»Mährisches Feuer« lodert lang beim Sommerfest Halbmeil
Vier Stunden versetzten Jörg Bollin und sein »Mährisches Feuer« am Samstag beim Sommerfest der Trachtenkapelle Kinzigtal sich und die Zuhörer in Hochstimmung. Temperamentvolle Polkas und bemerkenswerte Soli machten das Konzert für Freunde böhmisch-mährischer Blasmusik zum Erlebnis.
Schon vor drei Jahren, als die Polka-Formation »Jörg Bollin und das Mährische Feuer« beim Sommerfest der Trachtenkapelle Kinzigtal begeistert gefeiert wurde, hatte sie der Vorsitzende Michael Heizmann vorsorglich schon einmal für das diesjährige Sommerfest gebucht. Ein Glücksgriff, denn so leicht ist an diese vielbeschäftigte Kapelle nicht heranzukommen. Erwartungsgemäß war das große Festzelt am Samstag proppenvoll mit polkahungrigen Gästen.
Gut vier Stunden Programm
Was die 14-köpfige Kapelle unter ihrem Dirigenten Jörg Bollin in ihrem gut vierstündigen Mammutprogramm bot, war ein wahres Fest an böhmisch-mährischer Blasmusik. Bekannte Titel wie Ernst Moschs »Auf der Vogelwiese« und Eigenkompositionen von Jörg Bollin wie die »Hopfareißer-Polka« oder die »Fuchsgraben-Polka« lösten sich ab mit in Polka-Besetzung gespielten Stücken aus »fremden« Genres wie etwa Frank Sinatras »My Way« oder »Hey Jude« von den »Beatles«: Ein an dramatischer Abwechslung kaum zu überbietendes Programm. Etliche der Stücke glänzten mit ausgezeichneten Soli von Konrad Binder (Tenorhorn), Matthias Eberhart (Trompete), Elias Zuckerschwerdt und Tim Strittmatter (Klarinette). Der 20-jährige Trompeter Lukas Eberle gab bei der Polka »Himmelszauber« ein bemerkenswertes solistisches Debüt und erntete begeisterten Zwischenapplaus.
Los ging’s mit der dem Moderator Werner Müller gewidmeten »Mulle-Polka«, der mit gewohnt lockerem Mundwerk und seinen losen, manchmal allerdings auch ein wenig angestaubten Späßchen durchs Programm führte. Nach der feurigen »Prerovanca-Polka« ließen die Musiker sowohl rhythmisch als auch melodisch »so richtig die Sau raus« (Müller). Bei dem heißen mexikanischen Volkstanz »La Malagueña«, den die Kapelle mit unbändigem Temperament spielte, übertraf sich Trompeter Lukas Eberle noch einmal selbst mit einem Solo.
Ausflüge über Genre-Grenzen
Neben Polka-Klassikern wie Ernst Moschs »Gablonzer Perlen« oder seinem »Kannst du Knödel kochen« zeigten die Musiker, dass sie sich auch in ganz anderen Genres zuhause fühlen: Stefan Rundels Walzer »Ein Sommermärchen« etwa kam genauso überzeugend daher wie Bette Midlers »The Rose«, der unbändige »Tiger Rag« oder Peter Schads zackiger Marsch »Freunde für immer«: Alles das klang, trotz der Polka-Besetzung, originär und riss die Zuhörer zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Es war schon nach Mitternacht, als das »Mährische Feuer« unter riesigem Applaus sein reguläres Programm mit Ernst Moschs »Südböhmischer Polka« beendete. Aber an ein Aufhören war gar nicht zu denken: Immer wieder forderten die begeisterten Zuhörer weitere Zugaben – und bekamen sie.