Steinmetz Enrico Nuvolin arbeitet an seinem Gesellenstück
Trotz Abitur: Ein junger Mann aus Lahr begeistert sich für einen alten, traditionellen Beruf. Sein Gesellenstück fertigte er bei »Schaumeister« Frank Rothbächer in Friesenheim.
Ein Delphin wurde in den vergangenen Tagen bei Frank Rothbächer in Friesenheim zum Leben erweckt. Der Steinmetz und Bildhauer schuf das beliebte Meeressäugetier jedoch nicht selbst, sondern er beherbergte einen angehenden Gesellen, der exakt 52 Stunden Zeit hatte, sein Gesellenstück zu fertigen. »Diese Stunden muss ich bei einem fremden Meister, einem Schaumeister machen«, erklärt Enrico Nuvolin aus Lahr. »Das ist für mich die praktische Prüfung zum Steinbildhauer.«
Zunächst fertigte der 22-Jährige ein Tonmodell an – zwei Tage Arbeit. Je ein weiterer Tag ging für den Gipsabdruck und die Nachbearbeitung drauf. Sechseinhalb Tage bleiben letztlich für den Stein. Insgesamt sind das fast zwei komplette Arbeitswochen, rechnet Nuvolin vor. »Man kann entweder sein eigenes Stück machen oder auch etwas Bestehendes.« Es müsse halt nur erst vom Prüfungsausschuss genehmigt werden. »Dann kann man loslegen.«
Nuvolins Vater hat einen Steinmetzbetrieb in Lahr. Gelernt habe er jedoch bei Hubert Benz, Steinbildhauer aus Willstätt. Als Schaumeister wurde Frank Rothbächer auserwählt, der seine Rolle als Überwacher bei der Herstellung des Gesellenstücks sichtlich genoss. Rothbächer zeigte sich auch zufrieden über Nuvolins Arbeitsweise. Und Nuvolin selbst? »Es läuft gut. Ich habe auch bisher, soweit ich weiß, keine Fehler gemacht. Und ich habe hier auch meine Ruhe – das ist schön.«
»Viel Spaß«
Auch zeitlich liege er gut im Rennen, weshalb Enrico Nuvolin auch Zeit fand, dem Lahrer Anzeiger nebenbei zu erklären, dass er sich eigentlich sehr spät für diesen Beruf entschieden habe. »Ich habe lange überlegt, ob ich studieren soll. Der Gedanke aber, dass ich dann die vierte Generation bin, die den elterlichen Betrieb übernehmen kann, das hat mir so gut gefallen, dass ich gesagt habe, ich lerne das jetzt und – es macht mir auch sehr viel Spaß.« Sein Ziel ist klar formuliert: Er möchte den Meistertitel machen, will auch Restaurator werden und sich überhaupt die nötigen Qualifikationen aneignen, damit er den Betrieb seines Vaters einmal übernehmen kann.
»Schade, es ist ein Beruf, der eigentlich vor die Hunde geht – von den Lehrlingszahlen her«, sagt Nuvolin. Als sein Vater vor 30 Jahren in der Schule war, seien es noch 180 Azubis gewesen, jetzt noch 60, im ersten Lehrjahr gar nur 40. »Es ist auch ein Beruf, den fast keiner kennt.« Dabei sei dies doch ein traditioneller Handwerksberuf, der sich in den vergangenen 500 Jahren von den Techniken her nicht groß verändert habe. Nur Pressluft und Strom habe es damals nicht gegeben, die Methoden seien jedoch dieselben. Es ist Enrico Nuvolin anzumerken, dass er sich in den Beruf des Steinbildhauers buchstäblich verliebt hat. Und Rothbächer staunt derweil über dessen klaren gesteckten Ziele zum Berufsleben und dessen Einstellung dazu.