Lahr

Scheffeltheater: Eine böse Satire auf den Medienrummel

Stephan Tissot
Lesezeit 3 Minuten
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06. März 2018

Auch diese zwei Transvestiten trugen das Ihre dazu bei, die »Blaupause« zur bitterbösen Inszenierung werden zu lassen. ©Stephan Tissot

In Zwölf Szenen der »Blaupause« geht es um Valerie Posch, Topmodell und ihren ersten Film »Blueprint«. Am Ende ist klar, es sollte auch der letzte Streifen sein. Denn die Posch, die im ganzen Theater die allzeit abwesende Hauptfigur ggab, hat – leider immer noch abwesend – das Zeitliche gesegnet. Wenn es keinen Klon gibt, finite.

»Blaupause« hat genau das zum Thema. Der Star ist beliebig, austauschbar und – womöglich – nicht echt. Das Oberstufentheater des Scheffelgymnasiums hat – wie bereits berichtet – am Wochenende das Stück auf die Bühne gebracht.

Der Autor Ulrich Hub hat eine bissige und – zu Recht – mitunter böse Satire auf den Medienrummel und seine Beliebigkeit geschrieben. Es ist hier ein Verdienst aller mehr als 20 Darsteller sowie der Regie von Antje Gißler und der Assistentin Christina Grimm, dass die Inszenierung überaus gelungen war. 

Zwölf kurze Szenen werden von einem Prolog und einem Epilog umrahmt. Die Darsteller bevölkern die Bühne um den Medienhype der Posch und »Blueprint« mit allen möglichen und unmöglichen Charakteren. Es gibt neben den hier notwendigen Pressevertretern verschiedene Politiker samt Tross, die Eltern der Valerie, Juristen, Drehbuchautoren, Regisseure, einen Casting-Direktor, eine Herausgeberin und drei Transvestiten. 

Da mit dieser Szene des überaus schrillen Trios auch der Tod von »Valli« Gestalt annimmt, haben Gerichtsmediziner und Sektionspfleger fast das letzte Wort. Die Mutter darf dann noch Krokodilstränen ausgießen, der Vater (die Eltern müssen unbedingt geschieden sein) verspricht standfest und ehrlich gegenüber den Nachrufen (und den Pressegeiern!) zu sein. 

Gißler hat am Freitagabend nach dem verdienten Applaus allen Beteiligten vor und hinter der Bühne gedankt. Es gebe in der AG das »absolute Luxusproblem«, dass alle Mimen des Ensembles gleich gut auf der Bühne wären. 

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Es liegt auch nicht an der schauspielerischen Leistung, dass drei Szenen unter allen gleich guten Szenen einen Tick gleicher gewesen sind. Wenn ein Innenminister, sein Redenschreiber, der Büroleiter, der Pressesprecher, verschiedene Sekretäre, ein Chefsekretär und der Fahrer gleichzeitig die Bühne bevölkern, dann wird das gleichzeitige Gerede so leer, wie es die Flaschen der Sprudelkisten gewesen sind. 

Kurzes Schwarzes

Die Absurdität besteht auch darin, dass bestimmte Phrasen (»ein fehlendes Fax«) und das Thema (»Hat sich die Posch einmal vor der Kamera ausgezogen?«) mit anderen Wort-hülsen vermengt werden. Dann folgen drei Transvestiten. Hier sind auch die Kostüme, Stöckelschuhe, Nonnentracht und das kurze Schwarze Gegenstand des Witzes.

Da hier der Star als tot gemeldet wird, folgt die Leichenschau. Könnte es sein, dass die blauen Sandalen mit der Nummer am großen Zeh unter dem Tuch dann doch die Posch ist? Oder lebt sie irgendwie weiter? Womöglich durch »Blueprint«, dessen Erfolg in den Sternen steht.

Die Frage bleibt offen, da hilft auch das Lamento der Eltern nichts. Das aber ist der Kern der »Blaupause« – auch im Wortsinn. Dass – kreuz und quer durch alle menschlichen Abgründe – gut sichtbar gemacht zu haben, ist ein Verdienst aller Mimen gleichermaßen. 

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