Die alte Weide in Schutterzell erzählt

(Bild 1/3) Die alte Kopfweide und links im Hintergrund die Schutterzeller Mühle. ©Klaus Krüger
Man muss schon von der K 5339 abbiegen und ein Stückchen zur Schutterzeller Mühle fahren, um ein imposantes Naturdenkmal zu bestaunen. Wir wollen es einfach mal Denkmal nennen, obwohl es wahrscheinlich offiziell keines ist: die alte Korb/Kopfweide auf dem Feld neben der Schutterzeller Mühle. Sie ist imposant, mit beeindruckender Dimension, obwohl sie nur ein Baumstrunk ist.
150 Jahre alt
Wir fragen Ortsvorsteher Thomas Eble dazu und der sagt, die Weidenstrünke dort seien rund 150 Jahre alt, vielleicht älter. Es sei eine abgestorbene Kopfweide, von denen es früher entlang von Bachläufen (Schutter, Unditz) viele gegeben habe. Sie dienten dazu, den Grenzverlauf zwischen zwei Feldern zu markieren. Später nutzte man die Weiden zum Korbflechten. Dazu schnitt man die Zweige immer wieder zurück.
Junge Triebe
„Die jungen Triebe wurden für Körbeflechten und dergleichen mehr genutzt. Dadurch entwickelte sich über die Jahre ein relativ kurzer, aber umso dicker Stamm und ein ebenso dicker Kopf“, so Thomas Eble.
Heutzutage brauche niemand mehr junge Weidenruten und somit sei der Baum auch über Jahrzehnte nicht mehr gepflegt worden und jetzt abgestorben. „Von dieser Größe gibt es nicht mehr viele.“
Was wissen wir sonst noch über Kopfweiden? So werden also Weiden bezeichnet, deren Stamm als Jungbaum eingekürzt wurde. Das war ein gängiges Verfahren bei Silber-Weide (Salix alba) oder der Korb-Weide (Salix viminalis). Es bildet sich im Laufe der Jahre ein Kopf, daraus sprießen zahlreiche Ruten. Sie werden regelmäßig beschnitten. Das Verfahren gab es auch bei anderen Bäumen. Ist eine Weide einmal zur Kopfweide geschnitten worden, muss sie regelmäßig gepflegt werden. Alle drei bis zehn Jahre ist ein Schnitt notwendig. Ansonsten bricht der Baum auseinander (Totholz).
Eine häufige Nutzung der gewonnenen Ruten war früher die Korbflechterei (Korb-Weide) oder in Verbindung mit Lehm als Baumaterial für Häuserwände. Ältere oder durchgewachsene Äste wurden für die Herstellung von Besen- und Werkzeugstielen verwendet.
Heute haben sich gegen die Weidenruten industrielle Ersatzprodukte durchgesetzt, die Kopfweiden werden kaum noch gepflegt. Naturschutzorganisationen bemühen sich darum, die Kopfweiden als Lebensraum zahlreicher Tierarten zu erhalten (Informationen von Wikipedia.de).
Die Mühle
Und weil wir gerade beim Landgasthof Schutterzeller Mühle sind, hier ein paar historische Fakten: Die Gastronomie hat in der Schutterzeller Mühle eine über 100-jährige Tradition. 1906 wurde das außerhalb des Dorfes romantisch an einem Bach gelegene Anwesen von Theobald Zibold gekauft und ist seither in Familienbesitz. Es wurden eine Kundenmühle, ein Sägewerk, Landwirtschaft und eine kleine Schankwirtschaft betrieben. Im Jahre 1942 übernahm der Sohn, Müllermeister Otto Zibold, den väterlichen Betrieb und ließ 1951 eine neue Turbine für Mühle und Säge einbauen. Die Nachfolge trat 1973 sein Sohn Kurt Zibold an. Die Getreidemühle wurde abgemeldet und 1980 baute die Familie den alten Schankraum und den Mühlraum zur Gaststätte um. Seit dem Jahre 2000 führt Sohn Bernd mit seiner Frau Susanne in der vierten Generation den Familienbetrieb weiter. (Quelle: schutterzellermuehle.de).