Kehl

Besonderer Grenzgang für Willstätter Obegefreiten

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05. Oktober 2024
Einst an der Frontlinie, heute Gedenkstätte: der ehemalige Beobachtungsposten Point Alpha. Bild unten: Geschafft – Reservist Joachim Halm (re.) mit einem Offizier der US Army nach dem Marsch.

(Bild 1/2) Einst an der Frontlinie, heute Gedenkstätte: der ehemalige Beobachtungsposten Point Alpha. Bild unten: Geschafft – Reservist Joachim Halm (re.) mit einem Offizier der US Army nach dem Marsch. ©Privat

Zum sechsten Mal fand im September der Internationale „Point Alpha-Marsch“ an der ehemaligen innerdeutschen Grenze statt. Auch Joachim Halm, Obergefreiter der Reserve aus Willstätt, war mit dabei.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich mitten in Europa zwei bis an die Zähne bewaffnete Militärblöcke gegenüberstanden. Die Frontlinie verlief damals mitten durch Deutschland. Auch heute noch erzählen viele steinerne Zeugen von dieser Zeit. Einer davon ist Point Alpha, ein ehemaliger US-Beobachtungsstützpunkt in Ost-Hessen, direkt an der früheren innerdeutschen Grenze.

Leistungsmarsch

Umso wichtiger ist es, den Menschen die Geschichte des Kalten Krieges und der deutschen Teilung bis 1989 näher zu bringen. Diesem Ziel hat sich auch die Kreisgruppe Ost­hessen des Deutschen Reservistenverbandes verschrieben. 2019 rief sie den „Point Alpha-Marsch“ ins Leben – ein Leistungsmarsch, der seitdem jedes Jahr am zweiten September-Wochenende stattfindet. In diesem Jahr erlebte die Veranstaltung ihre sechste Auflage.

Die Teilnehmer konnten zwischen drei unterschiedlich langen Strecken entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wählen – zwischen 10 und 30 Kilometern Länge. Dabei kamen sie auch durch viele Ortschaften der ehemaligen DDR. An mehreren Kontrollstellen wurden die Teilnehmer mit kostenloser Marschverpflegung und Getränken versorgt. Auf dem Biwak-Platz konnten Teilnehmer und Besucher zudem historische Fahrzeuge, Ausrüstungen und Uniformen der US Army aus den 1970er- und 1980er-Jahren besichtigen.

Zweite Teilnahme

Zum zweiten Mal dabei war Joachim Halm, Obergefreiter der Reserve aus Willstätt. Ende der 1970er-Jahre absolvierte er seinen Wehrdienst bei den Fallschirmspringern in Calw und Nagold. Seit zwei Jahren engagiert er sich auch in der Reservistenkameradschaft Offenburg-Kehl, die zur Kreisgruppe Baden-Südwest des Reservistenverbandes gehört.

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Inzwischen ist er wieder zurück in der badischen Heimat und zeigt sich beeindruckt von den Erlebnissen, die er von dort mitgebracht hat. Nahezu 150 Teilnehmer gingen an den Start, darunter aktive und ehemalige Soldaten und Zivilbeschäftigte der US Army, aus den Niederlanden, Frankreich, Portugal und Japan und natürlich auch aus Deutschland. Aber auch Zivilisten sind dabei, etwa Einsatzkräfte des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks oder der Feuerwehr.

„Mich hat erstaunt, wie viele junge Leute dabei waren“, erzählt Joachim Halm. Aber auch Ältere machten sich bei sommerlichem Wetter und Temperaturen über 30 Grad auf den Weg.

Krieg will keiner

Natürlich stand die Kameradschaftspflege im Vordergrund. Aber auch die aktuelle politische Lage war Gesprächsthema unter den Teilnehmern. Schließlich tobt im Osten Europas seit mittlerweile zweieinhalb Jahren ein erbitterter Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Welche Gefühle beschleichen einen vor diesem Hintergrund an so einem geschichtsträchtigen Ort? Halm wählt seine Worte mit Bedacht. Er habe ein sehr differenziertes Stimmungsbild wahrgenommen. „Gerade die Älteren, die da mitlaufen, haben teilweise schon Erfahrungen aus echten Einsätzen“, erzählt er. „Die wollen lieber Freundschaft und Frieden.“ Es müsse daher auch darum gehen, die Warnung weiterzugeben, dass es nie mehr Krieg auf europäischem Boden geben darf.

Stichwort

Point Alpha

Der ehemalige „Observation Post Alpha“ (so der offizielle Name), an der Straße zwischen Rasdorf (Hessen) und Geisa (Thüringen) gelegen, war einer von vier US-Beobachtungsstützpunkten an der hessischen innerdeutschen Grenze – und wohl der wichtigste. Auf der anderen Seite der Grenze standen Wach- und Führungstürme der DDR-Grenztruppen. Der Stützpunkt lag im Zentrum des „Fulda Gap“, in der die Nato im Ernstfall die Invasion der Truppen des Warschauer Pakts erwartete. Die Beobachtungstürme liegen auf 411 Meter Höhe auf einem Bergzug und boten somit einen guten Überblick über das angenommene vorderste Aufmarschgebiet des Warschauer Pakts.

Heute ist Point Alpha eine Mahn-, Gedenk- und Bildungsstätte, die von einer Stiftung getragen wird. Ziel ist, den ehemaligen Militärstützpunkt zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten – als Beitrag zur Förderung politischer Bildung und Erziehung und zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Teilung.

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