Einkaufsgalerie in Offenburg?

»Die Gemeinderäte sind frei«

Kirsten Pieper
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11. December 2013
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»Wir brauchen in Offenburg kein Einkaufszentrum« sagen die Gegner des Bauvorhabens am Sparkassenareal Julia Roth (von links), Klaus Stephan und Simone Golling-Imlau. ©Iris Rothe

Die Mehrzahl der Bürger wolle das Einkaufszentrum nicht: Sechs Tage vor der entscheidenden Abstimmung im Gemeinderat zum Thema Einkaufsgalerie haben die Gegner noch einmal eindringlich vor den Folgen eines Centers für Offenburg gewarnt. Sie appellierten an die Gemeinderäte, keinem der Bieter den Zuschlag zu erteilen.

Die Gemeinderäte, die am Montag, 16. Dezember, in nichtöffentlicher Sitzung entscheiden sollen, welcher Bieter für das geplante Einkaufszentrum auf dem Sparkassenareal den Zuschlag bekommen soll, haben es noch in der Hand. Das ist die Ansicht der Gegner des Bauvorhabens, die gestern Abend bei einer Pressekonferenz erneut an den Gemeinderat appellierten, in dem Verfahren die Notbremse zu ziehen. Die Gemeinderäte seien frei zu entscheiden, sagte Julia Roth von der Interessensgemeinschaft »Bürger für Offenburg«.


Auch Klaus Stephan, der 40 Jahre lang als freier Architekt  in Offenburg gearbeitet hat, formulierte gestern noch einmal eindringlich seine Bedenken gegen die Planungen auf dem Sparkassenareal. Das Grundstück, das für 4,35 Millionen Euro an einen der Bieter – zwei sind nach OT-Informationen noch im Rennen – verkauft werden soll, werde »verschleudert«. Vor Jahren habe der Bodenrichtwert bei 420 Euro gelegen, heute sei er noch höher. Der Verkaufspreis pro Qua­dratmeter für das 11 706 Quadratmeter große Areal liege aber nur bei 370 Euro. Stephan: »Und nun kommen Investoren von auswärts und entscheiden, was dort gemacht wird – und die Verwaltung spielt mit.«


»Werte vernichten«


Der langjährige Architekt kann nicht verstehen, wie man ein intaktes Gebäude wie die Sparkassengeschäftsstelle mit Verwaltungsgebäuden abreißen kann. Da würden Werte von bis zu zehn Millionen Euro vernichtet. Noch schlimmer sei ein Abriss der alten Stadthalle. Das Gebäude sei einmal eines der wenigen stadtbildprägenden Jugendstilgebäude Offenburgs gewesen mit Riesen-Fenstern, nicht zubetoniert wie heute, und vergoldeten Spitzen an den Türmchen. Große Künstler seien dort aufgetreten: Wer so etwas habe, der gebe es nicht auf. Und wer es gar abreißen wolle, begehe ein Verbrechen, sagt Stephan. Der Architekt ist sich sicher: »Die Stadthalle kann man wieder herrichten wie sie einst war.«


Julia Roth von den »Bürgern für Offenburg« mahnte an, dass die Grünflächen südlich der Stadthalle laut Investoren verschwinden werden. Bei einer Bürgerinfoveranstaltung habe ein Vertreter der Investoren gesagt, dass Parkanlagen nicht rentabel seien. Dies sei sowohl ein Widerspruch zu den Ambitionen der Stadt, die 20 Prozent an CO2 bis zum Jahr 2020 einsparen wolle, als auch zu den Vorgaben in der Ausschreibung. Dort sei festgeschrieben, dass der freie Blick auf Kloster und Stadtmauer erhalten bleiben soll. Die Entwürfe aber sehen nach Aussage von Roth eine Bebauung zum Teil bis kurz vor die Gleise vor.


Sorgen als Elternbeiratsvorsitzende des Klostergymnasiums macht sich auch Simone Golling-Imlau. »Es sollen mehr Kunden kommen, aber wo fahren die durch?« fragt sie. Es bleibe nicht aus, dass der Anlieferungsverkehr mit dem Schulverkehr in der Lange Straße kollidiere, fürchtet sie. Golling-Imlau: »Das Einkaufszentrum wird Offenburg verändern, aber wohl eher nicht zum Positiven.«


Für Architekt Stephan ist klar: Offenburg braucht keine Einkaufsgalerie. Was den Einzelhandel angeht, habe Offenburg ein gutes Sortiment. Die Straßburger kämen gerne, aber nicht wegen eines Einkaufszentrums, wovon sie selber genug hätten. Stephan wirft der Stadt vor, dass man vor der Entscheidung für ein Center versäumt habe, die Bevölkerung zu befragen.


Bessere Möglichkeiten der Umgestaltung gebe es viele, wie ein Technikmuseum, eine Markthalle wie in südlichen Ländern oder auch ein Jugendzentrum. Für die Gegner ist es noch nicht zu spät, nein zu sagen. Sie appellieren an die Räte, den Zuschlag zu verweigern und noch einmal alles neu zu überdenken.

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