiteinrichtung für acht Teilnehmer, zudem seit kurzer Zeit im Dachgeschoss eine anbietergestützte ambulant betreute Wohngemeinschaft für fünf Personen. Diese leben dauerhaft im Haus und gehen tagsüber ihrer Arbeit in den Werkstätten der Lebenshilfe nach.
"Ziel dieser neu eingeführten Wohnform ist es, eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben und in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Selbstbestimmte und eigenverantwortliche Lebensführung zu erlernen und persönliche individuelle Unterstützungsbedarfe zu fördern.
"Wir brauchen dringend Wohnraum für Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen. Das neue Wohnprojekt zeichnet sich durch eine gezielte Betreuungs- und Assistenzleistung aus, um den Bewohnern ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", erklärt er, weshalb die neue Wohnform, die in Renchen verwirklicht werden soll, so wichtig ist.
"Die Versorgung umfasst dabei nicht nur die grundlegenden Bedürfnisse wie Essen, Trinken und persönliche Hygiene, sondern auch medizinische und pflegerische Leistungen, wenn Bedarf besteht, beziehungsweise deren Vermittlung. Die Assistenz hingegen bezieht sich auf die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie dem Anziehen, Einkaufen oder der Freizeitgestaltung. In dieser Wohnform wird darauf geachtet, dass alle ein hohes Maß an individueller Betreuung erhalten, um ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht zu werden."
Zentraler Punkt würde dann das gemeinschaftliche Wohnen sein. "Dieses ist unabhängig von den individuellen Bedarfen an Unterstützungs- und Assistenzleistungen. Es orientiert sich an den typischen räumlichen Strukturen einer privaten Wohnung mit Küche, Wohn- und Esszimmer und privaten Schlaf- und Rückzugsräumen, die zusammen eine in sich abgeschlossene Wohneinheit bilden", informiert Sommer.
Für Stephan Sommer ist seine Arbeit in Gamshurst nicht einfach nur ein Job. "Es haben sich viele gute Freundschaften entwickelt. Bis auf zwei Bewohner kenne ich alle seit Tag Eins ihres Einzugs ins Haus. So entstehen auch enge Verbindungen zu Angehörigen und gesetzlichen Betreuern. Wir sind Assistent, Begleiter, Freund und manchmal auch der Familienersatz, den jeder Mensch benötigt."
Die Familie ist nah dran
Inzwischen lebt Stephan Sommer mit seiner Familie im benachbarten Önsbach. Seine Frau Nadine arbeitet in der Kurzzeiteinrichtung. "Somit wachsen auch unsere Kinder an unserem Arbeitsplatz auf." Diese Situation sei für alle Beteiligten sehr wichtig.
"Die Bewohner freuen sich über den Besuch der Kinder." Gleichzeitig würden seine Kinder auch sehen, dass normales Leben auch anders aussehen kann. "Für sie sind unsere Bewohner genau wie jeder andere Mensch Normalität. Das ist für mich ein kleiner Teil gelebter Inklusion."