Kapuzinerbrüder waren vor fast 300 Jahren in Haslach zu Hause
Vor rund 390 Jahren hat das klösterliche Leben in Haslach begonnen – noch heute zeugt das alte Kapuzinerkloster davon, in dem heute das Trachtenmuseum und die Tourist-Info untergebracht sind.
Es war der Wunsch des Grafen Christoph II. von Fürstenberg, in Haslach um 1612 ein Kloster für die Brüder des Heiligen Franziskus zu bauen. Bedingt durch den plötzlichen Tod des Stifters, wurde dieses Projekt aber erst unter seinem Sohn Friedrich Rudolph von Fürstenberg umgesetzt.
Vor rund 390 Jahren kamen dann Kapuzinerbrüder nach Haslach und besiedelten das zwischen 1630 und 1632 erbaute Kloster – es ist noch heute die einzig völlig erhaltene Klosteranlage des Kapuzinerordens aus der Zeit des 30-jährigen Krieges im süddeutschen Raum.
Acht Kapuziner
Die noch vorhandene Klosterchronik und verschiedene Aufzeichnungen verraten vieles aus der Zeit, in der Kapuziner außerhalb der Mauern der Stadt lebten. Ihr Wirkungsbereich ging weit über Haslach hinaus. Bereits Ende 1632 zogen die ersten acht Kapuziner in das Kloster ein. Weitere folgten im Jahr danach, mitten in den Wirren eines unsäglichen Kriegs, der weite Teile Deutschlands überzogen hatte.
Mit der Zeit war die Klostergemeinschaft auf rund 18 Brüder angewachsen, und auch sie sollten wie die Bevölkerung die Greuel und die Kriegsnot erfahren. Im Herbst des Jahres 1638 waren die Einwohner Haslachs mit ihrem Pfarrer Ramsteiner vor den Schweden und Weimarern in die Berge und Wälder geflohen, und so besorgten die Kapuziner allein die Seelsorge, wobei dank ihrer Sanftmut und unermüdlichen Nächstenliebe größeres Unglück für Haslach abgewendet werden konnte.
Die Kapuziner und ihr Kloster blieben auch dann wieder verschont, als im Spanischen Erbfolgekrieg Haslach durch die Franzosen nach ihrer verlorenen Schlacht bei Höchstädt nahezu vollständig zerstört worden war. In große Gefahr geriet das Kloster 1728, als ein Erdbeben die Mönche während Gebet und Gesang im Chor überraschte, wobei das Kloster bis auf einige Risse in der rückseitigen Fassade verschont blieb.
In Zivilbesitz
1802 wurde das Kloster schließlich nach einem ständigen Auf und Ab in fürstlichen Zivilbesitz genommen. Der letzte überlebende Kapuziner war der Pater Leopoldus Marxner aus Pfaffenhofen, der aber schließlich beim Kastenvogt Eduard Hansjakob gewohnt hatte und 1851 gestorben war.
Das Großherzogliche Bezirksamt schrieb in seiner Todesanzeige: „Er war ein stiller, frommer Mann, und seine Predigten bewiesen eine seinem Orden sonst nicht gemeine Geistesbildung, helle Ansichten und gesunden moralischen Sinn.“ Da er vor seinem Tode stocktaub gewesen war, konnte er in der Stadtkirche nur noch die Frühmesse lesen und schriftliche Beichtberichte entgegennehmen.
Der Pfarrer, Heimatschriftsteller, Historiker und Politiker Heinrich Hansjakob, der in seiner Kindheit noch die letzten Kapuziner erlebt hatte, bemühte sich schließlich vergebens um die Wiederbesiedlung des Klosters und schenkte schließlich einige besondere Kostbarkeiten an das neu gegründete Kapuzinerkloster in Zell, Klosterschätze, die vor Wochen wieder nach Haslach zurückgegeben worden waren (wir berichteten).
Der Wirkungsbereich der Kapuziner ging weit über Haslach hinaus
Zum Wirkungsbereich der Brüder Kapuziner gehörten sowohl Gebiete, die dem Bistum Straßburg, als auch solche, die dem Bistum Konstanz unterstanden. Den weitesten Weg hatten die Brüder in ihren braunen Kutten zu bewältigen, wenn es darum ging, Orte wie Oberprechtal, Schonach, Wittichen oder Schappach aufzusuchen. Ihre jeweiligen Einsatzorte wurden mittels einer Stecktafel verzeichnet, so wie sie noch aus dem Zeller Kloster vorhanden ist und nun auch nach Haslach gelangte.
Auch die Wallfahrt zur Gnadenmutter in Zell wie auch das gesamte Harmersbachtal umfasste ihren Wirkungsbereich. Einen besonders weiten Weg erforderte die Aushilfe auf dem Hörnleberg bei Oberwinden. Zwischen dem Fest Mariä Verkündigung und Mariä Empfängnis machten sich mindestens zwei Brüder rund 18 Mal auf den Weg von Haslach über Hofstetten und Elzach, um das Wallfahrtsheiligtum auf dem 907 Meter hohen „heiligen Berg des Elztals“ aufzusuchen, um dort wie an Ostern zwei oder an Pfingsten gar vier Tage zu verweilen, zu predigen und die heiligen Sakramente zu spenden. Noch heute sind die Tage belegt, an denen die Haslacher Kapuziner auf dem Hörnleberg waren. An Mariä Himmelfahrt allerdings mussten zwei Brüder zusätzlich auf den Berg wandern, um in der Beichte auszuhelfen. Beim Hörnleberg allein aber blieb es nicht. Vor allem in Elzach hielten die Kapuziner an Weihnachten die Predigt und hörten in der Fastenzeit jeden Donnerstag die Beichte. Regelmäßig dagegen waren die Haslacher Kapuziner neben Haslach auch in der Gemeinde Oberprechtal, wo durch die Glaubensspaltung der Glaube sehr gelitten hatte. Mit dem unermüdlichen Einsatz der Kapuziner wurde der alte Glaube wieder wesentlich gestärkt.
Ins Obere Prächt gelangten die Kapuziner über Mühlenbach, Stollengrund und Kirchberg, wo sie auch reichlich Lebensunterhalt erhielten, und dies galt auch für die Umlandgemeinden von Haslach. Im Städtchen selbst predigten sie auf Ansuchen des Pfarrers an Sonn- und Festtagen, lasen die Zehnuhrmesse und am Donnerstag und Samstag diese in der Friedhofskapelle.
In der Mühlenkapelle selbst waren sie mit Predigt und Beichte am Fest des Heiligen Nepomuk und am Namensfest Mariens, außerdem begleiteten sie dort die Franz-Xaverius-Bruderschaft, die in der 1622 erbauten Kapelle ihren Versammlungsort hatte.