Konzert in Leutesheim: Von der abgründigen Melancholie des Daseins
Zum Abschluss des zweitägigen Herbstfestes des Leutesheimer Sängerbunds wurde das Trio „Saoirse Mhór“ eingeladen. Der international bekannte und vielfach ausgezeichnete Liedermacher Saoirse Mhór (Gesang/ Gitarre) aus Irland tourt jetzt wieder durch Deutschland und brachte zusammen mit seinen Mitspielern, dem Fingerstyle-Gitarristen Michael Busch und dem Violinisten Stefan Emde (Fiedel), das irische Flair auf die Bühne der Mehrzweckhalle.
In ihrem wunderschönen Konzert präsentierte die Band dominant Kompositionen von Mhór – um die 18 Titel. Stilistisch und in der ausgezeichneten Instrumentierung an der irischen Tradition angeknüpft, erzählen viele von der abgründigen Tristesse des Daseins, von seiner dunkleren Seite voller Sorgen und Nöten, auch von entgleisten Leben. Es gab aber auch fröhliche, tänzerische Songs – sprühend vor Lebensfreude und einer mitreißenden, feurigen Dynamik.
Saoirse Mhór, der seit seinem zehnten Lebensjahr musiziert, gehört wohl zu den bekanntesten zeitgenössischen irischen Liedermachern und wurde mehrfach für den besten Folk-Song und als bester Folk-Singer ausgezeichnet (darunter auch mit dem Deutschen Singer-Songwriter-Preis 2021). Seit über 40 Jahren lebt er nun in Deutschland. Auf die Frage, „warum gerade Deutschland?“, gestand der renommierte Troubadour im Gespräch mit der Kehler Zeitung, dass die Liebe ihn hierher zog – seine Frau, mit der er drei Kinder hat.
"Sehr irischer Klang"
Liebe und gedankliche Tiefe strahlt auch seine Musik aus – ob sie manch dunkle, schmerzhafte Facette des Lebens widerspiegelt, oder die Geplagten, „die Losers“ porträtiert, gar Verbrechen und häusliche Gewalt entlarvt. Oder ob sie die Liebe zum Leben an sich besingen: Mhórs Lieder, gesungen mit einer warmen, leicht rauchigen Stimme, berühren allein schon durch ihren meist melancholischen, „sehr irischen“ Klang.
Das Trio besticht durch die komplexe Instrumentierung und die Feinfühligkeit der zwei deutschen Musiker, die seit etwa fünf Jahren in dieser Konstellation mit Mhór spielen. Der exzellente Fingerstyle-Gitarrist Michael Busch, welcher schon mit anderen vielen bekannten Größen der internationalen Celtic- und Akustikszene auf der Bühne stand, spielte virtuos Sologitarre und sang sehr schön die zweite Stimme. Brillant ist auch die Darbietung des sensiblen Violinisten Stefan Emde, der mit seiner Fiedel mit dunkler Klangfarbe und den authentischen Soli das Auditorium schlicht und einfach umhaute.
Schade nur, dass die Konzertsituation mit gleichzeitiger Bewirtung in der sehr großen Mehrzweckhalle etwas ungünstig war. So hörte etwa die Hälfte des Publikums den Künstlern konzentriert und still zu, während im Hintergrund es ziemlich laut war und Gespräche permanent liefen. Auch rannten Kinder hin und her, direkt vor der Bühne. Der Applaus war nichtsdestotrotz immens und das Publikum verlangte Zugaben, die aber auch in dem allgemeinen Bienenstock-Gesumme vorgetragen wurden. „Wir wurden über die Bewirtung während des Konzertes informiert und haben es uns eigentlich viel schlimmer vorgestellt. Es lief aber doch sehr gut“ sagte Emde gelassen, im Gespräch mit der Kehler Zeitung. „Vielleicht wäre es etwas ruhiger im Saal gewesen, wenn die Moderation auch auf Deutsch geführt worden wäre – und auch die Inhalte der Lieder mindestens im Groben übersetzt. Das sorgt bei ausländischer Musik des öfteren für mehr emotionalen Impakt beim älteren Publikum“, meinte ein Zuhörer, der fließend Englisch spricht.