Spot an für Kehls schönstes Mädchen

Timothée Huber - So könnte die Mutter Kinzig auf dem Marktplatz künftig auch des nächtens erstrahlen.
Kehl. Spot an für das schönste Kehler Mädchen: Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Marktplatzes war auch angeregt worden, das Denkmal mit der Mutter Kinzig zu beleuchten. Jetzt will sich die Stadtverwaltung mit Beleuchtungs-Fachleuten in Verbindung setzen, kündigte Oberbürgermeister Günther Petry am Mittwoch im Verwaltungsausschuss an. Die Stadt erhofft sich Vorschläge für eine Beleuchtung der Mutter Kinzig unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung. In absehbarer Zeit will die Verwaltung laut OB dem Gemeinderat dann einen Vorschlag unterbreiten.
Die historische Bedeutung erläuterte in der Sitzung Museumsleiterin und Stadtarchivarin Ute Scherb. Sie nannte die Geschichte von Kriegerdenkmal und Mutter Kinzig »eine Geschichte, die sich so nur in Kehl abgespielt hat«.
Mutter Kinzig im Rhein
An der im April 1861 eingeweihten Eisenbahnbrücke zier-
te das Brückenportal auf Kehler und Straßburger Seite jeweils eine Figur des Vaters Rhein, ihm zugeordnet waren auf französischer Seite die Figur der Ill, auf der deutschen Seite die Mutter Kinzig. »Obwohl getrennte Nationen, war die Brücke etwas Verbindendes, ein Zwei-Staaten-Projekt, und eine enorme Ingenieurleistung«, erklärte Ute Scherb. Damit die Brücke im Kriegsfall nicht gesprengt werden muss, um sie unpassierbar zu machen, wurde sie an den beiden Uferseiten mit einem schwenkbaren Teil versehen.
»Dennoch wurde die Brücke im deutsch-französischen Krieg gesprengt«, erinnerte
Kehls Stadtarchivarin. Und zwar am 22. Juli 1870 auf der deutschen Seite. Die Brückenfiguren verschwanden im Rhein. In der Zwischenzeit war Straßburg deutsch geworden und die Brücke wurde wieder hergestellt – mit neuen Figuren. Die wieder aufgebaute Eisenbahnbrücke wurde im Zweiten Weltkrieg erneut zerstört. Seit 1905 erinnert das Denkmal auf dem Marktplatz an die Kehler Kriegsteilnehmer von 1870/71. Das Dorf Kehl hatte seit 1899 bereits ein Kriegerdenkmal vor dem Dorf-Rathaus (heute Arzthaus) bei der Christuskirche sowie ein zweites Denkmal vor dem jetzigen Rathaus.
Die Stadt Kehl, die im 1870/71er Krieg stark zerstört worden war, jedoch hatte zu jener Zeit kein Denkmal. »Sie wollte aber kurz vor der Vereinigung auch gerne ein Denkmal«, erläuterte Ute Scherb.
Die Stadt Kehl stand in Konkurrenz zum reicheren Dorf Kehl. Die Stadt hatte nicht die Mittel für ein aufwändiges Denkmal. So sei zugegriffen worden, als viele Jahre nach der Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Baggerarbeiten im Rhein die Eisenfigur der Mutter Kinzig wieder gefunden wurde.
Freunde statt Feinde
Die Stadt ließ den Hinterbau aus Granitstein anfertigen, an den die Figur der Mutter Kinzig befestigt wurde. Dieses Denkmal wurde dann vor dem damaligen Stadt-Rathaus aufgestellt – an dem Standort, an dem die Mutter Kinzig bis heute steht. »Die Beleuchtung des Denkmals der Mutter Kinzig sollte auch deutlich machen«, empfiehlt Stadtarchivarin Ute Scherb, »dass aus den ehemaligen Feinden heute Freunde geworden sind.« Spot an also, für das schönste Kehler Mädchen.