Kehl/Straßburg: Das Nachbarland spielerisch kennenlernen
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Im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch konnten sich die deutschen und französischen Teilnehmer einander annähern. ©Jennifer Rottstegge
Die Veranstaltung findet zwar in einem Gotteshaus statt, in der Chapelle de la Rencontre im Straßburger Grenzviertel Port du Rhin. Aber das Treffen hat nichts mit einem Gottesdienst zu tun. Die Gruppe von mehr als 20 Deutschen und Franzosen hat sich an diesem Sonntagnachmittag vielmehr versammelt, um auf eine unkonventionelle Art bei Gruppenspielen Brücken zu schlagen. „Grenzenlose Auszeit – Évasion sans frontières“ ist das Motto dieser Veranstaltung, zu der der Verein „InSitu“ eingeladen hat. Das Ziel: ein Brückenschlag zwischen Menschen aus beiden Ländern, bei dem sich jeder beteiligen kann. Ein niederschwelliges Angebot soll es nach Angaben der Veranstalter sein.
Gemeinsame Reise
„Wir machen zusammen eine Reise“, begrüßt Jennifer Rottstegge die Gruppe, die sich auf Stühlen in einem Kreis in der Kapelle versammelt hat.
Rottstegge moderiert mit Christelle Poulin-Chaigné das Programm. Zunächst einmal geht es darum, dass sich die Teilnehmer kennenlernen – und zwar in Bewegung. So erheben sich die Mitglieder der Gruppe, der Männer und Frauen jeder Altersgruppe – von Kindern bis zu Senioren – angehören, gehen herum, sagen ihren Namen und machen eine Geste, mit der sie sich identifizieren. Schnell kommt der Kontakt zustande, man geht aufeinander zu, es entwickeln sich Gespräche. Die Moderatorinnen sorgen dafür, dass sich keine festen Gruppen bilden, sondern dass neue Begegnungen möglich werden.
In einer anderen Übung sollen die Anwesenden auf Wanderschaft gehen, wobei passenderweise nicht nur „Das Wandern ist des Müllers Lust“, sondern auch der französische Ohrwurm „Un kilomètre à pied“ ertönt. Die Leute treffen sich mit einem Partner und sollen herausfinden, an welchem Ort sie sich hätten treffen können. Auch dieses Spiel dient dazu, Barrieren abzubauen und den Kontakt zu verstärken. Das Konzept geht auf: Alle wandern begeistert mit und finden dann auch einen gemeinsamen möglichen Treffpunkt. „Wir hätten uns in einem Supermarkt treffen können“, erklären Irène und Aurore der Gruppe. Andere machen deutlich, dass sich sich als Radler auf einer Radpiste oder im Schwarzwald, etwa am Mummelsee, hätten begegnen können.
Schwieriger wird es dann bei einem weiteren Spiel. Es werden zwei Gruppen gebildet, die dann einen Ort am Oberrhein spielerisch – ohne zu sprechen – darstellen sollen. Dieser soll dann von der anderen Gruppe herausgefunden werden. So gelingt es den Moderatorinnen, einen Bezug zur Region herzustellen.
Klar, dass diese Aufgabe ein Anlass für intensive Diskussionen ist. Gleichzeitig spürt man, dass es den Teilnehmern Spaß macht, sich auf dem Podium zu präsentieren. Mitglieder einer Gruppe zeigen sich mit hochgereckten Armen und erwartungsvollem Blick – sie sind, wie sich herausstellt, auf einer Achterbahn im Europa-Park in Rust. Die andere Gruppe stellt das Bad „Bains Municipaux“ am Boulevard de la Victoire in Straßburg dar.
Näher ran an den Rhein
Um die Region geht es auch bei einem Spiel, bei dem sich die Anwesenden, aufgeteilt in das „Team Schwarzwald“ und das „Team Vogesen“, auf Stühlen auf einem großen Schachbrett – getrennt durch den mit einem blauen Tuch dargestellten Rhein – gegenübersitzen. Die Gruppen müssen mehrere Aufgaben erledigen und können bei Erfolg mit ihren Stühlen näher an den „Rhein“ heranrücken. Und am Schluss gibt es auch noch etwas zu essen: nämlich eine französische Galette des rois und eine deutsche Neujahrsbrezel.
So können die Teilnehmer auf eine spielerische Art zumindest etwas mit der Kultur und Mentalität des jeweiligen Nachbarlands vertraut gemacht werden und werden motiviert, die deutsch-französische Grenzregion neu zu entdecken. Vielleicht sind derartige Initiativen nicht weniger wichtig als politische oder kulturelle Impulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.