Vor 50 Jahren lernten sich Sasbach und Marmoutier lieben
„Es gilt! Freundschaft!“. Mehr Worte bedurfte es nicht, als vor 50 Jahren die Verbindung zwischen Menschen von Marmoutier und Sasbach begann, im Erlenbadpark in Obersasbach miteinander gefeiert wurde und die Waldhornbläser aus der elsässischen Gemeinde ihre badischen Gastgeber beim Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen des Chors „Fidelia“ begeisterten.
Dies war am 4. Juli 1971, als die Gäste im Festgottesdienst die „Hubertusmesse“ spielten und eine einmalige „Jumelage der Herzen“ begann, die erst 25 Jahre später unter Bürgermeister Ewald Panther und Ortsvorsteher Albert Doll in eine offizielle Gemeinde-Partnerschaft mündete. Bei der Unterzeichnung der Urkunden durch die Bürgermeister Panther und Jean-Claude Weil sowie der Gemeinderäte wurde immer wieder davon gesprochen, dass aus der „Ehe ohne Trauschein“ endlich eine „Hochzeit vun hiewe un diewe” werden müsste.
Die erste deutsch-französische Begegnung vor 50 Jahren war von einer so großen Herzlichkeit und Begeisterung geprägt, dass noch an Ort und Stelle mit dem Vorsitzenden der Waldhornbläser und „Motor” der Freundschaft, Edmond Kalck, die Fortsetzung der Kontakte vereinbart wurde. Diese begannen etwas zaghaft und auf privater Ebene, wurden dann aber in der Folgezeit umso lebendiger auch ohne offizielles Dokument weitergeführt.
Hieran hatten der Verkehrsverein und die Vereine beider Gemeinden einen wesentlichen Anteil, besonders die Schlepper- und Oldtimerfreunde „Vor der Hornisgrinde“, die Trachtenkapelle und der Kirchenchor Obersasbach, die Chorgemeinschaft Obersasbach/Sasbachwalden sowie die Waldhornbläser und das Mundarttheater „Le Theatre Alsacien de Marmoutier“, das jährlich mit einem famosen Theaterabend und Flammkuchen die Partner erfreuten. Im Jahr 1986 trat auch die Grundschule von Obersasbach die Reise nach Marmoutier an.
Einen ersten Höhepunkt erlebte die „Ehe ohne Trauschein“ 1991, als im Erlenbadpark das 20-Jährige gefeiert wurde. Doch zu einer Jumelage konnten sich beide Gemeinden noch nicht entschließen, obwohl sich die Kontakte auf vielen Ebenen und durch den unermüdlich hin- und herfahrenden Ortsvorsteher Albert Doll bestens entwickelten. Sein Pendant war Edmond Kalck, der für sein großes Bemühen um die Freundschaft am 10. Juni 1994 mit der Ehrenmedaille der Gemeinde Sasbach ausgezeichnet wurde. Er starb noch wenige Monate später.
Treffen 1995
Nachdem mit Jean-Claude Weil ein neuer Bürgermeister und neue Gemeinderäten die Verantwortung übernahmen, verdichtete sich der Wunsch, zum 25-jährigen Bestehen der Freundschaft aus der „Ehe auf Probe“ eine „Hochzeit“ zu machen. So kam es Anfang Dezember 1995 zu einem ersten Treffen mit gemeinsamer Ratssitzung zwischen den Gremien beider Gemeinden, bei dem beide Seiten den Wunsch nach einer Jumelage bekräftigten.
Der einstimmige Beschluss des Gemeinderats erfolgte am 18. März 1996. Ziel und Inhalt der Jumelage sollte es sein, die Freundschaft zwischen beiden Gemeinden und deren Einwohnern, Schulen und Vereinen zu vertiefen und die Treffen von Personen beider Orte zu unterstützen – auch von Jugendlichen. In diesem Sinne fanden bisher in Marmoutier drei Projekte „Eine Welt von Freunden” mit Jugendlichen aus neun europäischen Gemeinden statt und vier in Sasbach.