19-jähriger Khalil: Model für einen Imagefilm

Ofenfrischer Flammkuchen: Khalil bei Drehaufnahmen im Naturhotel Holzwurm. ©Regina de Rossi
Khalil ist ein junger Mann von 19 Jahren. Hochgewachsen und von schlanker Statur. Sein Haar ist so schwarz wie seine Augen, die schon mehr gesehen haben, als es für einen Jungen seines Alters sein sollte. Mitten in Aleppo ist er aufgewachsen. Seine Kindheit war unbeschwert. Bis der Krieg kam. Die Flucht war zu dieser Zeit nur ihm möglich. Seine Eltern sahen die einzige Möglichkeit, ihren Sohn zu schützen, darin, ihn auf diese ungewisse Reise zu schicken.
"Musste Geld verdienen"
Khalil war knapp 13 Jahre alt, als er in Deutschland ankam. „In Karlsruhe kam ich in ein Auffanglager, wurde dann nach Sasbach geschickt und später hat mich eine Familie aus Offenburg bei sich aufgenommen“. Bei ihr machte Khalil seinen Schulabschluss und lernte Deutsch. Als seine Mutter nach Jahren ausreisen durfte, kam sie bei Verwandten in Frankfurt unter. Khalil sah sein Heimweh gestillt und zog zu ihr. Doch es war kein Platz auf Dauer. Schließlich, er war gerade 17 geworden, zog es ihn in die Ortenau zurück und hier bekam er die Möglichkeit, ein kleines Zimmer in Sasbachwalden zu bewohnen. „Diese Freiheit bedeutete mir viel“, so der junge Mann, „doch ich musste jetzt auch Geld verdienen“. Der Ort habe ihm gezeigt, dass man hier gut Ferien machen könne und folgerte daraus, in der Gastronomie gut aufgehoben zu sein. Nach vielen Absagen fand er bei Eugen Oberle im Naturhotel Holzwurm nicht nur Arbeit. „Ich sagte ihm, wenn du etwas erreichen willst im Leben, musst du eine Ausbildung machen", so der Inhaber des Naturhotels.
Als extrem weltoffene Branche bezeichnet Daniel Ohl, Leiter des Bereichs Kommunikation der Dehoga Stuttgart, die Hotel- und Gastronomiewelt. „Es ist ein Beruf, der vielen Menschen unterschiedlichste Möglichkeiten bietet“. Welche, das zeigt das Nachwuchsprojekt der Dehoga Baden-Württemberg „Wir Gastfreunde“ (www.wir-gastfreunde.de). Die Kampagne wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt.
Das Herzstück dieses Projekts ist ein multimedial ausgebauter Linienbus, das Gastro-Mobil. Auf der Suche nach jungen Auszubildenden tourt es durch Baden-Württemberg und besucht Schulen und Berufsmessen. „Neu ist, vom 1. August 2022 an wird es im Gastgewerbe sieben statt sechs Ausbildungsberufe geben. Die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft Küche kommt dazu“, so Daniel Ohl. „Sie hilft Jugendlichen, die mit der Sprache noch nicht so vertraut sind, beruflich besser anzukommen“. Mit einem zusätzlichen Jahr können sie sogar Koch oder Köchin werden. „Eine gute Idee“, findet Herbert Decker, Vorsitzender der Dehoga Achern vom Hotel Engel in Sasbachwalden. „Viele Auszubildende sind gut in der Praxis, aber es scheitert an der Sprache“.
Khalil steht heute nicht nur im zweiten Lehrjahr, er steht auch als Model vor der Kamera, um für den zweijährigen Ausbildungsbereich „Fachkraft Küche“ einen Imagefilm zu drehen. Stolz und aufgeregt ist er, doch auf dem richtigen Weg. Seine Familie ist inzwischen vereint. Es war ein zähes Ringen, das der junge Mann für die Familienzusammenführung auf sich genommen hat.
Nach fünf Jahren
Das erste Zusammentreffen mit Vater und Geschwistern nach fünf Jahren auf dem Flughafen in Frankfurt war mehr als berührend. Der Sasbachwaldener Holzwurmwirt und Hotelier Eugen Oberle hat ihn damals gefahren und überhaupt weitaus mehr dazu beigetragen, als nur Chef zu sein, um dieser Familie eine neue Zukunft zu geben. „Ich werde das nie vergessen", so Khalil, der trotz einschneidender Lebenserfahrung alle hier am Drehtag mit seiner Offenheit und seinem Witz begeistert hat.