"Talblick" Oberharmersbach: Ein Baugebiet wirbt für sich
Das Oberharmersbacher Baugebiet „Talblick“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie Krisen Bauherren ausbremsen können. Die Gemeinde vermarktet nun ihre 13 Bauplätze und bleibt zuversichtlich.
Dass Gemeinden für eigene Baugebiete Werbung machen (müssen), ist ungewöhnlich. In der Regel klingelt im Rathaus schon das Telefon, kaum dass der Gemeinderat ein Neubaugebiet beschlossen hat. Denn Bauplätze sind rar und daher gefragt.
Dass aktuell für das Oberharmersbacher Neubaugebiet „Talblick“ überregional Werbung gemacht wird, hat seine Gründe, für die Oberharmersbach übrigens nichts kann. „Vor dem Krieg in der Ukraine und vor Corona hätten wir keine Werbung gebraucht“, so Bürgermeister Richard Weith. Beide Ereignisse und die Folgeerscheinungen hätten aber nun bei Bauwilligen zu Unsicherheit geführt, was letztlich Investitionen hindere. Der Bürgermeister ist dennoch zuversichtlich, dass die insgesamt 13 bereits voll erschlossenen Bauplätze in Hanglage hoch über Oberharmersbach zeitnah verkauft und bebaut werden.
Alles richtig gemacht
Oberharmersbach hatte eigentlich alles richtig gemacht: 2019/2020 gab es eine Umfrage im Ort, durch die man die Zahl einheimischer Bauwilligen feststellen wollte. 31 Einwohner bekundeten seinerzeit ein entsprechendes Interesse.
Verwaltung und Gemeinderat handelten, zogen einen bereits fertigen Bebauungsplan aus der Schublade, das heute „Talblick“ genannte Areal im Gemeindebesitz hoch über Oberharmersbach fasste insgesamt 13 großzügig geschnittene Bauplätze. Auch der Preis stimmte. „Mit höchstens 250 Euro pro Quadratmeter sind wir im unteren Mittelfeld von Gemeinden im Umland“, so Weith.
Anfang Dezember 2022 begann die Erschließung der rund 7400 Quadratmeter großen Fläche oberhalb des Heinrichhofwegs, die Kosten von rund einer Million Euro wurden durch die LBBW-Kommunalentwicklung vorfinanziert und sollen durch den Grundstücksverkauf wieder gedeckt werden.
Inzwischen ist das Neubaugebiet erschlossen, Bauherren könnten also ein Grundstück kaufen und loslegen. Dass von den 31 befragten einheimischen Bauwilligen inzwischen nun wenig Resonanz kommt, hat keine lokalen Gründe. Bürgermeister Richard Weith listet fünf Entwicklungen auf, die seit besagter Umfrage eingetreten sind: Zum einen hatte zunächst Corona das Land fest im Griff, dann stiegen die Zinsen, mit dem Krieg in der Ukraine gab es höhere Energiepreise, in der Folge hatten auch Firmen besonders in der Baubranche Lieferengpässe und letztlich habe der Fachkräftemangel auch bei den Handwerkern durchgeschlagen. „All das sind Faktoren, die wir nicht beeinflussen können“, so der Bürgermeister. Und es sind Faktoren, die zu Unsicherheit führen. Auch und vor allem beim Hausbau.
„Wünschenswert“
Oberharmersbachs Gemeindeoberhaupt verdeutlicht nochmals die ursprüngliche Intention der Gemeinde: „Es wäre wünschenswert, wenn einheimische junge Familien im Talblick ihren Lebensmittelpunkt in Oberharmersbach erhalten. Grundsätzlich kann da aber jeder bauen, auch Auswärtige.“ Und so kommt es, dass die Gemeinde kräftig für den „Talblick“ wirbt: Auf Flyern, auch Zeitungen beigelegt, in den sozialen Medien, aber auch an Knotenpunkten wie etwa dem Bahnhof in Freiburg. „Es ist natürlich im Interesse der Gemeinde, die Bauplätze zu verkaufen und die angefallenen Werbekosten halten sich in Grenzen“, betont Weith.
Nun, ganz bei null steht die Gemeinde mit dem „Talblick“ nicht. „Für die 13 Plätze gibt es ein sicheres Kaufinteresse, vier verbindliche Reservierungen und drei weitere Interessenten“, so Weith, der deswegen auch zuversichtlich ist, dass auf dem Gelände zeitnah auch gebaut wird. Und er betont nochmals die Vorzüge der Bauplätze, die nicht nur aus dem Blick ins Tal bestehen.