Disney hat es nicht immer leicht, wenn alte Klassiker des Filmstudios neu auf die Leinwand kommen. Beispiel «Schneewittchen»: Kontroversen hatten die Adaption des Zeichentrickfilms bereits monatelang vor dem eigentlichen Kinostart überschattet. Bei «Lilo & Stitch» hingegen ist praktisch das Gegenteil der Fall.

Denn erste Reaktionen auf die neu aufgelegte Geschichte rund um das kleine Mädchen Lilo und das hundeähnliche Alien Stitch fallen vor dem Kinostart am Donnerstag (22. Mai) bislang positiv aus. Unter dem deutschsprachigen Trailer der Realverfilmung schreibt ein Fan: «Gänsehaut pur». Was ist da dran?

Tatsächlich ist Regisseur Dean Fleischer Camp eine originelle Adaption des Zeichentrickfilms aus dem Jahr 2002 gelungen, die sich weitgehend an die Originalgeschichte hält. Im Gegensatz zur Oscar-nominierten Vorlage sind in «Lilo & Stitch» dieses Mal echte Schauspieler zu sehen.

Stitch strandet auf der Erde und lernt Lilo kennen

Doch einmal von vorn: Stitch, ein blaues, flauschiges Alien, ist das Ergebnis eines missratenen genetischen Experiments eines verrückten außerirdischen Wissenschaftlers in einer anderen Galaxie. Er ist enorm stark, intelligent und zerstörerisch - und soll verbannt werden.

Auf seiner Flucht strandet Stitch auf der Erde und lernt Lilo (Maia Kealoha) kennen. Das hawaiianische Mädchen lebt alleine mit ihrer großen Schwester Nani (Sydney Agudong) zusammen und findet als Außenseiterin in dem Chaos liebenden Alien einen besten Freund.

Stitchs Landung auf der Erde sorgt indessen für allerlei Turbulenzen. So suchen die CIA sowie der außerirdische Wissenschaftler («Hangover»-Star Zach Galifianakis) und ein Alien-Agent (Billy Magnussen) nach dem «Monster».

Eine Geschichte über die Bedeutung von Familie

Schnell wird klar, dass in Stitch mehr als nur Zerstörungswut schlummert. Im Laufe des Films zeigt er Gefühle und seine guten Seiten. «Lilo & Stitch» ist daher von Anfang bis zum Ende ein Film über die Bedeutung von Familie und an vielen Stellen - trotz der zugegebenermaßen etwas kitschigen Geschichte - ergreifend.

Nach dem Tod ihrer Eltern müssen Lilo und Nani selbst lernen, wieder als Familie zusammenzuwachsen. Doch Nani scheitert an der Erziehung ihrer frechen Schwester, hat viele offene Rechnungen zu begleichen, einen leeren Kühlschrank und bekommt Probleme mit dem Jugendamt. Die Situation spitzt sich zu, als sie wegen Stitch auch noch ihren Job verliert.

Dennoch ist es gerade der Außerirdische, der die Schwestern wieder näher zusammenrücken lässt. Wie in der Zeichentrickvorlage ist die Botschaft: «Ohana» - das hawaiianische Wort für Familie. «Familie heißt, dass alle zusammenhalten».

Einige Details im Vergleich zum Original verändert

Generell hält sich der Film nah an das Original, Lilo ist zum Beispiel nach wie vor großer Elvis-Fan. Einige Details und Figuren wurden aber auch verändert. So spielt etwa der rigorose außerirdische Kapitän Gantu, der in der Vorlage im späteren Verlauf Stitch einfangen soll, dieses Mal keine Rolle.

Stattdessen liegt der Fokus mehr auf der Suche des Wissenschaftlers und des Agenten. Die beiden schlüpfen auf der Erde in Menschenrollen, während sie sich in der Zeichentrickversion lediglich mit Perücken und anderer Kleidung tarnen. Das sorgt für einige unterhaltsame Momente - etwa wenn das Duo nach seiner Verwandlung in einem Hotel mehr schlecht als recht versucht, aufrecht auf zwei Beinen wie ein Mensch zu laufen.

«Lilo & Stitch»-Film aus dem Jahr 2002 war für Oscar nominiert

Veränderungen bei Disney-Remakes kommen nicht immer gut an. Bei «Schneewittchen» konnten viele Fans der modernen Adaption des Märchens nur wenig abgewinnen. Ob die Neuauflage von «Lilo & Stitch» letztlich bessere Chancen hat und an den Erfolg seines 23 Jahre alten Vorgängers anknüpfen kann?

Laut dem Branchenmagazin «Variety» hatte der erste «Lilo & Stitch»-Film von Dean DeBlois und Chris Sanders damals weltweit 273 Millionen Dollar bei einem Budget von 80 Millionen Dollar eingespielt. Zudem wurde er für einen Oscar in der Kategorie bester Animationsfilm nominiert. Es folgten Fortsetzungen und Serien. Die Latte liegt also (wieder) hoch.

dpa