Hausach

Michael Kolinski über die Reformation im Kinzigtal

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 3 Minuten
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13. June 2017

Der junge Hausacher Historiker Michael Kolinski (25) erläutert im gut besetzten katholischen Pfarrheim, wie die Reformation ins Kinzigtal kam – und wie das reformatorische Gedankengut wieder vertrieben wurde. ©Claudia Ramsteiner

Das Jubiläumsjahr »500 Jahre Reformation« nahm Michael Kolinski zum Anlass, in seinem ersten öffentlichen Vortrag in seiner Heimatstadt das Thema »Reformation im Kinzigtal« zu beleuchten. Er nahm seine Zuhörer mit zu einem spannenden Parforceritt durchs 16. und 17. Jahrhundert.

 Das »Lutherjahr« war Anlass für den Historischen Verein in Hausach und dessen jüngstes Mitglied Michael Kolinski, einen Blick ins 16. Jahrhundert des Kinzigtals zu werfen. Der 25-jährige Historiker hat sich tief in die Materie eingearbeitet und erzählte anderthalb Stunden lang frei und vor allem spannend und informativ, wie das damals war mit der Reformation im Kinzigtal.

Unter der katholischen Gräfin Elisabeth hatte die Reformation im Kinzigtal keine Chance. Ihr Sohn Wilhelm kam bei einem Feldzug 1922 mit Franz von Sickingen in Kontakt mit dem reformatorischen Gedankengut. Später habe sich Wilhelm einen Herrschaftssitz in Straßburg eingerichtet, der »Hauptstadt des Protestantismus« in der damaligen Zeit.

Fasnacht als »heidnische Unsinnigkeit« verboten

Als Elisabeth 1540 starb, fiel das Kinzigtal an den Grafen Wilhelm – der sich nicht an das Versprechen hielt, keinen Druck in Sachen Religion auszuüben. So sei beispielsweise 1540 die Sankt-Jakobs-Kapelle in Wolfach zerstört und dem »katholischen Wallfahrtspuk ein Ende bereitet worden«. »Wilhelm scheint alle katholischen Pfarrer entfernt zu haben, er hat aber nicht überall protestantische eingesetzt«, berichtet Kolinski. Damals sei auch die Fasnacht als »heidnische Unsinnigkeit« verboten worden. »Das wird in Wolfach gern auf sich bezogen – es steht aber nirgends ein Ortsbezug«, vermutet Kolinski, dass dieses Verbot allen Städten im Kinzigtal galt. 

Etwa zur gleichen Zeit eroberte Graf Ulrich von Württemberg sein Herzogtum wieder zurück mit dem erklärten Ziel, Württemberg – zu dem auch die Orte Kirnbach, Gutach, Hornberg und Schiltach gehörten – zu reformieren. So musste etwa der Hornberger Pfarrer, der die neue Lehre nicht predigen wollte, seine Gemeinde verlassen. 

Gegenreformation und "Interims-Gesetz"

Wilhelm fiel in Frankreich in Gefangenschaft, musste für ein Vermögen freigekauft werden. Seine Güter gingen an seinen Bruder Friedrich, um sie vor dem Kaiser zu schützen. Obwohl Friedrich versprechen musste, das Kinzigtal protestantisch zu belassen, kehrte nachdem dem »Interims-
Erlass« des Kaisers Karl V. der Katholizismus nach und nach in Friedrichs Kinzigtal zurück – aber nicht die Orte, die zu Ulrichs Württemberg gehörten.

So gab es ab 1582, als Papst Gregor den Kalender reformierte, sogar verschiedene Daten im Kinzigtal. Während die Gutacher und Schiltacher noch Weihnachten feierten, war in Hausach und Wolfach schon fast Dreikönig.
In den 1590er-Jahren seien »Mischehen« noch gang und gäbe gewesen, 1650 haben sich die Konfessionsgrenzen so gefestigt, dass sie schon nicht mehr möglich waren. »Leider hatte ich noch keine Zeit zu erforschen, ob es da einen Schnitt oder eine allmähliche Entwicklung gab«, sagte Kolinski. Und natürlich könnte man sich auch noch anschauen, wie das mit der Konfessionalisierung weiterging. Er hat mit 25 ja auch noch ein langes Historikerleben vor sich.
»Prägnant, deutlich und vielschichtig« sei sein Vortrag gewesen. Ein Lob, das den jungen Referenten sicher freute – kam es doch vom Schiltacher promovierten Historiker Hans Harter. 

Zur Person

Michael Kolinski

Michael Kolinski (25) legte am Hausacher Robert-Gerwig-Gymnasium sein Abitur ab und studiert in Freiburg Geschichte und als Zweitfach Theologie. Im Oktober wird er seine Masterarbeit zum Thema »Ministeralen der Zähringer nach 1218 zwischen Integration und Emanzipation«. Danach hofft er, mit einem Stipendium zu promovieren. Der weitere Weg ist noch ungewiss. Kolinski findet es aber reizvoll, mit Jugendlichen zu arbeiten und könnte sich durchaus vorstellen, auch Lehrer zu werden. 

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