Benefizkonzert für ukrainische Waisenkinder in der Christuskirche Kehl
Das Gotteshaus war mit zahllosen LED-Kerzen illuminiert, die eine festliche und zugleich intime Atmosphäre schufen: Ein grandioser Rahmen für ein ungewöhnliches Konzert, wie es in Kehl selten zu erleben ist. Auf Einladung der französisch-ukrainischen Hilfsorganisation „Soutenez les orphelins ukrainiens“ und der Kehler Flüchtlingshilfe boten die aus der Ukraine stammenden Künstler ein musikalisches Feuerwerk verschiedener Genres und Stile.
Alle drei sind „Hochkaräter“: Die aus Kyjiv stammende Sopranistin Anna Koval ist seit 18 Jahren Solistin am Nationalen Akademischen Operettentheater, Olga Fekete ist gefeierte Konzertpianistin und Musikprofessorin aus Charkiw, jetzt in Straßburg wohnhaft. Ihr Sohn Stas Fekete verbindet klassische Musik mit symphonischem Rock und Elektro-Klassik und interpretiert auf dem Cello sowohl klassische als auch moderne Rock-Meisterwerke neu.
Mal zart, mal kraftvoll
Die drei Künstler standen mal allein, mal zu zweit oder zu dritt auf der Bühne. Zu Beginn erklangen bekannte Arien von Puccini, Franz Léhar und Johann Strauß im Kirchenschiff, mal zart, mal kraftvoll interpretiert von Anna Koval, begleitet von Olga Fekete auf dem Piano. Ganz anders Stas Fekete: Er verstärkt sein Instrument elektronisch und kombiniert mehrere Tonspuren miteinander – und brachte moderne Rocksongs im Klassikgewand zu Gehör, wie „Behind blue Eyes“ von The Who, „Lonely day“ der Band System of a down und „Sweet Dreams“ von den Eurythmics.
Am ergreifendsten waren jedoch die oft schwermütigen ukrainischen Weisen, in deren Interpretation die Künstler all ihre Gefühle und ihren Schmerz legten. Auf der im Altarraum aufgespannten Leinwand waren währenddessen Lichtbilder zu sehen, Fotos von spielenden Kindern, Sonnenblumenfelder, aber auch weinende Menschen, Explosionen und zerstörte Häuser. Das ging unter die Haut: So mancher im Publikum, darunter viele Exil-Ukrainer, wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Mit dem Erlös des Konzerts werden Waisenkinder in der Region Saporischschja unterstützt, die ihre Eltern verloren haben und nun bei Verwandten oder Pflegeeltern leben. Finanziert werden damit Angebote in Kunst, Musik oder Sport, um ihnen Freude und Hoffnung zu geben: „Mit unseren Spenden wollen wir den Kindern zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben“, sagte Margarita Koshyl, eine der Organisatorinnen des Benefizkonzerts.
Sammeln für Kinder
Donnernder Applaus belohnte am Ende des beeindruckenden zweistündigen Konzerts die drei Musiker, die selbst ihr kriegsgeschütteltes Land verlassen mussten, und die nun mit ihrer Kunst nicht nur hierzulande die Zuhörer erfreuen, sondern sich für elternlose Kinder in ihrer Heimat einsetzen.