Bodersweier diskutiert über Waldrefugien
Nach längerer Diskussion votierte der Bodersweierer Rat mit knapper Mehrheit dafür, auf seiner Gemarkung das gesamte vom Forst vorgeschlagene Potenzial für Waldrefugien auszunutzen.
Die Eigentümerzielsetzung für den Stadtwald Kehl, die die Projektgruppe „Forst“ erarbeitet hat, macht seit einigen Wochen die Runde durch die Ortschaften. Am Donnerstag kam das Papier in Bodersweier zur Sprache. Wie bereits berichtet, wurden in der Arbeitsgruppe die verschiedenen Zielsetzungen für die Forsteinrichtung der nächsten zehn Jahre in den Bereichen Ökologie, Soziales und Ökonomie erörtert und bewertet. Die Beschlussvorlage für den Gemeinderat sieht vor, fünf Prozent der Flächen als Waldrefugien auszuweisen, in denen der Wald sich selbst überlassen werden soll, um Tieren und Pflanzen einen ungestörten Lebensraum zu bieten. Zudem sollen 31 Hektar Maßnahmenfläche für die Bechsteinfledermaus ausgewiesen werden.
Auf Bodersweierer Gemarkung liegen fünf der 16 vorgeschlagenen Refugien mit einer Gesamtfläche von 11,9 Hektar. Ortsvorsteher Manfred Kropp erläuterte dem Ortschaftsrat, dass der Forst im gesamten Kehler Stadtwald ein Potenzial von 90 Hektar für eventuelle Waldrefugien ausgemacht habe, das von der Arbeitsgruppe allerdings auf die Hälfte eingedampft wurde. In Bodersweier hatten die Forstleute 13,7 Hektar Wald als mögliche Fläche für Waldrefugien ermittelt.
Um die Differenz von 1,8 Hektar entspann sich im Rat eine lebhafte Diskussion. Andreas Hopp plädierte dafür, in Bodersweier bis an die Obergrenze zu gehen: „Mir ist noch kein Argument untergekommen, warum wir nicht das volle Potenzial ausnutzen sollten“, sagte er. Landwirt Andreas Oertel dagegen sprach sich dafür aus, es bei den fünf Prozent zu belassen, da der Wald ja auch dem Holzerwerb diene. Zudem werde im entnommenen Holz ja CO2 gespeichert.
Ökopunkte für die Stadt
Stadtrat Norbert Hense (Grüne), der als Bodersweierer an der Sitzung teilnahm, verwies auf das Stadtentwicklungskonzept 2035, das derzeit ausgearbeitet werde – und betonte, dass die Stadt Ökopunkte brauche, um sich weiterzuentwickeln. Mit der Ausweisung von Waldrefugien bekäme die Stadt mit relativ wenig Aufwand viele Punkte. Zudem seien diese Mini-Bannwälder wichtig für die Artenvielfalt, den Klimaschutz und die Naherholung und dienten als Trittstein-Biotope. Auch Hopp verwies auf die Notwendigkeit, Ökopunkte zu generieren: „Ich verstehe nicht, dass die Landwirte dagegen sind“, sagte er. „Wenn die Ökopunkte nicht aus dem Wald kommen, müssen wir Ackerland in Blumenwiesen umwandeln oder Ökopunkte bei anderen Gemeinden kaufen.“
Den Einwand von Roland Müll, dass für die ortsansässigen Selbstwerber bei zu vielen „stillgelegten“ Waldarealen zu wenig Fläche übrigbleibe, um Brennholz zu machen, konnte Kropp entkräften: „Die Zahl der Selbstwerber ist stark zurückgegangen, von 68 auf nur noch 16 Personen“, sagte er.
Bei der abschießenden Abstimmung votierte der Rat einstimmig für die Eigentümerzielsetzung und die Ausweisung von Waldrefugien und Flächen für die Fledermäuse. Sechs von zehn Räten stimmten für den zusätzlich eingebrachten Beschlussvorschlag, die auf Bodersweierer Gemarkung liegenden Waldrefugien auf die vom Forst vorgeschlagene Größe zu erweitern. Vier Ratsmitglieder sprachen sich dagegen aus.