Katzenschutz: Ja zur Kehler Verordnung

Verwilderte Katzen sind ein Problem. ©Tierhilfs- und Rettungsorganisation
Immer wieder werden auch im Kehler Stadtgebiet „Streuner-Katzen“ aufgegriffen. Allein 2023 wurden im Tierheim nach Angaben der Stadt 220 Fundkatzen aufgenommen – viele davon in schlechtem Gesundheitszustand. Private Futterstellen oder die Schaffung eines Katzendorfes, wo die Streuner versorgt werden, hätten ebenso wenig gebracht wie gezielte Einfang-Aktionen.
Zahl reduzieren
Von der Katzenschutz-Verordnung erhofft sich die Stadt, durch Kastration die Zahl der frei lebenden Katzen auf ethische und tierfreundliche Weise reduzieren und die Tiere vor Leid und Schmerz schützen zu können. Das Tierschutzgesetz verpflichte dazu, weil „Streuner-Katzen“ rechtlich gesehen keine Wildtiere sind, sondern domestizierte Haustiere, die auf Fürsorge und Pflege des Menschen angewiesen sind.
Der Verordnungsentwurf, der dieser Tage seine Runde durch die Ortschaftsräte macht, nimmt nicht zuletzt die Katzenhalter in die Pflicht. Sie müssen ihre Stubentiger kastrieren lassen, wenn sie ihnen Freigang gewähren. Freigänger-Katzen müssen zudem gechipt oder tätowiert sein; die Daten hat der Halter der Stadt Kehl zu übermitteln. Zudem erhält das Tierheim das Recht, frei lebende Katzen zu kastrieren – ohne eine solche Verordnung wäre eine solche Handlungsweise ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, so Ortsvorsteher Heinz Rith. Die Kosten dafür übernimmt der Bereich Ordnungswesen.
Die Kosten
Die Stadt rechnet mit Kosten von rund 7000 Euro pro Jahr. Zudem wurde ein Zuschuss durch das Tierheim beim Regierungspräsidium beantragt – 80 Euro für die Kastration eines weiblichen Tieres, 40 Euro für die eines Katers.
Im Ortschaftsrat Goldscheuer hatte sich vor allem die Liste „Leben im Dorf“ Gedanken über die Verordnung gemacht und regte einige Änderungen an. Kontrovers diskutiert wurde ihr Vorschlag, nur weibliche Tiere zu kastrieren, weil der Zuschuss für Kätzinnen höher ist. Diese Selektion sei jedoch uneffektiv, kritisierte Rolf Sigg: „Wenn ich nur einen Bruchteil der Kätzinnen kastriere, laufen immer noch genug unkastrierte Kater herum, die die übrigen Kätzinnen begatten können.“ Diesen Vorschlag zog die LiD schließlich zurück.
Abgelehnt wurde auch ihre Forderung, nach einer Übergangszeit von fünf Jahren eine Katzensteuer einzuführen. Die Einnahmen sollten dem Tierheim zugute kommen, das die Katzen im Krankheitsfall versorgt. Man könne jedoch keine zweckgebundenen Steuern einführen, so Heinz Rith.
Angenommen wurde dagegen der LiD-Vorschlag, zwischen Bekanntmachung und Inkrafttreten der Verordnung eine Übergangszeit von zwei Jahren vorzusehen. Bei nur sechs Monaten (wie von der Stadt vorgeschlagen) würden sehr viele Katzen im Tierheim oder auf der Straße landen, so Rita Rennwald. Auch schlug die LiD vor, dass der Zuschuss, den Tierheime für die Kastration erhalten können, in dieser Übergangszeit auch den Katzenhalten gewährt wird.
Martin Manshardt (Freie Wähler) war einer von zwei Ratsmitgliedern, die die Verordnung ablehnten. „Jeder, der seine Katze liebt, kastriert sie auch“, glaubte er. „Wenn man’s aber machen muss, werden weniger dazu bereit sein.“