Entsetzen nach Einbruch im Pfarrhaus in Rheinbischofsheim
Der Einbruch im Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde in Rheinbischofsheim vergangene Woche (wir berichteten) hat wahrlich Spuren hinterlassen. Pfarrer und Pfarrsekretärin müssen das erst einmal verdauen. Die Einbrecher hatten Wasserhähne aufgedreht und großen Schaden angerichtet.
Zwischen Dienstag- und Donnerstagmittag vergangene Woche haben Einbrecher das evangelische Pfarrhaus in der Kirchstraße 11 in Rheinbischofsheim verwüstet. Pfarrsekretärin Marlies Bliß entdeckte den Schaden und meldete ihn am 17. August um 14.30 Uhr die Polizei.
Marlies Bliß spricht von purem Chaos. Die Eindringlinge hatten im Pfarrgemeindebüro einen Tresor aufgebrochen und umgeworfen. Und: In den Privat- und Geschäftsräumen drehten sie Wasserhähne auf. Im Keller stand das Wasser drei Zentimeter hoch, schildert Bliß. Sie konnte sich beim Betreten des Büros zunächst nicht sicher sein, ob sich die Täter vielleicht noch im Haus befinden. Unerschrocken drehte sie aber die Wasserhähne zu.
Geldkassette ist weg
Laut Polizei hebelten der oder die Täter ein Fenster an der östlichen Gebäudeseite auf und durchsuchten alles. Der Tresor im Pfarrbüro wurde laut Bliß mit Wasser übergossen, wahrscheinlich um Spuren zu verwischen – ein gängiges Verhalten bei Einbrüchen, sagt die Polizei. Eine gefüllte Geldkassette und ein Geldbeutel sind weg.
Wie viel Geld gestohlen wurde und wie hoch der angerichtete Schaden genau ist, sei noch nicht klar, er bewege sich aber in einem erheblichen Bereich, sagt Pfarrer Martin Grab. Der zuständige Kommissar Stefan Hagemeister vom Polizeiposten Rheinau bestätigt das, da unter anderem der aufgehebelte Blechschrank unbrauchbar geworden ist.
Der Umfang des Diebesguts stehe aktuell auch noch nicht genau fest, so die Polizei. Das Wasser habe natürlich großen Schaden angerichtet, auch die aufgehebelten Fenster werden repariert werden müssen.
Pfarrer erhielt Whats-App
Pfarrer Grab befand sich mit seiner Familie gerade im Sommerurlaub im Allgäu, als ihn Marlies Bliß per Whats-App informierte. Während der vierstündigen Rückfahrt habe sich seine Familie auch Sorgen um die eigene materielle Existenz, und Hab und Gut gemacht, erzählt Grab. Ein Gefühl der Ohnmacht und des Zorns auf die unbekannten Täter mache sich da schon breit, beschreibt Martin Grab seine Gefühlslage: »Man stellt sich die Frage: Warum gerade hat es uns getroffen?«
»Wahre Schätze«
Mehrere historische Kirchenbücher sind nun beschädigt. Sie befanden sich im aufgebrochenen Tresor und waren teilweise achtlos auf den Boden verstreut worden, wo sie wiederum vom ausströmende Wasser erfasst wurden. Das sei das eigentlich Unfassbare, sagt Gemeindesekretärin Bliß, denn bei den historischen Kirchenbüchern handele es sich um wahre Schätze. Das älteste aus dem Jahr 1560 blieb zum Glück unversehrt.
Die meisten der historischen Bücher würden jetzt restauriert, um weiteren Schaden zu vermeiden. Alle kommen aus Sicherheitsgründen ins Landesarchiv des Oberkirchenrats nach Karlsruhe. Man sei auch bereits mit den Versicherungen in Kontakt, sagt Bliß beim Besuch unserer Zeitung. Ärgerlich sei zudem, dass aus weiteren Schränken achtlos amtliche Dokumente und Vordrucke, wie Taufurkunden, Patenbriefe oder vorgerichtete Geburtstagsgeschenke aus Schränken gerissen worden seien.
2008 schon eingebrochen.
In den Sommerferien suchten sich Einbrecher gerne Gemeindehäuser und Kindergärten aus, sagt Hagemeister. Man wechsele sich mit dem Urlaub im Pfarramt extra ab, um das Pfarrhaus in der Ferienzeit nicht verwaisen zu lassen, erklärt Bliß. 2008 war schon einmal eingebrochen worden, weiß sie.
Die ermittelnden Beamten des Polizeipostens Rheinau erhoffen sich nun durch die Arbeit der Kriminaltechniker aus Offenburg Hinweise auf die Täter. Martin Grab will künftig mit der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Offenburg zusammenarbeiten, um präventiv gegen Einbrüche vorzugehen.