850 Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt
Die zweieinhalb Stunden Sitzfleisch waren sehr gut investiert: Rund 850 geladene Gäste hörten gestern beim Neujahrsempfang der Stadt zwei starke Reden: OB Edith Schreiner ging auf die Zukunft der Stadt ein und verteidigte das Einkaufsquartier. Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski erläuterte, wie die Gesellschaft künftig leben wird.
Das Gute zuerst: Die meisten der 850 Gäste gehören noch nicht zu den Alten. »Alt ist man heute erst mit 76 Jahren«, verkündete Horst W. Opaschowski in seinem 45-minütigen Vortrag beim Neujahrsempfang. Der diesjährige Festredner war ein echter Glücksgriff. Kurzweilig, humorvoll und in bildreicher Sprache erläuterte er seine zehn Zukunftstrends für die Zukunft, die sehr optimistisch stimmten. Opaschowski prophezeite dabei eine Rückbesinnung auf Werte und eine steigende Lebensqualität bis ins hohe Alter.
Auch OB Edith Schreiner stellte ihre Rede (25 Minuten, sechsmal gab’s Applaus) unter das Thema Zukunft. Seit 236 Tagen sei die Stadt schuldenfrei. Dies sei eine Gemeinschaftsleistung über 14 Jahre hinweg gewesen. Die nachfolgende Generation könne nun eigene Schwerpunkte setzen, ohne die Schulden früherer Jahre abbezahlen zu müssen. »Und auch wir selbst haben uns neue Spielräume eröffnet«, betonte Schreiner. So würden alleine in den nächsten vier Jahren mehr als 100 Millionen Euro investiert. Darunter falle das neue Freizeitbad in der Stegermattstraße, dass 36,6 Millionen Euro kosten werde.
Auch mit dem Einkaufsquartier gestalte die Stadt Zukunft. »Offenburg muss sich weiterentwickeln, sonst geraten wir als Einkaufsstadt ins Hintertreffen«, sagte Schreiner. Es sei letztlich einfacher, in Gewohntem zu verharren, als sich auf Neues einzulassen. Aber man könne Entwicklungen auch verschlafen. Das Einkaufsquartier sei eine Chance für die Stadt, gerade der Konkurrenz des Internets könne man nur durch eine Steigerung der Attraktivität begegnen.
Die Investitionen und der Sparkurs der Stadt sei nur möglich, weil die Offenburger Unternehmen so gut aufgestellt seien, so Schreiner. Die Firmen böten 40 000 Menschen Arbeitsplätze.
Mit Applaus bedacht wurde Schreiners Forderung an die Politik, endlich die Planungsmittel für den Bau des Tunnels freizugeben. Auch der richtige Ausbau der Rheintalbahn sei Zukunftsgestaltung.
Starken Beifall gab es auch für Schreiners Votum pro Zuwanderer: Seit Jahrhunderten seien in der Stadt Zuwanderer heimisch geworden. »Offen – burg« bezeichne einen für Einflüsse von außen offenen Flecken Erde. »Ich möchte, dass dies auch künftig so bleibt«, so Schreiner. Gleich zu Beginn des Empfangs hatte das Stadtoberhaupt sein Mitgefühl mit den französischen Nachbarn erklärt und die Anwesenden gebeten, sich zum Gedenken an die Opfer des Attentats in Paris kurz zu erheben.
Obwohl sie den Neujahrsempfang erst zum zweiten Mal umrahmten, sind die Musiker der Philharmonie am Forum nicht mehr wegzudenken: Das Orchester unter der Leitung von Rolf Schilli gab der Veranstaltung einen wunderschönen festlichen Rahmen.