Kehl
Wahre Komödianten kennen kein Alter
Edgar Bassler
09. June 2002
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Alemannisches Theater Kehl feiert 75. Geburtstag bei bester Gesundheit
Kehl. Am Eingang zum unteren Stadthallen-Foyer hat der Nachwuchs seinen Auftritt. Raphaela und David Oster in Hanauer Tracht verteilen die ATK-Jubiläumsausgabe an die Festgäste. Im Innern glitzert und funkelt in bunten Gewändern und mystischen Masken ein bisschen Commedia dell’Arte, gekonnt in Szene gesetzt von Cornelia Sperling. Eine Ausstellung mit Bildern früherer ATK-Aufführungen an der Wand des oberen Foyers, in der Luft liegt bereits der verlockende Duft von Gugelhupf, und im großen, vollbesetzten Saal der Stadthalle herrscht erwartungsvolles Gemurmel: Aufgeregt ist er, der Vorsitzende des Alemannischen Theaters, Roland Hammel, als er die Honneurs macht und ATK-Geschichte in Erinnerung ruft .
Etwa die Annekdote aus dem Jahre 1926, als der Haag »Louis«, der als Theaterfriseur in diversen Kehler Vereinen agierte, Karl Stephan fragte, ob er nicht einmal mit ihm zusammen Theater spielen wolle. Stephan wollte das und aus der Theaterabeilung des Männergesangvereins »Sängerbund«, ein Vorläufer des Kehler Männerchores, ging das Alemannische Theater hervor.
Echte Freude
Kein Wunder also, dass der Kehler Männerchor, der sich erst vor wenigen Monaten mit der »Liederhalle« Sundheim zu einem ganz stattlichen Klangkörper zusammengetan hat, seinen Auftritt hatte bei diesem Festakt. Dirigentin Ellen Oertel machte dabei deutlich, welches Stimmenpotential nun in dem großen Chor steckt und dass es – zur echten Freude und Erheiterung der Zuhörer – ein Liedgut gibt, das auch junge Sänger auf den Geschmack bringen könnte. Ein besonderer Genuss jedenfalls die Lieder »Hase und Jäger« und »der Hahn von Onkel Giacometto«.
Ein besonderer Genuss waren aber auch die beiden Einakter, die ATK-Regisseurin Barbara Ciesielski ausgewählt und einstudiert hatte. Zunächst die heitere Geschichte von der trauernden Schneiderswitwe (Ingrid Scheer), die, als der Richtige (Jean Paul Herrmann) kommt, sich diesem hingibt, wie es ihr der Schneidergeselle (Michael Krieger) immer wieder geraten hatte.
Dann die geradezu hinreißend komische Geschichte vom Heiratsantrag des jungen Hofbauern (Martin Barth), der aber weder mit der Angebeteten (Astrid Schmidt) noch mit dem Brautvater (Walter Wolf jun.) einig wird. Ein prächtiges Stück Theater – gespielt von drei wahren Komödianten.
»Dr Simpel«
Vorsitzender Roland Hammel holte auch noch ATK-Ehrenmitglied Gretel Dries auf die Bühne. Zusammen mit Yvonne Schott gab sie »Dr Simpel« zum Besten – die Geschichte vom Ehemann, der, hätte er sich vom umstürzenden Baum erschlagen lassen, ihr eine Witwenrente von 10 000 Mark beschert hätte, aber »minner Simpel springt uf d’Sit«.
Fröhlich-frivole Schlussakkorde setzten schießlich »Im Hubbes sini Kumbel« – Fritz Schott, Uli Hochwald und Jürgen Huber, ehe die Festgesellschaft bei Sekt und Wein und Gugelhupf das Geburtstagskind ATK hochleben ließ.