Am 5. März 1871 soll Rosa Luxemburg in Zamósc in Polen das Licht der Welt erblickt haben, daher fand die Lesung im Fessenbacher Buchlädele drei Tage vor dem Weltfrauentag statt. Die Freundschaft von Rosa Luxemburg, Mitbegründerin der KPD, und Marie Geck (1865 bis 1927) stand im Mittelpunkt der Lesung und so erfuhren die Zuhörer durch Ursula Haß auch einiges aus dem Leben der beiden Frauen, ihre familiären Verhältnisse, ihren Einsatz in Politik und Gesellschaft.

Marie Geck lernte Rosa Luxemburg anlässlich des Stuttgarter Parteitages 1898 in einer Tram kennen. Die politischen Ziele von Rosa Luxemburg wurden von ihr begrüßt, anlässlich der Ermordung der Freundin 1919 fertigte Marie Geck eine achtseitige Würdigung.

Bebel bei der Trauung

1892 hatte die in Freiburg geborene Marie den SPD-Politiker Adolf Geck geheiratet. Sie gab ihren Beruf auf und zog mit ihrem Ehemann in dessen Heimatstadt Offenburg. Einen „Sozi“ zu heiraten, galt damals im katholischen Freiburg als unangebracht, weshalb die standesamtliche Trauung in Frankfurt stattfand. Einer der Gäste war August Bebel. Ihre Familie hatte Adolf Geck als jungen Studenten als Untermieter gehabt. Marie nannte ihn „Onkele“, später nach der Heirat war er das „Alterle“ und auch ihre Zeitschrift hieß „D’r Alt Offeburger“.

Geck war eine geborene Moßmann. Als sie mit 18 Jahren den angehenden Arzt Joseph Hermann Schretzmann heiratete, starb ihr Mann nach kurzem Eheglück an Tuberkulose und auch die beiden Söhne folgten ihm. Als junge Frau stand sie nun alleine mit einem Berg von Schulden da, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte.

Vielseitig begabt

Als junge Witwe wagte sie in Mannheim einen Neuanfang. Adolf Geck hatte ihr eine Stelle in einem Mannheimer Fotogeschäft vermittelt, in dem sie nicht nur die Buchhaltung übernahm, sondern auch das Fotografieren erlernte. Das kam ihr später unter anderem als Redakteurin zugute. Marie Geck war eine vielseitig begabte Frau, die fünf Kinder groß zog, als Armenrätin und Bezirksrätin, auch den Witwen des Erstens Weltkrieges zur Seite stand, als Redakteurin tätig war und den Buchdruckereibetrieb ihres Mannes managte.

Marie Geck überlebte Rosa Luxemburg, als sie 1927 verstarb, nur um acht Jahre. Rosa Luxemburg liebte die Gecks, vor allem auch die beiden Söhne, Brandel und Tell. Sie weilte auch gerne in Offenburg im Häusle in der Zähringer Straße, Adolf sang ihr morgens immer ein Liedle vor und die Musikalität der Gecks war für sie umwerfend, obwohl sie ein bisschen „zigeunerhaft“ war, wie sie sich ausdrückte. Bei den Gecks herrschte immer Sonnenschein, wie Rosa festhielt, auch wenn es Geldsorgen gab. Hier half Rosa auch aus.

Luxemburgs Vermächtnis

Rosa Luxemburgs Kampf gegen den Krieg und die Radikalität, mit der sie auf der Verbindung von politischer Freiheit und sozialer Gleichheit bestand, haben bis heute nichts an Strahlkraft verloren. Wenn man ihre Briefe aus dem Gefängnis, die sie unter anderem an Marie Geck schrieb, liest, spürt man ihre große Kraft und ihre nie versiegende Leidenschaft für das Leben und die Menschen.